Die Kampfhandlungen der 19. Ersatz-Division zwischen Soissons und l'Ourcq. 20. - 31.7.18.

XIX (K.S.) Ersatz-Division (K.S ist die Abkürzung für "Königliche Sächsische").

Merci , à Peter Mischke, qui nous a transmis ce texte très intéressant car il répond aux textes français, visibles sur le site, qui présentent les mêmes combats.

Die Kampfhandlungen der 19. Ersatz-Division zwischen Soissons und l'Ourcq. 20. - 31.7.18.

Nach Aufgabe der Offensive bei Reims, für die die 19. E.D.als Angriffsdivision 3 Welle im Abschnitt der Gruppe Gontard (1.Armee) (mit Gruppe Gontard ist wohl die an der Marne stehende Gruppe Conta gemeint) folgen sollte, wurde die Division am 16.7. in anstrengenden Eilmärschen aus ihrem Versammlungsraum bei St. Masmes über Poilcourt-Hermonville zur 7. Armee nach Fismes herangezogen, das sie am 18.7. gegen Mittag erreichte. Die Märsche, bei glühender Hitze teilweise bis über 30 km. am Tage, bedeuteten für die nicht einmarschierte Truppe eine grosse Anstrengung.

 

Am 19.7. wurde die Division in ihrer Unterkunft westl. Fismes alarmiert und auf Fère-en-Tardenois zur Verfügung der Gruppe in Marsch gesetzt.

Unterwegs angehalten und nach Westen abgedreht, erreichte die Division spät Abends die Gegend von Muret et Crouttes - Droizy und Launoy. Sie stellte sich hier als Eingreifdivision des Korps Etzel hinter 51 R.D. auf. Infanterie blieb alarmbereit. Artillerie ging auf die Höhen östlich und nordöstlich in Lauerstellung. Auftrag der Division war, einen Durchbruch des Gegners durch die schon geschwächte 10. I.D. und 51. R.D. etwa zwischen Hartennes und le Plessier-Huleu zu verhindern.

Noch am 19.7. Abends Erkundigungen im Gelände und Verbindungsaufnahme mit den Führern und der vorderen Linie der Stellungs-Divisionen.

20.7.

5 Uhr Vorm. Bereitstellung der Division zum Gegenangriff, der planmässig um 1 Uhr Nachm. in westlicher Richtung aus der Linie Coutremain-Martinpré-Ems erfolgen sollte. Die Ereignisse liessen es nicht dazu kommen. Der Gegner hatte die 51 R.D. durchbrochen und stiess um 10 Uhr Vorm. bereits durch das Bois du Plessier und über le Plessier-Huleu gegen die grosse Strasse Soissons-Oulchy-le-Château vor.

Die Division trat daher sofort um 10 Uhr Vorm. zum Gegenstoss an Der bereits in Gefechtsfühlung tretende Gegner liess einen einheitlichen Einsatz nicht mehr zu. Eine planmässige Artillerievorbereitung fehlte. Es waren eingesetzt : 2 Regimenter in erster Linie, 32 rechts, 23 links mit Begleitbatterien, Rgt. 24 links rückwärts gestaffelt.

Im Laufe des Nachmittags waren Höhe 205 westlich des Bois du Plessier und der Ort le Plessier-Huleu im harten Kampfe genommen, der Ort, nachdem er mehrmals den Besitzer gewechselt hatte. Der Gegner flutete auf Blanzy und St Remy zurück, unter vernichtendem Feuer der M.G. und Begleitgeschütze. Besonders der Angriff gegen le Plessier-Huleu, das auf einer glacieartig aufsteigenden kahlen Höhe liegt und wo der Gegener rücksichtslos seine Panzerwagen einsetzte, war äusserst blutig. Ersatz-Regiment 24 musste mit 1 Bataillon in die gelichteten Reihen des Rgts. 23, mit 1 Batallion in die links anschliessende 40 I.D. eingeschoben werden, wo eine grosse Lücke entstanden war. Hierbei wurde auch die nicht zum Angriffsstreifen gehörende Martinpré-Ferme erstürmt, deren Besatzung eine starke Berohung der Flanke bedeutete. Das vorarbeiten des Regiments 32 im Walde von le Plessier, der unter schwerstem Feuer lag, war äusserst verlustreich.

Beim Angriff wurden 80 Gefangene von 2 französischen Divisionen, zahlreiche M.G.s eingebracht, 8 Tanks von den Begleitbatterien erledigt.

