REICHSARCHIV BAND 34, VON SEITE  199 BIS 208

Erfolgreicher Vorstoß des Inf.Regts. 32 gegen das Bois d'Ecueil. 199

Durch einen weiteren Armeebefehl trat um 10 nachm. die durch das Inf.Regt. 32 verstärkte 123. Inf.Div. zum Korps Borne über. Der Befehl besagte, daß ,,der im Gange befindliche Angriff der verstärkten 123. Inf.Div. in Richtung Chamery mit allem Nachdruck vorzutreiben" sei. Der Schwerpunkt war auf den Höhenrücken Bois de Reims-Höhe 250 zu legen. Der Angriff blieb indessen, wie geschildert, ergebnislos.

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An der Absicht, mit dem linken Flügel der Gruppe Schmettow sowie mit der Gruppe Borne den Ostrand der Waldhöhen südwestlich Reims zu erreichen und dadurch den Gegner zur Aufgabe des Reimser Beckens zu zwingen, hielt Generaloberst v. B o e h n auch am 17. Juli mit Zähigkeit fest. Von den noch zur Verfügung stehenden Reserven wurde die 50. Inf.Div. zur Teilnahme an diesem Angriff bestimmt. Nachdem sie schon in der Nacht vom 16./17. in den Raum Chambrezy-Ville - en Tardenois-Romigny gezogen worden war, erhielt sie am 17. gegen 110 vorm. den schon erwähnten Befehl, eine Kampfgruppe bis in die Gegend von Bligny vorzuschieben. Der Gruppe Borne sollte dadurch eine nachdrückliche Unterstützung des Angriffs der 123. Inf.Div. ermöglicht werden. Der Schwerpunkt des Vorstoßes gegen den östlichen Höhenrand hatte sich schon seit dem Vormittag des 16. immer mehr nach Norden geschoben. Hier waren die Entfernung zum Angriffsziel die geringste, der zu überwindende Widerstand etwas weniger nachhaltig, die Geländeschwierigkeiten vielleicht nicht ganz so groß, wie weiter südlich vor der Mitte der Gruppe Schmettow. Nachdem von den Divisionen der letzteren schließlich nur noch die 123. an dem eigentlichen Angriff zur Gewinnung des Höhenrandes beteiligt war, schien es dem A.O.K. mit Rücksicht auf die Einheitlichkeit der Führung des Angriffs geboten, die 123. Inf.Div. der Gruppe Borne zu unterstellen (s. o.).

Auch das Kommando der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz und die Oberste Heeresleitung wollten die Operation gegen den Reimser Bogen unter allen Umständen weiterführen. Der Verlauf der Kämpfe des 16. hatte aber gezeigt, daß ein Erfolg bei einer Fortsetzung des Angriffs in der bisherigen Form, d. h. lediglich durch ein Vordrücken des linken Flügels der 7. Armee von Westen nach Osten gegen den Höhenrand, kaum zu erwarten war. In einem Befehl von 100 vorm. bestimmte daher die Oberste Heeresleitung, daß die Heeresgruppe den Angriff gegen den Reimser Bogen mit dem Hauptdruck rittlings der Naht der 7. und 1. Armee, mit schwächerem Druck beiderseits des Fort de la Pompelle

200 Der 17. Juli.

auszuführen habe. Der Vorstoß der 1. Armee auf Mourmelon-le Petit und -le Grand (vgl. S. 146) sollte erst nach dem Unternehmen gegen Reims stattfinden.

