Ein Dankeschön an unseren Freund Herrn Jacques Lemarié aus Deutschland, der uns diesen Text übermittelt hat.
Falls jemand anders uns auch helfen will, entweder mit Übersetzungen oder Übermittlung von Dokumenten, welche die 2. Marneschlacht betreffen, so ist er herzlich willkommen. Vielen Dank im voraus.
Bei der 14. Res.Div. war das Res.Inf.Regt. 16 auf den Befehl von
6.30 vorm. hin (vgl. S. 54) gegen 7.00 vorm. von Buzancy aufgebrochen
und über le Ru Gaillot -- westlich an Villemontoire vorbei vor-
marschiert. Die aus den Resten des III. Batls. formierte 10./Res. 16
wurde als Regimentsreserve am Hang etwa 600 m westlich Villemon-
toire zurückgehalten. Das feindliche Abriegelungsfeuer östlich und nord-
östlich Vierzy machte ein Vordringen bis zur Vierzy-Stellung unmög-
lich. Die Bataillone besetzten unter erheblichen Verlusten den südlichen
Graben der ,,1. Pariser-Stellung", rechts II., links 1./Res. 16. Der rechte
Flügel des II. Batls. (7. Komp.) gelangte bis etwa zum Schnittpunkt mit
dem von Vauxcastille nach Léchelle führenden Wege, wo der bereits bis
hierher vorgedrungene Gegner ein weiteres Vorgehen unmöglich machte.
H i e r w a r a l s o d i e V i e r z y - S t e l l u n g b e r e i t s v e r l
o r e n ! Anschluß nach rechts bestand nicht. Der linke Flügel des
II. Batls. lag ungefähr 500 m weiter südöstlich, dann schloß sich das
1./Res. 16 an, welches bis zum Schnittpunkt mit dem Wege Chaudun --
Droizy reichte. Ein neuer Befehl der 14. Res.Div. von 9.15 vorm. wies das
Res.Inf.Regt. 16 an, mehr nach Süden einzudrehen. Falls es nicht mehr
möglich sei, die Vierzy-Stellung selbst zu halten, sollte das Regiment öst-
lich Vierzy abriegeln und die Mulde östlich des Dorfes sperren. Res.-
Inf.Regt. 16 schob daraufhin das 1. Batl. auf den Südhang dieser Mulde.
1./Res. 16 nahm die Front nach Nordwesten, es hatte Anschluß nach links
hin an die stark vermischte Besatzung der Vierzy-Stellung, nach rechts --
durch Patrouillen! -- an 11./Res. 16. Dieses Bataillon sollte auf dem
Nordhang der Mulde östlich Vierzy mit Front nach Südwesten eingesetzt
werden, doch kam es hierzu nicht. Gegen 10.00 vorm. entwickelte sich näm-
lich gegen das 11./Res. 16 ein feindlicher Angriff mit Tanks aus Richtung
Maison Neuve Fe., und zwar wurden vor dem rechten Flügel des Ba-
taillons Amerikaner, vor dem linken Franzosen festgestellt. Die Front
des 11./Res. 16 wurde dadurch eine nordwestliche.
In den sich hier neu entwickelnden Kampf griff auch das Füs.-
Regt. 40 ein. Dieses war nach dem Korpsbefehl von 8.30 vorm. von der
14. Res.Div. der 94. Res.Inf.Brig. ,,zum Einsatz westlich Léchelle" zur
Verfügung gestellt worden und von Visigneux aus -- dorthin war das
Regiment nach seiner Alarmierung von der Unterkunft Septmonts aus
marschiert, eine Bereitstellung bei Buzancy -- Villemontaire entsprechend
dem Gruppenbefehl von 6.00 vorm. (vgl. S.53) hat nicht stattgefunden!
-- 8.45 vorm. angetreten. Das Regiment nahm das I. Batl. rechts, das
III. links in vordere Linie das 11. wurde Reserve hart westlich des
Teilweiser Verlust der Vierzy-Stellung. 65
Schnittpunktes des Weges Visigneux -- Chazelle mit dem Bahndamm. Es
gelang dem Regiment trotz stärksten feindlichen Artilleriefeuers noch im
letzten Augenblick, die Höhen westlich der Linie Chazelle -- Léchelle vor
dem von Chaudun her vordringenden Gegner zu erreichen und gegen
den feindlichen Angriff zu halten. Wesentlichen Anteil an der Abwehr
hatte die Begleitbatterie (3./Felda. 14), welche östlich Chazelle in Stellung
gegangen war. I./40 hatte nach rechts hin Anschluß an das II./109.
III./40 lag nach links hin zunächst frei, später kam es an der Straße
Chaudun-Raperie mit dem II./Res. 16 in Fühlung, welches seinen rech-
ten Flügel etwas zurücknahm. Eine Lücke bestand vorübergehend zwi-
schen dem I. und III./40.
Die mehrfach wiederholten Angriffe aus der Linie Chaudun -- Mai-
son Neuve Fe. gelangten bis zum Wege Léchelle -- Vierzy, vor dem Füs.-
Regt. 40, welches die Linie 300 m westlich Chazelle -- 500 m westlich
Léchelle hielt, blieben sie schon etwas vorher liegen. Der Gegner, welcher
dabei schwere Verluste gehabt hatte, begann sich einzugraben. An der
Abwehr der Angriffe hatten sich auch die beiden Tankzüge der 2./Res.-
Felda. 14 mit gutem Erfolge beteiligt, die bei Léchelle und nordöstlich
Vierzy in Stellung gegangen waren (vgl. S. 59). Einzelne feindliche
Tanks, die an der Straße Chaudun -- Droizy durchgebrochen und in das
Chazelle-Tal vorgestoßen waren, wurden teils zusammengeschossen, teils
zur Umkehr gezwungen.
Da der Gegner seine Angriffe von etwa 1.30 ab zunächst nicht er-
neuerte, konnten die Verbände auf dem rechten Flügel der 14. Res.Div.
wieder geordnet und der Anschluß sichergestellt werden. An das Res.-
Inf.Regt. 16, von dem nur das II. Batl. in Front lag, schlossen sich nach
links hin die zurückgenommenen Reste der Res.Regter. 219, 218 und 220
sowie die Besatzung der Vierzy-Stellung an. Die letztere hatte inzwischen
schwächere feindliche Angriffe leicht abgeschlagen und dem östlich Vaux-
castille vorgehenden Gegner Verluste beigefügt. Das Dorf Vierzy war
im wesentlichen noch in deutschem Besitz, nur die westlichsten Häuser
waren vom Feind genommen worden; der Bahnhof wurde durch ein
M.G.Nest der M.G.Ss.Abt. 41 verteidigt.
Südlich Vierzy hatte 8.00 vorm. ein stärkerer feindlicher Angriff aus
der rechten Flanke durch den Savières-Grund und frontal aus der
Mulde von Min de Villiers-Hélon trotz erbitterter Gegenwehr der aus
Teilen des Inf.Regts. 159 und Res.Inf.Regt. 53 bestehenden Graben-
besatzung -- wegen des hohen Getreidestandes wurde stehend freihändig
geschossen! -- zum Verlust des 2. Pariser Grabens bis unmittelbar vor
66 Der Verlauf der Kämpfe bei Gruppe Watter.
seiner Einmündung in die Vierzy-Stellung geführt. Dann war aber auch
hier der feindliche Ansturm zum Stehen gekommen. Ein Anschluß nach
links zur 115. Inf.Div. fehlte allerdings.
Die Division teilte ihre Front in zwei Brigadeabschnitte, welche
durch die Linie Nordrand Vierzy-Südrand Buzancy getrennt wurden.