Am Abend blieb die Division mit vordersten Teilen in der Linie Fontaine-aux-Chênes - Westrand le Plessier-Huleu nach dem noch am späten Nachmittag mehrere feindliche Gegenangriffe mit Tanks aus Richtung St Remy abgeschlagen waren. Die Division löste die 51 R.D. ab.

Der Angriff der Infanterie verdiente in Anbetracht der anstrengenden Märsche der Vortage und in Anbetracht der starken feindlichen Gegenwirkung von M.G.s, Artillerie und Tanks alles Lob.

Die Begleitbatterien unterstützten die Schwesterwaffe in mustergültiger Weise. Ganz besonders zeichnete sich die Batterie Colditz(2/47) in der Bekämpfung feindlicher Tanks aus. Die Division, zum ersten Male im Grosskampf, hatte ihre Feuertaufe gut bestanden.

Die Division leitete den Angriff vom Divisions-Gefechtsstand Kirche Launoy aus, den sie später infolge Beschiessung mit schwerem Kaliber mit der Ferme-de-Launoy wechselte.

 

21.7.

Am 21.7. setzten starke Angriffe gegen den nördlichen und südlichen Nachbarabschnitt ein, den um 11 Uhr Vorm. ein erneuter Tankangriff auf le Plessier-Huleu folgte. Er wurde abgewiesen.

Im Laufe des Nachmittags steigerte sich das feindliche Artilleriefeuer aller Kaliber und Gasbeschuss gegen den Divisionsabschnitt. Besonders le Plessier-Huleu lag unter starkem Beschuss; grösserer Angriff wurde hier erwartet.

Die Division zog ihre Reserven hinter den Abschnitt des Regiments 23 und sicherte die Tiefenzone durch die zugeteilten M.G.Ss.-Abteilungen (M.G.Ss: Maschinengewehr Scharfschütze.). Die gesamte Artillerie, einschliesslich der Artillerie der 51. R.D. lag im Vernichtungsfeuer.

Der Angriff dehnte sich gegen den ganzen Divisionsabschnitt aus. Brennpunkte waren Höhe 205 und le Plessier-Huleu.

Der Angriff hatte zunächst Erfolg, auf Höhe 205 fasste der Gegner vorübergehend Fuss, und in le Plessier-Huleu drang er ein. Höhe 205 wurde durch Ers. Rgt. 32 in schneidigem Gegenstoss wiedergenommen. Um le Plessier-Huleu wogte der Kampf lange hin und her. Es blieb zuletzt im Besitz des Gegners der frische Kräfte heranführte.

Divisionsgefechtsstand wurde nach Muret et Crouttes Chateau verlegt.

Der eigene Angriff am 20.7. und die feindlichen Gegenangriffe am 21.7. hatten bedeutende Opfer gekostet.

5 Btls. Kdre. waren tot bezw. verwundet, 1 Regiments-Kommandeur (Oberstleutnant Rietschier) leicht verwundet, der Ausfall an Offizieren, besonders an Kompagnieführern, sehr gross, die Verluste an Mannschaften betrugen schätzungsweise 1800 Mann.

Die Lage erforderte weiteres Ausharren und unbedingtes Halten der Stellung gegen voraussichtlich weitere frische Angriffe.

Die Verbände wurden geordnet, Tiefengliederung hergestellt, Reserven für die Führung ausgeschieden. Die Artillerie erschoss den Feuerschutz vor dem Divisionsabschnitt.

Am 22.7. beschränkten sich die Kampfhandlungen auf beiderseitige starke Artillerietätigkeit. Ein Teilangriff einer französischen Kompagnie an der Grenze zwischen Ers.Inf.Rgt. 32 und 23 wurde abgewiesen. 2 M.G.s erbeutet.

Am 23.7. trat der Gegner 7 Uhr vorm. nach längerem Vorbereitungsfeuer und starker Vergasung mit Tanks in breiter Front an. 17 Tanks durchbrachen östlich le Plessier-Huleu die eigene Linie, 13 wurden dicht dahinter durch die Begleitbatterien zusammengeschossen, der Rest kehrte um. Die nachfolgende Infanterie wurde im Gegenstoss geworfen. Die Angriffe gegen die anderen Teile der Divisionsfront scheiterten an der Hauptwiderstandslinie oder brachen schon vorher im Artilleriefeuer zusammen.

Am Abend konnte dem Generalkommando gemeldet werden, dass bis auf eine geringfügige Einbuchtung östlich le Plessier-Huleu die mit zahlenmässiger Überlegenheit geführten Angriffe abgewiesen wären.