Die Heeresgruppe setzte hierzu um 1230 nachm. im einzelnen fest, daß sich bei dem neuen Angriff die 7. Armee in den Besitz der Hochfläche südwestlich Vrigny setzen und dann auf dem Höhenrande in südwestlicher Richtung gegen das Bois d'Ecueil vorgehen sollte. Gleichzeitig hatte ein Vorstoß aus westlicher Richtung die Höhen östlich und nordöstlich von Pourcy und den Ecueil-Wald wegzunehmen. Auf die entscheidende Bedeutung der Höhe 256 an der Südwestspitze dieses Waldes wurde hingewiesen. Die 1. Armee sollte westlich Reims den Schwerpunkt des Angriffs auf ihren rechten Flügel legen und im engen Anschluß an die 7. vorgehen; für das Unternehmen beiderseits Pompelle hatte sie Vorschläge einzureichen. Alle Vorbereitungen, insbesondere die Umgruppierung und Munitionierung der Artillerie, waren so zu beschleunigen, daß der Angriff, der auf allen Angriffsfronten gleichzeitig geführt werden sollte, unbedingt am 21. Juli stattfinden konnte.

Hinsichtlich des rechten Flügels der Gruppe Schmettow schien es dem A.O.K. 7 geboten, den Angriff wenigstens noch bis zur Gewinnung der Höhe 263 (westlich Fleury) fortzusetzen, welche auf eine weite Strecke hin das Marnetal sowie das Gelände südlich des Flusses beherrschte. Um den Angriff hier wieder vorzureißen, wollte Generaloberst v. Boehn seine letzte Reserve, über die er hinter seinem linken Flügel noch verfügte, die 28. Res.Div., zwischen der 195. und 12. bayer. Inf.Div. einschieben, ein Infanterie-Regiment sollte schon am 17. auf dem linken Flügel der 195. Inf.Div. zum Einsatz gelangen. Die 28. Res.Div. erhielt um 935 vorm. den entsprechenden Befehl. Das Heeresgruppenkommando war jedoch mit der vom A.O.K. 7 beabsichtigten Verwendung der Division nicht einver-standen. Es beließ es zwar bei dem bereits eingeleiteten Einsatz des einen Infanterie-Regiments für den Angriff der 195. Inf.Div., bestimmte aber im übrigen die 28. Res.Div. zur Heeresgruppenreserve. Tatsächlich kam es am 17.7. weder zum Einsatz des Res.Inf.Regts. 109, noch überhaupt zu einem erneuten Vorgehen der 195. Inf.Div. (vgl. S.196). Es zeigte sich, daß die Stoßkraft der seit dem 15. Juli hier im härtesten Kampf stehenden Divisionen verbraucht und eine Erzielung weiterer Erfolge an dieser Stelle einstweilen nicht mehr zu erwarten war.

Aber auch der Angriff der Gruppe Borne zur Gewinnung des Höhenrandes blieb auf den rein örtlichen Erfolg des Inf.Regts. 32 beschränkt, das bis in die Gegend der Patis d'Ecueil vordringen konnte

Einstellung des Angriffs bei der gesamten 7. Armee. 201

(vgl. S.198). Der Gegner war sich über die Bedeutung der Randhöhen für seine Stellungen im Reimser Becken durchaus im klaren und setzte den angreifenden Deutschen hier stärksten Widerstand entgegen. Bis die Vorbereitungen zu dem neuen, von der O.H.L. befohlenen Angriff (s. o.) beendet waren, kam somit auch für die Gruppe Borne nur der vorläufige Übergang zur Abwehr in Frage. Dieser wurde vom Generalobersten v. Boehn um 735 abds. f ü r d i e g e s a m t e 7. A r m e e angeordnet.

Südlich der Marne hatte sich am 17. Juli die Lage in besorgniserregender Weise entwickelt. Der Feind war hier zum planmäßigen Gegenangriff vorgegangen, der, wie aus Gefangenenaussagen hervorging, die Zurückwerfung der Deutschen über die Marne zum Ziel hatte. Der gewaltige Stoß war im wesentlichen von den tapferen feldgrauen Regimentern aufgefangen und abgewehrt worden, einzelne unbedeutende Geländegewinne der Franzosen blieben für die Gesamtlage belanglos. Für längere Zeit konnte aber der jetzige Zustand nicht bleiben, bei dem der Gegner - vor allem artilleristisch - ein gewaltiges Übergewicht hatte.