Den nördlichen erhielt die 27. Res.Inf.Brig., die im Laufe des Vor-
mittags von der 47. Res.Div. der 14. Res.Div. zur Verfügung gestellt
worden war, mit dem Füs.Regt. 40 und den Resten des Res.Inf.-
Regts. 219, den südlichen die 94. Res.Inf.Brig. mit dem Res.Inf.Regt. 16,
den Resten des Regts. 159 und der Res.Regter. 53, 218 und 220 sowie
der M.G.Ss.Abt. 41 und den Pionier-Kompagnien. Das II./40 be-
stimmte Genlt. Loeb als Divisionsreserve, ebenso eine aus Mannschaften
der Minenwerfer-Kompagnie und Versprengten gebildete Abteilung. Der
27. Res.Inf.Brig. wurden die Kommandeure des Füs.Regts. 40 und Res.-
Inf.Regts. 219, der 94. die der Res.Regter. 16 und 218 zur Verfügung
gestellt, die übrigen Stäbe sollten zum Sammeln Versprengter Verwen-
dung finden. Diese Neuteilung hatte zur Folge, daß sich das Res.Inf.-
Regt. 16 mit dem II. Batl. in einen neuen Abschnitt schieben mußte; das
gelang jedoch nur teilweise (der 5. Komp.!), der größere Teil des II. Batls.
mußte, da er in ständiger Gefechtsberührung mit dem Feind lag, an der
Straße Chaudun-Raperie bleiben.
An Artillerie verfügte die 14. Res.Div. -- außer den beiden Tank-
zügen des Res.Felda. 14 und den beiden Begleitbatterien der Inf.-
Regter. 40 und Res. 16 - lediglich über die I. und III./Felda. 269 (von
der 47. Res.Div., insgesamt nur 5 Batterien, da die Begleitbatterie des
Res.Inf.Regt. 16 bereits der I./Felda. 269 entnommen war). Beide Ab-
teilungen waren der 14. Res.Div. im Laufe des Vormittags überwiesen
und auf den Höhen westlich von Montoirs eingesetzt worden. Von der
gesamten bei Beginn des Angriffs in Stellung befindlichen Artillerie der
Division war nur die östlich Vierzy stehende 9./Felda. 28 übriggeblieben;
da ihre Stellung allmählich aber auch unhaltbar geworden war, erhielt
sie gegen Mittag Befehl zum Stellungswechsel in Gegend westlich Cha-
rantigny, dort wurde sie der III./269 unterstellt. Zu dieser Zeit wurde der
Division vom Gruppenkommando auch noch eine Felda.Abteilung der
3. Res.Div. zugeteilt, sie sollte beschleunigt aus ihrem Biwak im Walde
von Hartennes herangezogen werden. Die II./Res.Felda. 3 (ohne
5. Battr.) traf 2.30 nachm. ein und wurde südöstlich Villemontaire in
Stellung gebracht. Entsprechend der Neuteilung des Divisionsabschnittes
in zwei Inf.Brigadeabschnitte wurde auch die Artillerie der 14. Res.Div.
Neueinteilung der 14. Res.Div. 67
in zwei Untergruppen geteilt. Dem Stabe des Res.Felda.Regts. 14 wurde
die Gruppe ,,Nord", dem (3.05 nachm. vom Gruppenkdo. überwiesenen)
des Felda.Regts. 269 die Gruppe ,,Süd" unterstellt; zur ersteren traten
III./269, 9./28 und die beiden Tankzüge des Res.Felda.Regts. 14, zur
letzteren I./269 und II./Res. 3 (ohne 5. Battr.). Das Fußa.Batl. 158
(47. Res.Div.)' welches 3.05 nachm. von Gr. Watter der 14. Res.Div. zu-
geteilt wurde, blieb nach seinem Einsatz (gegen 6.00 abds.) dem Artl.-
Kommandeur 102 (14. Res.Div.) als Fernkampfgruppe unmittelbar
unterstellt.
Bei der 115. Inf.Div. war der aus der Linie Villers Hélon --
Louâtre in südöstlicher Richtung vordringende feindliche Angriff (vgl.
S.62) gegen 10.00 vorm. bis zum Nordteil des Brussetteswaldes gelangt.
Um hier einen Durchbruch zu verhindern, wurde von der Division das
Inf.Regt. 136 (Divisionsreserve im Walde von Hartennes, nach schweren
Kämpfen in der Nacht vom 17./18. Juli durch Füs.Regt. 34 abgelöst --
vgl. S.54/55) zur Besetzung der Mauloy-Stellung angesetzt, südlich an-
schließend an Res.Inf.Regt. 2. Beim Vorgehen stieß Regt. 136 bereits
südlich des Mauloywaldes, d. h. noch östlich der Mauloy-Stellung, auf
den Gegner, der aber zurückgeworfen werden konnte. Tatsächlich ver-
mochte Inf.Regt. 136 die Mauloy-Stellung gegen 1.00 nachm. im wesent-
lichen zu erreichen, es gewann rechts Anschluß an das Res.Inf.Regt. 2.
Zur Sicherung seines linken Flügels, der keine Anlehnung hatte, aber
zurzeit auch nicht gefährdet schien, ließ das Regt. 136 ein Bataillon
links rückwärts gestaffelt in Gegend Blanzy in Reserve.
Von der Artillerie der 115. Inf.Div. war bis zur Mittagszeit nur
die rechte Untergruppe in die Hand des Feindes gefallen (vgl. S.60).
Die Batterien der übrigen Gruppen standen noch in ihren alten Stellun-
gen, z. T. bekämpften sie die feindliche Infanterie in direktem Schuß.
11.45 vorm. wurde der 115. Inf.Div. der Regts.Stab und zwei Abtei-
lungen (I. und III.) des Res.Felda.Regts. 3 sowie das IV./Res.Fußa. 14
(3. Res.Div.) vom Gruppenkommando zur Verfügung gestellt. Alle diese
Batterien wurden im Raume östlich Hartennes -- südwestlich Villeblain
eingesetzt.
Von der 46. Res.Div. (Armeereserve, vgl. S.62) war inzwischen je
eine Kampsgruppe auf die Höhen zwischen Belleu und Noyant sowie
östlich Buzancy vorgerückt. Sie erhielten vom A.O.K. 9 Befehl, sich dort
zur hartnäckigen Verteidigung einzurichten. Die nördliche Kampfgruppe
(Res.Inf.Regt. 216), wurde dem Korps Staabs, die südliche (Res.Inf.-
68 Der Verlauf der Kämpfe bei Gruppe Watter.
Regt. 215) der Gruppe Watter unterstellt. Die dritte Kampgruppe
(Res.Inf.Regt. 214) blieb als Armeereserve bei Acy.
Von den beiden Korpsreserve - Regimentern (Gren.Regt. 110 der
28. Inf.Div., Res.Inf.Regt. 49 der 3. Res.Div.), über deren Einsatz sich
das A.O.K. 9 aber immer noch die letzte Entscheidung vorbehalten hatte,
traf das Gren.Regt. 110 gegen 12.00 mittags in Buzancy ein; es erhielt
Befehl, zunächst an den Hängen westlich Villemontoire eine Stellung
zum Schutze der Artillerie einzunehmen. Das Regiment stellte sich dem-
entsprechend in breiter Front mit dem III. Batl. rechts, dem II. in der
Mitte, dem I. links bereit. Res.Inf.Regt. 49 (3. Res.Div.) war um 11.00
vorm. im Walde von Hartennes eingetroffen; es erhielt vom Gruppen-
kommando Befehl, um Tigny eine brückenkopfartige Stellung mit Front
nach Nordwesten und Süden auszuheben, die das Vordringen eines etwa
südlich Vierzy durchgebrochenen Gegners vor der Straße Soissons --
Hartennes zum Halten bringen sollte.