Die Abwehr hatte weitere Verluste gekostet: die Gesamtverluste beliefen sich jetzt auf etwa 50 Offiziere, 2200 Mann.

Besonders gross waren die Verluste bei Ers.Inf. Rgt.24., dessen Reste unter Führung des Majors Kutzleb dem Ers. Rgt. 23 unterstellt wurden. Beim Ers.Inf. Rgt.23 litt das Bataillon Külz sehr unter Gas. Sein tapferer Führer selbst und sein Stab wurden ausser Gefecht gesetzt.

Die Truppe war ziemlich erschöpft, besonders auch mitgenommen durch den Mangel an Schlaf, da an Ablösung nicht zu denken war und durch ungenügende Verpflegung (seit acht Tagen keine Fettzulagen), die in der allgemeinen Nachschublage begründet waren.

Es galt, mit allen Mitteln den Wünschen der Truppe auf Ablösung entgegenzutreten und sie durch offensive Betätigung immer wieder anzuspornen.

Die Truppe hat den vorübergehenden Zustand physischer Ermüdung schnell überwunden und die weiteren Kampftage sich vorzüglich geschlagen.

Der Angriffsgeist lebte wieder auf.

Am 25.7. hatte ein von der Division angesetztes Patrouillenunternehmen des III./24 und der Pioniere unter Führung des Majors Kutzleb vollen Erfolg, 1 Hauptman, 120 Gefangene wurden eingebracht, mehrere M.G.s erbeutet, die eigene Linie am Südflügel wieder vorgeschoben.

Mit dem Rgt. 24 wetteiferten die Regimenter 32 und 23.

Mehrere Patroillenunternehmen brachten Gefangene ein und klärten die Feindlage. Beide Regimenter schoben unter stetigem Kampf mit feindlichen M.G. Nestern ihr Vorfeld vor.

Bei einer persönlichen Erkundung des Divisions-Kommandeurs am 26.7. wurde der Artillerie-Kommandeur, Oberstleutnant v. Wolf, durch tieffliegende feindliche Flieger schwer am Bein verwundet; die Führung der Artillerie ging an Oberstleutnant Fischer, Kommandeur Ers. F.A. 47 über.

In der Nacht vom 27./28. wurde der linke Flügel der Hauptwiederstandslinie auf höheren Befehl im Anschluss an eine allgemeine Rückwärtsbewegung unbemerkt vom Gegner zurückgenommen.

Am 28.7. gegen die linke Nachbardivision einsetzende schwere Angriffe brachen zusammen. Die Artillerie der 19. Ers. Division unterstützte tatkräftig.

Die Kampfkraft der Division sank allmählich. Auch die Tage ohne grosse Angriffshandlungen brachten infolge des dauernd auf der Infanteriezone den Batterien und den Anmarschwegen liegenden Feuers weitere Verluste. Am 27. Abends musste dem Generalkommando die Stärke der Inf. Brigade als 37 Offiziere, 1100 Mann gemeldet werden. Von 71 s.M.G. waren durch feindliche Gegenwirkung nur noch 37 brauchbar. Der Ausfall an Geschützen war gross.

Die Divisionsreserve betrug nur noch wenige zusammengeschmolzene Kompagnien.

Hinter der 19. E.D. wurde die Garde-Ers.-Division als Eingreifdivision bereitgestellt.

Den geringen Istbestand musste der gute Geist der Truppe wettmachen. Im Vertrauen darauf konnte weiteren Kämpfen entgegengesehen werden.

In der Nacht vom 28./29.7. zeigten sich bereits die Vorboten eines neuen Angriffs. Heftiger Beschuss bis weit ins Hinterland, auch gegen den Divisions-Gefechtsstand und stärkste Vergasung der Wälder.

Am 29.7. 5 Uhr Vorm. steigerte sich das Feuer zum Trommelfeuer; die Bereitstellungsräume der Reserven, auch der Garde-Ers. Division, lagen unter dichtem Gas, das sich bei fast vollkommener Windstille hielt.

Die eigene Artillerie schlug mit Vernichtungsfeuer in die feindlichen Versammlungsräume.