Das Feuer der französischen Batterien gegen die Marnebrücken war während des 17.7. so stark gewesen, daß die Zerstörungen den mit allen Mitteln betriebenen Neubau übertrafen. Das Material der Brückentrains war bis zu 70 %, zerschossen. Die Verluste nicht nur der Pioniere, sondern auch der Kolonnen, Gefechtsbagagen, Meldegänger und überhaupt aller aus irgendwelchen Anlässen zum Überschreiten der Marne gezwungenen Truppen hatten eine erschreckende Höhe erreicht. Eine Änderung dieses Zustandes war nur durch eine Fortsetzung des Angriffs und eine wesentliche Erweiterung des Brückenkopfes nach Süden möglich. Eine Wiederaufnahme der Offensive aber hatte einen vorherigen neuen Artillerieaufmarsch, entsprechende Munitionierung und vor allem den Austausch der ohne Ausnahme völlig abgekämpften Divisionen gegen unverbrauchte Truppen zur Voraussetzung; selbst dann blieben ihre Aussichten gegenüber frischen, gleichstarken feindlichen Kräften zweifelhaft.

Unter diesen Umständen konnte es für die 7. Armee nur e i n e Lösung der brennend gewordenen Frage der Fortsetzung der ,,Marneschutz"-Operation geben: Bald i g st e Zurücknahme der G r u p pen Kathen, Wichura und Conta auf das Nordufer d e r M a r n e.

Gegen 530 nachm. gab der Chef des Generalstabes der 7. Armee, Oberst R e i n h a r d t, dem Ersten Generalstabsoffizier des Heeresgruppenkommandos durch Fernsprecher eine entsprechende Beurteilung

202 Der 17. Juli.

der Lage. Oberst Reinhardt bat darum, daß die Heeresgruppe, falls nicht etwa die Gesamtlage ein Stehenbleiben der 7. Armee auf dem südlichen Marne-Ufer erforderlich machte, die Weisung zur Räumung so bald als möglich geben möchte, damit die Vorbereitungen für diese schwierige Operation umgehend beginnen könnten.

Aber auch Kronprinz Wilhelm war der Ansicht, daß ein Halten des Südufers in der derzeitigen Linie nicht nur verlustreich war, sondern auch gefährlich werden mußte, sobald der Feind unter starkem Einsatz frischer Kräfte die durch Verluste und Anstrengungen erschöpften deutschen Divisionen erneut angreifen sollte. Die Entscheidung des Herresgruppenkommandos lautete daher, daß ,,das Gelände südlich der Marne auf die Dauer nicht gehalten, alles weitere vorbereitet" werden sollte.

Auch die O.H.L. erklärte sich um Mitternacht des 17./18. Juli mit der planmäßigen Zurücknahme der südlich der Marne eingesetzten Kampftruppen einverstanden, behielt sich aber den endgültigen Befehl dazu noch vor.

Der 17. Juli bildete tatsächlich den letzten Tag der deutschen Offensive beiderseits Reims, denn zu dem geplanten Angriff der 7. und 1. Armee gegen den Reimser Bogen sollte es infolge der französischen Offensive, die am 18. Juli begann, nicht mehr kommen.

War es schon am 15. Juli klar geworden, daß der deutsche Angriff im großen gescheitert war, so bestand nach den Kämpfen des 16. und 17. auch die Aussicht, daß der Gegner durch das Vordringen der Gruppen Schmettow und Borne wenigstens zum Aufgeben des Reimser Beckens gezwungen werden würde, nicht mehr. Eine letzte Hoffnung ging dahin, daß dieses Ziel durch einen neuen Vorstoß erreicht werden könnte, für welches die Erfolge des linken Flügels der 7. Armee die Voraussetzung geschaffen hatten.