2.00 nachm. befahl Gen. d. Inf. Frhr. v. W a lt e r, daß die großen
Bagagen und alle entbehrlichen Fahrzeuge der Gruppe über die Linie
Lassaux -- Jouy (nördlich der Aisne) abzuschieben seien. Diese Bewegung
vollzog sich im allgemeinen glatt und ohne wesentliche Stockung, gegen
5.00 nachm. hatten die letzten Teile den Crisebach-Grund in östlicher Rich-
tung überschritten. Der Stab der 28. Inf.Div. wurde mit der Über-
wachung des Verkehrs auf den Straßen und über die Aisnebrücken im
Korpsbereich beauftragt.
In den ersten Nachmittagsstunden schien somit im ganzen Gruppen-
abschnitt ein gewisser Stillstand in dem feindlichen Angriff eingetreten
zu sein, der vermutlich mit dem Vorziehen bzw. der Umgruppierung der
Artillerie des Angreifers zusammenhing. Mit einer Erneuerung des
Angriffs wurde noch für den Nachmittag gerechnet. In einem gegen 4.00
nachm. ausgegebenen Korpsbefehl ordnete der Kommandierende Gene-
ral an, daß um die Linie östlich Missy -- Chaudun -- Vierzy -- Montrem-
boeuf Fe. -- Mauloy-Stellung entscheidend und unter Einsatz des letzten
Mannes gekämpft werden sollte. Die Divisionen wurden angewiesen,
nach Möglichkeit die Verbände zu ordnen und eine genügende Tiefen-
gliederung durch Bildung von Infanteriereserven und entsprechenden
Einsatz von Maschinengewehren herzustellen. Besonders sollte der Ans-
chluß auf den Divisionsgrenzen geschaffen, die Lücke zwischen der 14.Res.-
und 115. Inf.Div. geschlossen werden. Hierzu wurde der 14. Res.Div. ein
Bataillon des Gren.Regts. 110 - das A.O.K. hatte das Regiment 1.35
nachm. endgültig freigegeben - zur Verfügung gestellt. Das Res.Inf.-
Abweisung neuer feindlicher Angriffe durch die 42. Inf.Div. 69
Regt. 49 als einzige Reserve auf der Naht zur 7. Armee behielt sich das
Gruppenkommando auch weiterhin zurück.
Bei der 42. Inf.Div. erfolgten im Laufe des Nachmittags des 18.
zwar noch mehrere feindliche Angriffe, doch fehlte ihnen allen die Ein-
heitlichkeit und Wucht des Stoßes vom Vormittag. Sie wurden sämtlich
abgeschlagen: 1.15 nachm. brach ein von Tanks unterstützter Angriff
gegen die Reste des Inf.Regts. 138 im gut liegenden Feuer der deutschen
Artillerie zusammen, 2.50 nachm. versuchte der Feind vergeblich, mit sechs
Tanks von Chaudun aus vorzustoßen, 3.45 nachm. machte er einen neuen
erfolglosen Tankangriff gegen die Linie Chazelle -- Léchelle, und um 6.00
sowie um 7.00 nachm. wurden Tankangriffe aus Richtung la Croix de Fer
zusammengeschossen. Ein letzter Angriff um 10.00 abds. hatte den gleichen
Mißerfolg. Die ausgezeichnete Leitung der deutschen Batterien lag in
Händen des Maj. 0 s i a n d e r vom Felda. Regt. 15. Im Laufe des
Tages wurden durch die Artillerie der 42. Inf.Div. allein 34 Tanks ver-
nichtet und drei zur Umkehr gezwungen. Weitere Tanks sind durch die
leichten Minenwerfer bei den Kampf- und Bereitschaftsbataillonen zer-
stört worden, doch konnten hierfür keine Zahlenangaben ermittelt
werden.
Die 42. Inf.Div. hatte nach dem Abwehrerfolg in den ersten Nach-
mittagsstunden erwogen, mit ihrem linken Flügel zum Gegenstoß vorzu-
gehen, um dort (östlich und südöstlich Chaudun) die Pariser Stellung
wieder zu erreichen. 3.20 nachm. setzte sich Genmaj. Buchholtz dieserhalb
mit der 14. Res.Div. in Verbindung, deren rechter Flügel sich an diesem
Angriff beteiligen sollte. Genlt. Loeb lehnte den Vorschlag der 42. Inf.-
Div. jedoch ab, da die 14. Res.Div. während der Junikämpfe um Chaudun
die Erfahrung gemacht hatte, daß es nicht möglich war, sich auf dem
Hang östlich Chaudun zu halten, solange dieser Ort selbst vom Feinde
gehalten wurde. Neue Vorstöße des Gegners machten den beabsichtigten
Gegenstoß dann ohnehin unmöglich.
Bei der 14. Res.Div. war das 3.10 nachm. überwiesene 1./Gren. 110
der 94. Res.Inf.Brig. zugeteilt und in Richtung Montremboeuf Fe. ange-
setzt worden. Es gelang dem Bataillon, trotz des heftigen feindlichen Ar-
tilleriefeuers bis etwa 2 km westlich Tigny*) vorzukommen und links
Anschluß an das Füs.Regt. 34 zu gewinnen. Nach rechts hin hatte das
Bataillon allerdings zunächst keinen Anschluß.
___________
*) Nach anderen Angaben sogar bis zu dem Wegestern 1 km südlich des
Südostausgangs von Vierzy. Das Bataillon befand Sich also tatsächlich schon im
Abschnitt der 115. Inf.Div.
70 Der Verlauf der Kämpfe bei Gruppe Watter.
Von 5.30 nachm. ab begann die Artillerie des Gegners vor der
Front der 14. Res.Div. einen neuen Angriff vorzubereiten. Das Feuer
steigerte sich bis gegen 7.30 abds. zu äußerster Heftigkeit, besonders wurde
der Abschnitt Chazelle -- Léchelle betroffen. Von 8.30 abds. ab erfolgten
gegen den ganzen Divisionsabschnitt mehrere starke, von vielen Tanks
unterstützte Angriffe, die zunächst im wesentlichen abgeschlagen wurden,
dann aber doch die Frontlinie in ziemlicher Breite zurückdrückten. Auf
dem äußersten rechten Flügel vermochte zwar das Füs.Regt. 40 seine
Stellungen zu behaupten, auch dieses Mal wieder hervorragend von
seiner Begleitbatterie, der 3./Felda. 14, unterstützt. Dagegen mußten sich
die links vom Regt. 40 noch zurückgebliebenen Teile des II./Res. 16
kämpfend bis hart östlich des Wegekreuzes Chaudun -- Droizy/Vierzy --
Charantigny zurückziehen, und auch die sich weiter anschließende Front,
zunächst die Reste des Res.Inf.Regts. 219, brach mehr und mehr zu-
sammen. Der Feind nahm Vierzy. Östlich des Dorfes stieß er auf das
dort als Rückhalt liegende I./Res. 16, das ebenfalls ausweichen mußte und
sich erst an dem von Aconin nach Parcy-Tigny führenden Feldwege
wieder setzen konnte. Die beiden Bataillone des Res.Regts. 16 fanden
schließlich an dem Schnittpunkt dieses Weges mit dem 1. Pariser Graben
losen Anschluß. Auf dem linken Flügel schließlich traf der feindliche Stoß
das I./Gren. 110; das Bataillon wurde etwas zurückgedrückt, könnte Sich
aber doch halten und fand nach rechts hin ganz lose Fühlung zum
I./Res. 16.