Begünstigt durch Bodennebel und hinter künstlichen Nebelschwaden brach der Angriff los. Vor Rgt. 32 und 23, gegen die nur ein Nebenangriff ansetzte, brach er im M.G. und Artilleriefeuer zusammen. Bei Rgt. 24 (dessen Kampfkraft nur noch 8 Offiziere, 208 Mann betrug) gewann der in dichten Massen angreifende überlegene Gegner Boden. Durch Einbruch bei linker Nachbardivision wurde die schwache Besatzung des Vorfeldes und der Hauptwiderstandslinie umgangen und von der Flanke her überrannt. Der Angriff kam jedoch an Höhe 206 vor den Reserven des Rgts. 24 und Teilen der Garde-Ers.-Div. zum Stehen. Die von Norden herangeführten Reserven der Division verhinderten zunächst im Gegenstoss ein weiteres Vordringen. Mit ihren gelichteten Reihen konnte dem übermächtigen Gegner (2 frische Divisionen: 34. engl., 25. franz.) auf längere Zeit von der geschwächten Division allein nicht standgehalten werden.

Das Generalkommando setzte deshalb sofort die Garde-Ers.-Division mit einem Regiment von Norden, mit einem Regiment von Nordosten gegen Höhe 206 an. Auch diese frischen Truppen gewannen nur langsam Boden. Am Abend war die Höhe noch nicht im vollen Besitz der Garde Ers.Div.

Am 29.7.18. hat sich besonders das Bataillon Blass des Ers.-Regts. 23 ausgezeichnet. Es hat unter schwierigsten Verhältnissen mit offenen linken Flügel seine anvertraute Stellung gehalten, trotzdem die Verluste ganz ausserordentlich hoch waren und sämtliche Offiziere als Gewehrträger eintreten mussten. Dadurch wurde ein Vordringen des Gegners in Richtung Monument verhindert, das für den Besitz des wichtigen Plessier-Waldes verhängnisvoll werden konnte. Die vom Bataillon einlaufenden Brieftaubenmeldungen waren in ihrer knappen Berichterstattung, aus denen der unbedingte Wille zum äussersten Aushalten sprach, mustergültig.

Der Kampftag hatte der Division erneute grosse Verluste gekostet. Ers.Rgt. 24 war fast aufgerieben (nur noch die Stäbe und wenige Gruppen vorhanden); die Divisionsreserve, I.32, durch Gas grösstenteils auser Gefecht gesetzt.

Die Division konnte endgültig nicht mehr als kampfkräftig gelten.

Am Abend des 29. traf der Befehl zur Ablösung durch die Garde-Ers.-Div. ein

In der Nacht vom 29./30.7. wurde Ers.-Rgt.24, in der Nacht vom 30./31.7. Ers.-Rgt 23 und 32 herausgezogen.

Am 31.7. früh übergab die Division den Befehl.

Das Ers.Felda-Rgt. 47 blieb bis zur Nacht vom 1./2./8. un-ter dem Befehl der Garde-Ers.-Div. in Stellung. Es hat am 1.8. einen besonders schweren Angriff gegen die Garde-Ers.-Div. mit abgewiesen.

Im Verlaufe des Angriffs gelang es dem Gegner infolge Durchbruchs bei linker Nachbardivision über Höhe 205 und auf la Mont Jour vorzudringen. Hierbei hat sich die III./F.A.47 unter Führung des Hauptm. Becker besonders hervorgetan. Sie hat in der Nahverteidigung mit ihren Kanonieren und den Resten der zurückgehenden Infanterie den Angriff zum Stehen gebracht. 6 Tanks hierbei erledigt.

Die Feldbatterien mussten auf Befehl in ihren Stellungen bis zum äussersten aushalten. Ein Teil fiel gesprengt nach Verschuss sämtlicher Munition in die Hand des Gegners. 3 Geschütze (5./47) konnten später durch kühnen Vorstoss des Offz. Stellv. Rossonek geborgen werden.

Der 1.8. ist ein Ruhmestag für das Ers.F.A. 47.

Harte Kämpfe liegen hinter der Division. Sie sind mit Ehren bestanden. Die Division hat gegen 4 - 5 frische Divisionen gefochten. Ueber 220 Gefangene, zahlreiche M.G.s sind erbeutet; gegen 32 Tanks wurden in und dicht vor den Linien ausser Gefecht gesetzt.

In den arg zusammengeschmolzenen Verbänden lebt ein guter kampferprobter Geist. Ihn dem neuen Ersatz für künftige,hoffentlich grosse Aufgaben einzuflössen, wird das eifrige Bestreben der Division sein.

Anlagen:

Marschskizze und Unterbringungsraum vom 12.7. - 3.8.18. Lage am 20.7.18 am 21, 23, 25.7.18. Abends, am 29.7.18. Kriegsgliederung der Division während der Angriffstage. Stellenbesetzungsliste. Ubersicht über die Verluste.

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