Als einen gewissen Gewinn konnte man wohl buchen, daß der Gegner recht erhebliche Verluste gehabt hatte; allein an Gefangenen waren über 18 000 eingebracht worden. Dem standen aber auf deutscher Seite Ausfälle gegenüber, die besonders bei den Divisionen der 7. Armee ungemein hoch waren. Als letztes blieb vielleicht noch übrig, daß durch den deutschen Angriff zweifellos ein erheblicher Teil der feindlichen Reserven in Anspruch genommen und die Aufmerksamkeit des Gegners an die Front beiderseits Reims gefesselt worden war; gerade das aber war ja das wichtigste Ziel des ,,Reims"-,"Marneschutz"-Unternehmens

Das Ergebnis des ,,Reims"-"Marneschutz" Angriffs. 203

gewesen. Die O.H.L. schwankte daher auch keinen Augenblick, die Operationen an der Westfront in der von ihr geplanten Form und Reihenfolge fortzusetzen und nunmehr den ,,Hagen"-Angriff zur Tat werden zu lassen; der Transport von Batterien, Minenwerferformationen. Kolonnen usw. hatte in diesem Zusammenhange bereits am Abend des 16. Juli begonnen. Das Schicksal fügte es, daß es zu dem ,,Hagen"-Angriff, von dem die deutsche Heeresleitung die Kriegsentscheidung erwartete, nicht mehr kam. Die ,,Reims"-,,Marneschutz"-Offensive sollte d e r 1e tz t e deutsche A n g r iff im Weltkriege gewesen sein.

* *

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Die 4. franz. Armee versuchte am 17. Juli, dem Befehl des Generals G o u r a u d vom Vortage entsprechend (vgl. S. 182) durch einzelne Vorstöße ihre Linie weiter vorzuschieben. Zu ernsteren Kämpfen kam es an diesem Tage indessen nur in der Gegend westlich von Massiges, wo die Deutschen einige Gräben verloren. Westlich Reims trafen bei der 5. Armee neue deutsche Angriffe das II. ital. und V. franz. A.K. Sie brachten den Deutschen an einzelnen Stellen Geländegewinn, konnten aber im wesentlichen abgeschlagen werden. Hinter die Front des V. A.K. rückte die 9. Inf.Div.

Südlich der Marne setzten das 1. Kav.- und das III. A.K. ihre Gegenangriffe fort. Die Franzosen vermochten nur Teilerfolge zu erzielen, immerhin kam es hier aber auch nicht mehr zu einem weiteren Vordringen der Deutschen. Die französischen Angriffe scheiterten besonders durch das heftige deutsche M.G.Feuer. Beim XXXVIII. A.K. wurde im Abschnitt der 3. amer. Inf.Div., welche starke Verluste erlitten hatte, ein Regiment der 56. amer. Brig. als Verstärkung eingeschoben. Der ,,rapport officiel" besagte, daß ,,westlich Reims der durch neue Kräfte nur wenig genährte Kampf infolge Erschöpfung beider Parteien einzuschlafen scheine". Der Gesamteindruck des 17. Juli war, daß sich die Deutschen auch westlich von Reims zur Verteidigung einstellten.

Am Mittag befahl General P é t a i n, daß am folgenden Morgen die 10. und 6. Armee planmäßig angreifen sollten. Ein weiterer, 630 nachm. erlassener Befehl bestimmte, daß auch die 9., 5. und 4. Armee am Morgen des 18. Juli auf der ganzen Front den Kampf aufzunehmen hatten, um das verlorene Gelände zurückzuerobern.

204 Anlage.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz H.Qu., den 26.6.1918.

Ia/Art. Nr. 12 968 strg. geh. Durch Offizier!

Heeresbefehl (Auszug).

Feuerbefehl.

Vorbemerkung:

1. 1.Beginn des Feuers: ,,x" Uhr.

,,x" wird so festgesetzt, daß der Zeitpunkt des Einbruchs in die feindlichen Stellungen (s-Zeit = x + 220 Min.) in die früheste Morgendämmerung fällt.