Beim Divisionskommando waren zuerst Nachrichten von dem feind-
lichen Angriff gegen den linken Flügel eingegangen. Da das dort
stehende Bataillon 110 allein zur Abwehr nicht auszureichen schien,
hatte Genlt. Loeb beim Gruppenkommando um 9.20 abds. ein weiteres
Bataillon dieses Regiments erbeten und auch zugeteilt bekommen. Als
dann vom rechten Flügel Alarmnachrichten kamen, wandte sich die
14. Res.Div. erneut an das Gruppenkommando mit der Bitte, ihr jetzt auch
das letzte Bataillon Gren. 110 zu überlassen. Gen. d. Inf. Frhr. v. Watter
lehnte das aber zunächst ab, die 14. Res.Div. sollte sich vielmehr mit dem
bei Buzancy stehenden Res.Inf.Regt. 215 der 46. Res.Div. in Verbindung
setzen und für dieses Regiment Abwehrbereitschaft anordnen. Dies ge-
schah. Als aber 10.05 abds. die 14. Res.Div. dem Gruppenkommando
meldete, daß der Gegner beim Res.Inf.Regt. 219 durchgebrochen sei --
(tatsächlich zunächst bei II./Res. 16!) -- und über den Südrand der
Schlucht von Lèchelle in Richtung auf Charantigny vorgehe, wurde auch
das letzte Bataillon 110 der 14. Res.Div. zur Verfügung gestellt. Diese
Ernste Lage bei der 14. Res.Div. 71
teilte es dem Füs.Regt. 40 zu mit dem Auftrag, mit Hilfe dieser Ver-
stärkung die Lage auf dem rechten Flügel wiederherzustellen.
Tatsächlich kamen in dem allgemeinen Wirrwarr die Befehle der
14. Res.Div. bezüglich des Gren.Regts. 110 nicht zur Ausführung. Viel-
mehr blieb das II. Batl. welches sich schon im Laufe des Nachmittags
an den Westhängen der Mulde westlich Villemontoire mit Front nach
Vierzy bereitgestellt hatte, dort liegen. Das Bataillon glaubte, dort be-
reits in der vordersten Linie zu sein, durch Patrouillen suchte es nach
vorn Fühlung mit dem Feinde, nach links hin Anschluß an eine deutsche
Truppe zu gewinnen. Die vorfühlenden Patrouillen trafen auf zurück-
gehende Reste der bisherigen Frontregimenter. Das III. Batl. verblieb
weiter nördlich bei Charantigny mit Front gegen Léchelle, feindwärts
gesichert und nach der Tiefe gegliedert. Die Begleitbatterie des Regi-
ments, I./Felda. 14, fand Gelegenheit, sich an der Abwehr feindlicher
Vorstöße zu beteiligen.
An Artillerie erhielt die 14. Res.Div. 7.30 abds. noch die von der
7. Armee herankommende II. und III./Felda. 14 zugeteilt. Beide Ab-
teilungen gingen noch am späten Abend des 18. Juli westlich Buzancy
in Stellung.
Die kritische Lage bei der 14. Res.Div. gab dem Gruppenkommando
Veranlassung, um 11.10 abds. auch noch das Res.Inf.Regt. 49 einzusetzen.
Es wurde mit zwei Bataillonen gegen die Linie Wegegabel 1 km süd-
lich Charantigny -- Wegestern 1 km südlich Vierzy (Ostrand), mit einem
Bataillon -- (dieses zur Verfügung der 115. Inf.Div.) -- über Tigny
angesetzt. (Tatsächlich gelangte jedoch nur 1./Res. 49 zum Einsatz.)
Gegen die Front der 115. Inf.Div. führte der Gegner im Laufe des
Nachmittags und Abends eine Reihe heftiger Teilangriffe, die stellen-
weise von Tanks unterstützt wurden. Es gelang aber, die deutschen Stel-
lungen zu halten; wo der Feind eindrang, wurde er im Gegenstoß zu-
rückgetrieben. Eine wesentliche Änderung der Lage ergab sich bis zum
Abend nicht.
Auf Grund des 5.20 nachm. bei der 115. Inf.Div. eingetroffenen
Korpsbefehls von 4.00 nachm. (s. o.), der einen entscheidenden Kampf in
der Mauloy-Stellung vorsah, entschloß sich der Divisionskommandeur,
Genmaj. K u n d t, die noch vorwärts dieser Stellung kämpfenden Teile
zurückzunehmen. Die hierbei frei werdende Infanterie der Regter. 171
und Res. 40 sollte die Lücke zwischen dem linken Flügel des Inf.-
Regts. 136 und der 40. Inf.Div. schließen, die Artillerie, weiter zurück-
genommen, den Feuerschutz vor der M.Stellung sicherstellen. Ein ent-
72 Der Verlauf der Kämpfe bei Gruppe Watter.
sprechender Divisionsbefehl gelang aber nicht mehr zur planmäßigen
Durchführung. Der feindliche Druck auf die Regimenter Res. 40 und 171
verstärkte sich bereits gegen 8.00 abds. derart, daß ein weiteres Ausharren
zweifellos zum Verlust der Truppe führen mußte. Beide Regiments-
kommandeure entschlossen sich daher zur Zurücknahme ihrer Bataillone
nach Gegend der Fontane Alix Fe., wo bereits Teile des Inf.Regts. 134
(40. Inf.Div.) und Res. 210 (45. Res.Div.) in einer Aufnahmestellung
lagen. Die Zurücknahme war für beide Regimenter äußerst schwierig, da
der Gegner auf der einen Seite schon im Brussettes-Wald lag, auf der
anderen die la Loge Fe. genommen hatte.
Am Wegekreuz bei Punkt 182 (500 m südlich Grumilly) sammelten
die Stäbe des Res.Inf.Regts. 40 und Inf.Regts. 171 die Reste ihrer
Truppe. Nach notdürftiger Ordnung der Verbände wurden beide Regi-
menter noch in der Nacht in der Lücke zwischen dem Regt. 136 und dem
rechten Flügel der 40. Inf.Div. eingesetzt*).
Die Zurücknahme der noch immer in ihren alten Stellungen stehen-
den Artillerie (mittlere und linke Unter- sowie Fernkampfgruppe) gelang
infolge Nachdrängens des Feindes nur zum Teil: der etwas weiter
zurückstehenden 4./229 glückte es, nachdem sie ihre gesamte Munition ver-
schossen hatte, vier Geschütze aus der Stellung zu bringen, die beiden an-
deren mußten dem Gegner überlassen werden. Bei der 1./229 war die
Bedienung gezwungen, ihre Kanonen aufzugeben; dann aber vermochte
sie den Feind durch ihr Karabinerfeuer nicht nur aufzuhalten, sondern
sogar vorübergehend wieder aus der Batteriestellung zu vertreiben. Eine
Bergung der Geschütze erwies sich aber schließlich doch als unmöglich.
Die 5./229 konnte während der Nacht entkommen.
Inzwischen war auf einen Antrag der 115. Inf.Div. hin dieser der
Stab der 5. Res.Inf.Brig. (3. Res.Div.) zur Verfügung gestellt worden.
Er hatte bis 10.00 abds. die Verbindung mit Füs.Regt. 34 und Res.Inf.-
Regt. 2 aufnehmen können. Zu dieser Zeit teilte das Gruppenkommando
der 115. Inf.Div. mit, daß bei der 14. Res.Div. der Feind an der Wege-
spinne südlich Vierzy (Ostrand) durchgebrochen sei, die im Mauloy-Walde
eingesetzten Regimenter der 115. Inf.Div. (tatsächlich: 3. Res.Div.) müß-
ten nach rechts verlängern und rückwärts neu abriegeln. Genmaj. Kundt
gab der 5. Res.Inf.Brig. die entsprechenden Anweisungen. Da aber außer
zwei Pionierzügen der 3. Res.Div. keine uneingesetzten Truppen mehr
zur Verfügung standen, konnte die Abriegelung nur durch einzelne
______________
*) Inf.Regt. 171 rückte indessen infolge eines irrigen Befehls nach dem
Walde von Hartennes ab.