2. 2.Es bedeuten im Feuerbefehl:

,,Planmäßige Artilleriebekämpfung" = Bekämpfung der feindlichen Artillerie nur durch Aka,

,,verstärkte Artilleriebekämpfung" = Bekämpfung der feindlichen Artillerie durch Aka und Ika.

I. Für 1. und 3. Armee.

1. Z e i t ab sch n itt: 10 Min. (x bis x + 10 Min.) A ll g e m e in e r F e u e r ü b e r f a 1 1 auf die fdl. Infanteriestellungen,

Batterien, Min.Werf., Befehlsstellen, Fernsprechzentralen, Lager und Stabs-quartiere schlagartig einsetzend mit a 11 e n Batterien und a ll e n Min.Werf. sämtlicher Gruppen in lebhafteftem Feuer (Blaukreuz , soweit die Batterien damit ausgerüstet, sonst Splitter).

Ika: Ziele im Raume der fdl. Infanteriestellung.

Aka: Wie bei der planmäßigen Artilleriebekämpfung.

Feka u. Schwefla: Fernziele.

Min.Werf.: I. Stellung, im besonderen fdl. M.G. u. M.W.

2. Z e i t ab sch n itt: 75 Min. (x + 10 bis x + 85 Min.). Verstärkte Artilleriebekämpfung und Fortsetzung der Bekämpfung der wichtigsten Befehls stellen, Lager und Stabsquartiere (B u n ts ch i e ß e n, soweit Buntmunition vorhanden, sonst S p litt e r).

Ika: (einschl. schwerste Kaliber) und Aka: fdl. Artillerie (Aka wie bei der planmäßigen Artillerie-Bekämpfung).

Feka u. Schwefla: Femziele.

M.W.: wenn noch Munition außer für 1. u. 3. bis 5. Zeitabschnitt vorhanden, vorderste Linie, vorderste Drahthindernisse und Postierungen im Vorgelände.

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3. Z e i t a b s ch n itt: 90 Min. (x + 85 bis x + 175 Min.). Sturmreifmachen der fdl. Infanteriestellungen, plan-

mäßige Artilleriebekämpfung und Bekämpfung von Femzielen (B u n t s ch i e ß e n oder B 1 a u k r e u z, soweit Munitionsausrüstung und Rücksicht auf eigene Infanterie dies gestatten, sonst S p litt e r).

Ika: fdl. Infanteriestellung.

Aka: planmäßige Artilleriebekämpfung.

Feka u. Schwefla: Fernziele.

M.W.: Ziele wie im 2. Zeitabschnitt.

4. Z e i t ab s ch n itt: 15 Min. (x + 175 bis x + 190 Min.). V e r st ä r k t e A r t i 1 l e r i e b e k ä m p f u n g usw. wie im 2. Zeitabschnitt.

5. Z e i t ab s ch n itt: 30 Min. (x + 190 bis x + 220 Min.).

F o r t s e tz u n g d e s S turm r e i f m a ch e n s d e m f d 1. In fan t e r i e-st e ll u n g e n usw. wie im 3. Zeitabschnitt.

10 Min. vor Beendigung des Zeitabschnitts (x + 210 Min.): Gruppierung der Batterien zur Feuerwalze.

Am Schlusse dieses Zeitabschnitts muß die Infanterie den diesseitigen Rand der Feuerwalze u n b e d i n g t erreicht haben.

6. Z e i t a b s ch n itt: F e u er w a lz e (von x + 220 Min. an) s. unter III.

II. Für 7. Armee.

1. Zeit ab s ch n itt: 10 Min. (x bis x + 10 Min.). A ll g e m e i n e r F e u er ü b er f a l l wie unter I., 1. Zeitabschnitt.

2. Zeitabschnitt: 60 Min. (x + 10 bis x + 70 Min.).

V e r st ä r k t e Art i 11er i e b e k ä m p f u n g usw. wie unter I., 2. Zeit-abschnitt.