Schwierige Räumung vorspringender Stellungsteile. 73
Gruppen erfolgen, die vorher aus der Front herausgelöst werden muß-
ten. Die 115. Inf.Div. wurde daher beim Gruppenkommando wegen
Überweisung neuer Truppen vorstellig und erhielt ein Bataillon des
Res.Inf.Regts. 49 zugeteilt (vgl. S. 71) mit der Weisung, es zum
Gegenstoß rittlings der Straße Tigny-Vierzy einzusetzen, jedoch nicht
über die erwähnte Wegespinne hinaus vorzuführen. Ehe indessen der
Gegenstoß dieses Bataillons erfolgte, wurde die Gefahr südlich Vierzy
als behoben erkannt. Dort hatte das I./Gren. 110 den feindlichen An-
griff abgewiesen, der Anschluß zwischen ihm und dem rechten Flügel der
5. Res.Inf.Brig. war wieder hergestellt.
Um die Abwehr des feindlichen Angriffs, der in erster Linie die
Nachschubstraße der 7. Armee bedrohte, und dessen Fortschreiten von
ausschlaggebender Bedeutung für die Armee war, einheitlich zu gestalten,
wurde die Gruppe Watter dem A.O.K. 7 unterstellt; der Übertritt er-
folgte um 9.00 abds.
Die Kampferreignisse bei Gruppe Winckler.
Auch die Divisionen und das Generalkommando des XXV. Res.K.
(Gruppe Winckler) ergriffen schon auf die ersten Meldungen von
dem Angriff hin die erforderlichen Maßnahmen zur Alarmierung der
Reserven usw. Bei den Divisionen wurden die Ruhebataillone sowie die
zurückgezogenen Batterien pp. alarmiert und marschbereit gemacht und
alle Beobachtungsmittel angesetzt, um baldmöglichst Einblick in die Er-
eignisse an der Front zu erhalten. Die 10. bayer. Inf.Div. ließ die zur
Verstärkung der Stellungsartillerie überwiesenen und am Vortage ge-
rade eingetroffenen 5. und 6. Geschütze östlich Neuilly - St. Front in
Stellung gehen, um den dort am Bau der rückwärtigen Kampfstellung
begriffenen Pionierkompagnien einen Rückhalt zu geben. Sämtliche Orts-
kommandanturen wurden angewiesen, alle waffenfähigen Leute zum
Brigadegefechtsstand zu senden.
Das Gruppenkommando machte alle verfügbaren Korps-, Armee-
und Heeresgruppenreserven (45., 1/3 3. und 51. Res.Div.) marschbereit
und setzte die eigenen Schlachtstaffeln gegen die feindlichen Luftstreit-
kräfte und Reserven ein. Es war zunächst noch unklar, ob der Feind
nicht den eigentlichen Stoß weiter nördlich, d. h. vor allem gegen die
Gruppe Watter, führte und vor dem Abschnitt des XXV. Res.K. nur
demonstrierte. Sehr bald aber wurde erkannt, daß der Gegner doch auch
auf der ganzen Front der Gruppe Winckler energisch angriff und an-
scheinend nur den im Buisson de Cresnes gelegenen Teil des Abschnitts
der 40. Inf.Div. aussparte. Am bedrohlichsten schien sich die Lage nach
den zunächst eintreffenden Nachrichten bei der 10. bayer. Inf.Div. zu
gestalten. Dieser wurde daher schon frühzeitig die bei Vichel liegende
Der Angriff gegen die 40. Inf.Div. 75
Eingreifgruppe der 45. Res.Div. (Res.Inf.Regt. 211 mit 5./Res.Felda. 45)
zur Verfügung gestellt, und bereits um 7.20 vorm. erhielt die 45. Res.Div.
den weiteren Befehl, mit der bei le Plessier Huleu liegenden Gruppe
(Res.Inf.Regt. 212 mit 4./Res.Felda. 45) und einer Feldartillerieabteilung
ein Vordringen des Gegners über den Abschnitt Min des Croûtes (1 km
Südlich Chouy) -- Neuilly.St. Front unter allen Umständen zu verhindern.
Bei der 40. Inf.Div. hatte das feindliche Artilleriefeuer um 5.45 vorm.
eingesetzt, es war gegen die Infanterie- und Artilleriestellungen sowie
das Hintergelände gerichtet. Auch hier machten die Franzosen von Nebel-
geschossen reichlich Gebrauch, stellenweise wurden auch Geländeteile ver-
gast. Auf dem äußersten rechten Flügel der Division überschritt der Geg-
ner den Savières-Grund. In geschickter Weise nützte er die Mulde östlich
Maucreux Chau., welche die Grenze der 115. und 40. Inf.Div. bildete,
aus, um sich von dort her mit Teilen gegen den linken Flügel der 115.
Inf.Div., mit anderen gegen Ancienville zu wenden. Der Rest drang
weiter nach Osten vor und stieß in Gegend Lionval Fe. -- Villers - le
Petit -- la Loge Fe. auf die beiden dort stehenden Bereitschaftskompagnien
des IIT./134*), die den feindlichen Angriff auffingen. Auch der fran-
zösische Vorstoß in die linke Flanke bzw. den Rücken des noch in der
Hauptwiderstandslinie kämpfenden Inf.Regts. 171 konnte zunächst ab-
gewiesen werden (vgl. S.61), dagegen ging Ancienville verloren. Nach
der Einnahme des Dorfes, bei welcher anscheinend die beiden in der
Hauptwiderstandslinie stehenden Kompagnien des III./134 aufgerieben
wurden, drückte der Feind mit Teilen nach Noroy-sur Ourcq vor. Da-
durch wurden die beiden in Front eingesetzten Kompagnien des II./134
abgeschnitten. Sie hielten sich bis Mittag, Teile schlugen sich dann nach
Osten zur Artillerieschutzstellung durch und verlängerten dort die in-
zwischen aus den bisherigen Bereitschaftskompagnien und dem I./134
(bisher Ruhebataillon) neugebildete Linie.
Beim Inf.Regt. 181 hielt das II. (Kampf.)Batl. bis gegen 10.00 vorm.
seine Stellung, das III. (Bereitschafts-Batl.) griff mit Teilen (9. Komp.)
in die Kämpfe des II./134 ein, andere (11. Komp.) warfen die schon in
Noroy eingedrungenen Stoßtrupps der Franzosen bis auf die Höhe süd-
lich Ancienville zurück. 10. und 12./181 sowie Teile der Regiments-
pionierkompagnie besetzten die Artillerieschutzstellung zwischen dem Ost-
ausgang von Noroy und der Min. Lecomte. Die Reste des II. Batls.
______________
*) Inf.Regt. 134 hatte in vorderer Linie zwei Bataillone III. und II.) mit
je zwei Kompagnien eingesetzt; die beiden anderen Kompagnien beider Ba-
taillone lagen in Bereitschaft. I./134 war Reservebataillon.
76 Die Kampfereignisse bei Gruppe Winckler.
gingen durch diese Aufnahmestellung hindurch bis zu den Höhen südlich
der Fe. d'Edrolle zurück, wo sie sich sammelten. Opferwillig deckten die
2. und 3. M.G.K. den Rückzug. Gegen 2.00 nachm. trat das I./181 (bisher
Reservebataillon) unter Oblt. K r i e g e r zu beiden Seiten der Straße
Chouy -- Ancienville zum Gegenstoß an. In scharfem Kampf wurde
der Gegner in Richtung Ancienville zurückgeworfen. Das Bataillon grub
sich ein, Verbindung mit III./181 wurde hergestellt.
Beim Inf.Regt. 104 wurde um die vom III. Batl. besetzte Haupt-
widerstandslinie erbittert gefochten. Der Gegner, der hier nur langsam
vorwärtskommen konnte, war jedoch weiter links schon bis Marizy-St.
Geneviève vorgedrungen; dort aber im Feuer der 11. Komp. sowie der
dort kämpfenden Teile der 10. bayer. Inf.Div. vorübergehend zum Halten
gekommen. Die noch vorn kämpfenden Teile der 104er benutzten diesen
Stopp, um sich schrittweise bis in die Artillerieschutzstellung zurückzu-
ziehen. Gegenstöße des II. (Bereitsch.-)Batls. im Ourcq-Tal und gegen
Marizy-St. Geneviève erleichterten diese Bewegung. 10.00 vorm. war
der feindliche Angriff im Abschnitt des Regts. 104 zum Stehen gebracht,
der Gegner hatte hier nicht über die Straße Min. de Lelle -- Marizy-
St. Geneviève vorkommen können.
Bei dem auf dem rechten Flügel der 10. bayer. Inf.Div. liegenden
Res.Inf.Regt. 6 hatten in der Nacht vom 17./18. gerade Ablösungen statt-
gefunden: das III. Batl. war Kampf-, das I. Bereitschafts- und das II.
Ruhebataillon geworden.
Die im Vorfeld und in der Hauptwiderstandslinie eingesetzten Kom-
pagnien des III. Batls. wurden offenbar vom Feinde überrannt, über
sie fehlen jegliche Angaben. Kurz nach 5.55 vorm. lag jedenfalls die feind-
liche Feuerwalze schon etwa 100 m östlich von Marizy- St. Geneviève; zu
dieser Zeit war der Gegner auch schon in den Ort eingedrungen.
Von den Kompagnien des I. (Bereitschafts-)Batls. hatten die bei
Min. de Mont en Peine und in der ,,Barbarossa-Höhle" liegende 3. und
4.unter Aufnahme der aus der vordersten Linie zurückkommenden
Reste des III. Batls. bereits die Höhen westlich der ,,Peinmühle" be-
setzt. Ihr Feuer sowie das der M.G.Nester der Artillerieschutzstellung
brachten den Gegner zum Stehen, teilweise flutete er sogar eilig zurück.
Die 1. und 2. Komp. besetzten, soweit sie nicht bereits bei Gegenstößen
verbraucht worden waren (1.) oder die Sicherheitsbesatzung von M.G.-
Nestern bildeten (2.), die Artillerieschutzstellung am Westrande von
Marizy-St. Mard. Auch der K.T.K. ging dorthin zurück. In dieser Lage
kam der Kampf für längere Zeit zum Stehen. Die eigene Artillerie hatte
Vordringen des Gegners auf dem rechten Flügel der 10. bayer. Inf.Div. 77
recht gute Wirkung. Der Feind begann sich etwa in Höhe des Hohlweges
Marizy-St. Geneviève -- Passy einzugraben.
Von etwa 9.30 vorm. an begann jedoch der Gegner sich mit Unter-
stützung von Tanks durch die ,,Weidenmulde"*) gegen Montron vorzu-
arbeiten. Er kam aber nur langsam vorwärts, mehrere Tanks blieben
im Feuer der deutschen Geschütze und Maschinengewehre liegen. Erst
gegen 1.10 vorm. mußte Montron aufgegeben werden.
Inzwischen waren die Kompagnien des Ruhebataillons (II.) 5.45 vorm.
alarmiert und vorgezogen worden, und zwar die 5., 6. und 7. Nach
Marizy - St.Mard, die 8. zum Übungswerk auf Höhe 148 an Straße
Marizy - St.Mard -- Neuilly. Gegen 7.00 hatten die Kompagnien diese
Punkte erreicht. Von der 8./Res. 6 wurden, als sie auf Höhe 148 eintraf,
Franzosen bereits im Vordringen aus Macogny heraus beobachtet. Die
Kompagnie sah sich sehr bald von diesem Gegner angegriffen und hatte
schwer zu kämpfen. Es gelang ihr aber, im Zusammenwirken mit dem
links benachbarten Res.Inf.Regt. 8, den Feind aufzuhalten. Zu Ihrer
Unterstützung trafen gegen 1.00 vorm. die 6. und 7. Komp. auf Höhe 148
ein. 6., 7. und 8./Res. 6 wurden dem Führer des III. Batls. unterstellt,
die 5. Komp. blieb Regimentsreserve.
Gegen 11.00 traf bei beiden Bataillonen der Regimentsbefebl ein, bis
auf die Höhen östlich des von Neuilly nach Norden führenden Grundes
zurückzugehen**). Die 3. und 4. Komp., die bis dahin immer noch den
Gegner bei Marizy-St. Geneviève und am Wege Marizy-St. Gene-
viève -- Passy festgehalten hatten, erhielten demgemäß Weisung, sich in der
Deckung des Ourcqtales zurückzuziehen, und auch die bei Marizy-
St. Mard und auf der Höhe 148 kämpfenden Teile lösten sich vom Geg-
ner. In den ersten Nachmittagsstunden wurde vom I. und II. Batl. im
Grunde nördlich Neuilly eine neue Stellung eingenommen: 5. und
6./Res. 6 besetzten die Straße zwischen der Zuckerfabrik südlich der Halte-
stelle Neuilly (bei Punkt 80) und Min. Neuf, die 7. Komp. grub sich da-
hinter ein, die 4. und 8. wurden Reserve in Gegend der Haltestelle
Neuilly. Die 3./Res. 6 bildete die Vorfeldbesatzung auf den Höhen west-
lich der Straße; die Reste der 1. und 2. Komp. hielten sich noch längere
Zeit in einer Kiesgrube am Wege Marizy-St. Mard -- Neuilly, sie
wurden später zurückgerufen. Links von der 6./Res. 6 lag das I./Res. 211
__________
*) Es handelt sich wohl um die von Passy-en Valois nach Marizy-St. Mard
hinabziehende Mulde.
**) Dieser Regimentsbefehl war auf Grund der Befehle der 20. bayer. Inf.-
Brig. von 8.56 vorm. bzw. 10.00 vorm. erlassen worden (vgl. S. 82).
78 Die Kampfereignisse bei Gruppe Winckler
(vgl. S. 81). Anschluß nach rechts hin zum Inf.Regt. 104 wurde erst
später wieder erreicht.
Beim Res.Inf.Regt. 8 griff der Feind, von Schlachtfliegern be-
gleitet, in dichten Massen an. Das eigene Sperrfeuer setzte schnell und
richtig ein, vermochte jedoch den Gegner am Eindringen in die Vorfeld-
zone nicht zu hindern. Von der Besatzung der Hauptwiderstandslinie
wurde der feindliche Frontangriff abgeschlagen, doch hatten sich die Fran-
zosen währenddessen unbemerkt in der schon erwähnten ,,Weidenmulde"
(vgl. S.77) am rechten Flügel des Regiments vorgearbeitet, von der aus
sie sich dann in einer anderen Mulde, die sich von Montron zur Les-
sart Fe. hinaufzieht, weiterbewegten, um schließlich bei Punkt 122 (800 m
westlich Macogny) im Rücken der 9., 10. und 12. Komp. zu erscheinen.
Soweit diese Kompagnien nicht vernichtet wurden, bahnten sie sich nach
rückwärts einen Weg bis zur Artillerieschutzstellung. Die 11. Komp., die
auf dem linken Flügel gelegen hatte, mußte ebenfalls zurückgehen, als
der Gegner die hinter der Front des Nachbarregiments gelegene Les-
sart Fe. besetzt hatte. Sie erlitt dabei schwere Verluste*).