3. Zeitabschnitt: 30 Min. (x + 70 bis x + 100 Min.). Sturmreifmachen der hinteren fdl. Infanteriestellungen,

planmäßige Artilleriebekämpfung und Bekämpfung von Fernzielen. Ika: Je 15 Min. Stellungsstreifen 3 u. 2, sonst wie unter I., 3. Zeitabschnitt.

4. Z e i t a b s ch n itt: 120 Min. (x + 100 bis x + 220 Min.). Sturmreifmachen der vorderen fdl. Infanteriestellun g e n , planmäßige Artilleriebekämpfung und Bekämpfung von Fernzielen.

Ika: Stellungsstreifen 1 (vorderer Höhenrand und Talstellung gleichzeitig), dazwischen mehrere kurze Feuerüberfälle (von je 5 Min.) von Teilen der Ika auf Stellungsstreifen 3 u. 2, sonst wie im 3. Zeitabschnitt.

10 Min. vor Beendigung des Zeitabschnitts (x + 210 Min.):

Gruppierung der Batterien zur Feuerwalze.

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M i t B e g in n d e s Z e i t a b s ch n itt s : Heranbringen der Pontons und Übersetzen der ersten Sturmwellen.

Am Schluß des Zeitabschnitts muß die Infanterie den diesseitigen Rand der Feuerwalze u n b e d i n g t erreicht haben.

5. Z e i t a b s ch n itt: F e u e r w a l z e (von x + 220 Min. an) s. unter III.

III. Weisungen für die Feuerwalze für alle Armeen.

1. Zusammensetzung der Walze.

Die Feuerwalze besteht, wenn genügend Batterien vorhanden und genügend Blaukreuzmunition geliefert wird, aus zwei Linien, sonst nur aus einer Linie.

D i e H a u p t w a 1 z e, die dicht vor der Infanterie hergeht, ist hauptsächlich au s s ch w er e n u n d leichten Feldhaubitzen zu bilden (nur S p litt e r).

D i e V o r w a 1 z e, die bei Angriff auf Höhenstellungen zunächst auf den vorderen Höhenrand, sonst in 600 m Abstand vor der Hauptwalze liegt, ist hauptsächlich aus F.K. zu bilden. (Blau kreuz und Splitter, wenn der Abstand von der Hauptwalze mindestens 600 m beträgt, sonst nur S p litt e r.)

D i e H au p t w a 1 z e muß so dicht gehalten werden, daß jede Batterie darin höchstens 80 m Zielbreite hat.

D i e V o r w a 1 z e muß entsprechend der Gesamtzahl der verfügbaren Batterien gegebenenfalls dünner gehalten (etwa 150 bis 200 m Breite je Batterie) oder unter Umständen ganz weggelassen werden.

M r s. u n d s ch w e r st e S t e i lf e u e r b a t t n. nehmen wegen ihrer weitreichenden rückwärtigen Splitterwirkung an der eigentlichen Walze nicht teil, sondern sind grundsätzlich auf Ziele anzusetzen, die von der Hauptwalze noch nicht erreicht sind. Mrs. springen von Linie zu Linie (Stützpunkt zu Stützpunkt) vor der Walze her, schwerste Steilfeuerbattn. bekommen besondere Ziele für längere Zeit zugewiesen.

L e i ch t e M. W. beteiligen sich an der Hauptwalze, soweit ihre Schußweiten reichen, m itt 1 e r e u n d schwere MW. werden bei Sturmbeginn auf Ziele angesetzt, die vor der Hauptwalze liegen, oder schweigen, falls ihre Schußweite nicht ausreicht.

2. G r u p p i e r u n g d e r W a 1 z e.

Die Ausgangslage der Hauptwalze muß so nahe an die eigene Infanterie herangezogen werden, daß ein Auftauchen von M.G. zwischen Walze und eigener Infanterie ausgeschlossen ist. Erforderlichenfalls Maßnahmen gegen Gefährdung der eigenen Infanterie treffen.

3. Beginn der Walze: nach der Uhr.

Die Hauptwalze setzt sich um x + 220 Min. genau auf die S e k u n d e in Bewegung.

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Flugzeiten hierbei so berücksic Flugzeiten hierbei so berücksichtigen, daß Einschläge genau um x + 220 Min. abwandern! Uhren regeln!

D i e V o r w a lz e bleibt beim Angriff aus Höhenstellungen zunächst auf dem vorderen Höhenrand liegen, bis die Hauptwalze diesen erreicht hat, und setzt sich dann erst in Bewegung. In flachem Angriffsgelände tritt die Vorwalze ebenso wie die Hauptwalze um x + 220 Min. an.

4. Vorwärtsbewegung der Walze.

In Sprüngen von 200 m mit je einem kurzen Halt von 6 M i n. Muß die Vorwalze zunächst auf einem Höhenrand liegenbleiben, bis die Hauptwalze diesen erreicht hat, so springt sie zunächst in größeren Sprüngen, etwa von Linie zu Linie, oder in Sprüngen von 200 m, aber mit kürzeren Halten, so weit vor, daß sie einen Abstand von 600 m von der Hauptwalze erreicht, um von dann an mit Blaukreuz schießen zu können.

Außer den kurzen Halten von 6 Min. sind e in z e ln e 1 ä n g er e H alte auf Widerstandslinien und nötigenfalls im Zwischengelände einzulegen, so d a ßein Kilometer nicht schneller als in 40 bis 50 Min. zurückgelegt wird.

5. Regelung einer gleichmäßigen Vorwärtsbewegung der Walze.

Zur Gewährleistung einer g 1 e i ch m ä ß i g e n Vorwärtsbewegung an der Grenze zwischen 1. u. 3. Armee verläßt die Feuerwalze der beiden Armeen

a) den Schnittpunkt des Suippes-Baches mit der Grenzlinie der Armeen um s + 40 Min.,

b) den Schnittpunkt der Römerstraße mit der Grenzlinie um s + 90 Min.,

c) den Schnittpunkt der Straße Mourmelon-le Gr.-St. Hilaire mit der Grenzlinie um s + 240 Min.

Entsprechend haben die Armeen das gleichzeitige Vorverlegen an den Korpsgrenzen, die Korps an den Divisionsgrenzen v o n v o r n h e r e i n zu regeln.

Für jeden Halt ist g r u n d s ä tz li ch der Zeitpunkt der Weiterbewegung in den Skizzen anzugeben, damit die Batterien der Walze zu diesem Zeitpunkt g 1 e i ch z e i t i g diese Linie verlassen.

6. Dauer der Walze.

Die Dauer der Feuerwalze hängt von den Schußweiten der daran teil-nehmenden Batterien ab. Es sind die größten Entfernungen auszuschießen (Zu-satzladungen, C-Geschosse!). Bei Entfernungen über 6000 m gehen die F.K. wegen der großen Streuungen der Langgranaten (Blaukreuzgranaten) zweckmäßig zur Granate 15, F.K. 16 am besten gleich zum C-Geschoß über.

Allmählich fallen mehr und mehr Batterien aus, da jede Batterie schweigt, sobald sie beim Vorverlegen ihre größte Schußweite erreicht hat. Es ist zweck-mäßig, bei größerer Verdünnung der Walzen die Vorwalze mit der Hauptwalze zu vereinigen.

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7. Ziele der Aka, Feka und Schwefla während der Feuerwalze:

Zunächst die bisherigen.

Die Batterien der Aka und Feka schließen sich der Hauptwalze an, sobald diese ihre Ziele erreicht oder in Höhe ihrer Ziele angelangt ist. (Sobald die Hauptwalze bis auf 600 m herangekommen ist, nur noch S p litt er.)

Der Oberbefehlshaber:

gez. W i 1 h e lm,

Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen.

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