Das Bereitschaftsbataillon (I.) hatte die Artillerieschutzstellung be-
setzen sollen, seine Kompagnien waren aber durch das heftige Artillerie-
feuer, welches dort lag, großenteils zersprengt worden. Ein Halten dieser
Stellung durch die stark vermischten Teile des III. und I./Res. 8 gelang
daher nur sehr kurze Zeit, ein neuer feindlicher Stoß, von zahlreichen
Tanks unterstützt, warf die Besatzung weiter zurück. Auf der Höhe west-
lich Neuilly wurde 815 wieder Front gemacht, es gelang, eine
dünne Schützenlinie zu bilden, in der auch zahlreiche Artilleristen -- Be-
dienungen der vom feindlichen Angriff überrannten bzw. inzwischen auf-
gegebenen Batterien! -- sowie Versprengte der, beiden anderen Infan-
terie-Regimenter lagen.
Inzwischen war das Ruhebataillon (II.) bei Neuilly eingetroffen,
aber zunächst vom Regimentskommandeur, Maj. W e i ß m a n n,
auf den Höhen östlich des Ortes angehalten worden, weil durch einen Befehl
der 20. Inf.Brig. von 8.56 vorm. die Zurücknahme aller drei Infanterie-
Regimenter auf die Ostseite des Neuilly-Grundes angeordnet worden
war (vgl. S.82). Da aber der tatkräftige Regimentsadjutant, Oblt. d. Res.
B e h r i n g e r, bei der Artilleriegruppe ,,Mitte" festgestellt hatte, daß
noch fast die gesamte Artillerie westlich Reuilly in Stellung war und bei
__________
*) Umgekehrt behauptet das 16. Inf.Regt., es habe die H.W.L. aufgeben
müssen, da die Franzosen beim Res.Inf.Regt. 8 durchgebrochen seien und von
dort her das Kampfbataillon des 16. Inf.Regts. aufrollten (vgl. S. 79).
Der Kampf um die Höhen westlich Neuilly. 79
einer Aufgabe der Höhen westlich dieses Ortes verloren sein würde,
wurde das II./Res. 8 trotz des Brigadebefehls durch Neuilly hindurch
vorgezogen. Es traf, von Oblt. d. Res. Behringer persönlich geführt, 8.45
vorm. bei den Resten des I. und III. Batls. ein, die gerade vor einem neuen
französischen Stoß den Gipfel der Höhe westlich Neuilly hatten
aufgeben müssen. Jetzt wurde das II./Res. 8 zu einem Gegenstoß ange-
setzt, der gute Wirkung hatte und bis zum Westrand von Macogny vor-
drang. Etwa 50 Gefangene, darunter ein Hauptmann und ein Leutnant
des franz. Inf.Regts. 110, blieben in der Hand der Bayern. Ein neuer
Tankangriff warf jedoch das durch die Reste der beiden anderen Ba-
taillone verstärkte II./Res. 8 bis auf die Höhe östlich Macogny zurück.
Weitere feindliche Vorstöße konnten hier abgewiesen werden. Trotz eines
neuen Brigadebefehls von 10.00 vorm., auf die Höhe östlich Neuilly
zurückzugehen (vgl. S. 82), blieb das Regiment, wiederum auf Veran-
lassung des Regimentsadjutanten, in seiner derzeitigen Stellung, um
wenigstens erst die unmittelbar hinter ihm stehenden Batterien in sicher-
heit kommen zu lassen. (Die westlich der Linie Marizy - St. Mard --
Macogny eingesetzte Artillerie war bereits in Feindeshand gefallen.)
Die Lage blieb hier bis in die ersten Nachmittagsstunden unverändert.
Das 16. Inf.Regt. hatte das III. Batl. als Kampfbataillon einge-
setzt, das II. war Bereitschafts-, das I. Ruhebataillon. Als nach ruhig
verlaufener Nacht das feindliche Trommelfeuer überraschend einsetzte,
forderten die Vorposten Sperrfeuer an und zogen sich kämpfend auf die
Hauptwiderstandslinie zurück. Schon 15 Minuten nach Beginn des
Feuers drang der Feind in Dammard ein. In der Hauptwiderstands-
linie kam es zum heftigen Kampf. Der K.T.K. hatte schon bei Einsetzen
des Trommelfeuers zwei Kompagnien des Bereitschaftsbataillons (7. und
8.), die ihm als Stoßkompagnien zur Verfügung standen, an seinem
linken Flügel eingeschoben. Es gelang zunächst, die Stellung zu halten,
obgleich die Beobachtungsverhältnisse durch hochstehendes Getreide stel-
lenweise recht ungünstig waren. 6.30 vorm. konnte der K.T.K. auf Grund
seiner Beobachtungen dem Regiment noch melden, daß die Hauptwider-
standslinie im Besitz des III. Batls. sei. Zu dieser Zeit war aber der
Gegner, wie ebenfalls beobachtet werden konnte, beim rechten Nachbarn
(Res.Inf.Regt. 8) bereits durchgebrochen. Unter diesen Umständen konnte
sich das III./16, bei dem außerdem noch Munitionsmangel eintrat, nicht
mehr lange halten. Als sein rechter Flügel eingedrückt zu werden be-
gann, gab der K.T.K. gegen 7.15 vorm. den Befehl zum Zurückgehen. Die
Reste der 9. und 10. Komp. bezogen an der Lessart Fe., die der 7., 8.,
80 Die Kampfereignisse bei Gruppe Winckler.
11. und 12. Komp. westlich Monnes erneut eine Stellung. Die beiden
noch übrigen Kompagnien des Bereitschaftsbataillons (5. und 6.) hatten
inzwischen die Artillerieschutzstellung zwischen der Straße Dammard --
Neuilly und der linken Divisionsgrenze besetzt.
Gegen die an der Lessart Fe. und bei Monnes stehenden Teile ging
der Feind sehr bald beiderseits umfassend mit Tanks und starker In-
fanterie vor. Sie mußten daher erneut zurückweichen und wurden in der
Artillerieschutzstellung ausgenommen. Dort gelang es wieder eine Zeit-
lang, den Gegner aufzuhalten. Gegen 9.00 vorm. hatte dieser sich aber bis
auf 150 m herangearbeitet. Als bald daraus der Feind auch in Macogny
eingedrungen war und gegen die rechte Flanke des II. und III./16 vor-
ging, wurde weiter bis auf die Höhe südöstlich Macogny zurückgegangen.
Inzwischen war das in Gd. Ménil liegende Ruhebataillon (I.)
alarmiert worden und um 6.15 vorm. nach dem für den Fall eines feind-
lichen Angriffs festgesetzten Bereitstellungsplatz westlich Neuilly hin an-
getreten. Noch ehe es aber diesen Ort erreicht hatte, wurde der Batls.-
Führer durch den Kommandeur des Res.Inf.Regts. 8 dahin informiert,
daß Macogny sowie die Höhen östlich dieses Ortes bereits in Händen der
Franzosen seien, deren Vordringen gegen Neuilly jeden Augenblick zu
erwarten wäre. Der Führer des 1./16 ließ sein Bataillon daraufhin
eine Stellung auf den Höhen östlich Neuilly im Anschluß an das Ruhe-
bataillon des Res.Inf.Regts. 8 einnehmen und unterstellte sich diesem
Regiment.
Das Haltenbleiben des I./16 östlich Neuilly lag an und für sich durch-
aus im Sinne des Regimentsführers. Dieser hatte sich nämlich gegen 8.00
vorm. entschlossen, ,,bei der noch völlig ungeklärten Lage das Ruhe-
bataillon einstweilen auf der Höhe östlich Neuilly anzuhalten". Ein ent-
sprechender Befehl hatte aber das I./16 nicht erreicht, das jedoch, wie
geschildert, selbständig in diesem Sinne handelte.
Unterdessen hatte sich bei dem mit den Resten des III. Batls. ver-
mischten II./16 die Lage nicht geändert, das Bataillon hielt noch immer
beiderseits der Straße Dammard -- Neuilly etwa 500 m östlich Höhe 160
(südlich Macogny). Nachdem die Verbindung zwischen dem Bataillon und
dem Regimentsführer wieder aufgenommen worden war, befahl letzterer
dem I./16, nunmehr doch auf die Höhen westlich Neuilly vorzurücken
und dort das II. Batl. zu verstärken. Jetzt traf jedoch auch hier der
Brigadebefeht von 8.56 vorm. zum zurückgehen auf die Höhen östlich
Neuilly ein; die Kompagnien des I./16 - der Bataillonsführer war auf
den 9.30 vorm. angelangten Regimentsbefehl hin gerade vorgeritten! --
Reibungen beim Einsatz des I/bayer. 16 81
blieben darauf auf Veranlassung des Kommandeurs des Res.Inf.Regts. 8
in ihrer Stellung östlich Neuilly liegen. Auch das II./16 (mit den Resten
des III. Batls.) erhielt nunmehr von seinem Regimentsführer die
Weisung, über den Neuilly-Grund zurückzugehen, doch führte auch hier
die brave Truppe diesen Befehl, zu dem ihr die tatsächliche Lage keine
Veranlassung zu geben schien, nicht aus, sondern hielt weiter ihre Stel-
lung westlich Neuilly, in die sich 11.25 vorm. auch zwei Kompagnien
bes III./Res. 211 einschoben (s. u.). Erst gegen 3.00 nachm. gingen die
16er auf einen abermaligen Regimentsbefehl hin, der seinerseits wieder
auf Grund des Brigadebefehls (von 10.00 vorm., vgl. S. 82) erlassen
worden war, auf die Höhen östlich Neuilly zurück. Dort sollten sich die
Reste des III. Batls. hinter dem rechten, die des II. hinter dem linken
Flügel des in Stellung befindlichen 1./16 sammeln.. Dieses hatte nach
rechts Anschluß an das Res.Inf.Regt. 8, nach links an Teile des Res.Inf.-
Regts. 258 der 78. Res.Div. Dem III./Res. 211 ging dieser Befehl nicht
zu, das Bataillon blieb daher in seiner Stellung auf der Höhe westlich
Neuilly liegen.
Von der der 10. bayer. Inf.Div. zur Verfügung gestellten Eingreif-
gruppe der 45. Res.Div. (vgl. S.74/75) hatte das Res.Inf.Regt. 211 7.00
vorm. Befehl erhalten, sich mit je einem Bataillon hinter den drei Regi-
mentern der Division bereitzustellen. Daraufhin hatten sich das I.Batl. hin-
ter das Res.Inf.Regt. 6, das II. hinter das Res.Inf.Regt. 8, das III. hinter
das 16. Inf.Regt. geschoben. Die Begleitbatterie (5./Res. 45) war der
,,Untergruppe Nord" unterstellt worden und auf der Höhe nordwestlich
Neuilly in Stellung gegangen. Auf den schon mehrfach erwähnten (so.)
Befehl der 20. bayer. Inf.Brig. von 8.56 vorm. hin sollten die drei
Bataillone des Res.Inf.Regts. 211, welche teilweise schon vor den Ruhe-
bataillonen der bayerischen Regimenter in deren Abschnitten eingetroffen
waren, auf die Höhen östlich des Neuilly-Grundes zurückgehen. Während
das I. und II. Batl. diesem Befehl nachkamen, ging das III., welches in-
zwischen dem 16. Inf.Regt. zur Verfügung gestellt worden war, beider-
seits der Chaussee Dammard-Neuilly nach Westen vor, wo es gegen
11.20 vorm. die dort noch liegenden Reste des II. und III./16 verstärkte
(s. o.); es hat von dem Brigadebefehl von 8.56 vorm. offenbar keine
Kenntnis erhalten.
Die Nachrichten, welche der Kommandeur der 10. bayer. Inf.Div.,
Genlt. B e e g, über die Lage an der Front erhielt, lauteten zunächst alle
recht ungünstig. Das Res.Inf.Regt. 6 meldete 6.45 vorm. an die 20. bayer.
Inf.Brig., daß ,,der Feind die Linie Marizy -- Passy überschritten habe".
82 Die Kampfereignisse bei Gruppe Winckler.
6.50 vorm. sollte auch schon im Abschnitt des 16. Inf.Regts. die Lessart Fe.
vom Gegner besetzt sein*), 7.30 vorm. teilte das Res.Inf.Regt. 6 mit, daß
es ihm gelungen sei, die Angreifer am Ostrand von Marizy- St. Gene-
viève festzuhalten, doch ging zu gleicher Zeit eine Funkmeldung aus
Macogny ein, daß es unmöglich sei, die dortige Stellung noch weiter zu
halten.8.05 wurde der Fall von Macogny und damit der Durchbruch
durch die Artl.Schutzstellung bestätigt. Zu dieser Zeit trafen bei der
Division auch die ersten Meldungen über den Verlust von Batterien (1.
und 1/3./bayer. Fußa. 17, 1. und 6./bayer. Felda. 20, 7. und 8./(Sächs.)
Res.Felda. 40) ein.
Tatsächlich war es, wie geschildert, in der Mitte und auf dem linken
Flügel des Divisionsabschnitts nicht gelungen, den französischen Stoß in
der Artl.Schutzstellung aufzuhalten, doch hatte auf den Höhen westlich
Neuilly eine einigermaßen widerstandsfähige neue Linie gebildet werden
können. Diese letztgenannte Tatsache ist Genlt. Beeg zwar gemeldet,
aber im Hinblick auf mehrere kurz danach einlaufende, sehr ungünstige
Nachrichten -- u. a. waren auf der Höhe westlich Neuilly feindliche Tanks
gesichtet -- von ihm nicht geglaubt worden. Er befahl daher 8.55 vorm.
der 20. Inf.Brig. und dem Artilleriekommandeur, alle Truppen auf die
Höhen östlich Neuilly zurückzunehmen und diese unbedingt zu halten.
Wegen des Verlustes eines großen Teils der eingesetzten Batterien bean-
tragte die Division beim Gruppenkommando die Überweisung von Ar-
tillerieverstärkungen zum Einsatz östlich von Neuilly.
Die Anordnung zum Zurückgehen auf die Höhen östlich Neuilly
führte zu den in den Einzelheiten bereits geschilderten Reibungen. Der
Befehl wurde von der 20. Inf.Brig. schon 8.56 vorm. weitergegeben, von
der Truppe aber nicht ausgeführt. Auch auf einen erneuten Brigade-
befehl von 10.00 vorm. hin gingen nur das Res.Inf.Regt. 6 und -- später!
-- das 16. Inf.Regt. zurück. Bei letzterem blieb aber das zugeteilte
III./Res. 211 auf der Höhe westlich Neuilly liegen.
Bereits um 8.30 vorm. hatte das Gruppenkommando der 10. bayer.
Inf.Div. auch die bei le Plessier - Huleu stehende Elngreifgruppe der
45. Res.Div. (Res.Inf.Regt. 212 mit 4./Res.Felda. 45 und I./Res. 45), die
zunächst bis Min. des Croûtes -- Neuilly vorgeschoben worden, einstweilen
aber noch zur Verfügung des Generalkommandos geblieben war (vgl.
S. 75), endgültig zugeteilt. Sie traf gegen Mittag ein und stellte sich
auf Befehl der 10. bayer. Inf.Div. am Wege Vichel -- Ressons bereit.
_____________
*) Diese Nachricht entsprach nicht den Tatsachen, das III./16 hat bis gegen
7.00 vorm. die Hauptwiderstandslinie gehalten.
Der Angriff gegen die 78. Res.Div. 83
Die 78. Res.Div. wurde nördlich des Alland-Grundes von Franzosen,
südlich des Baches von Amerikanern angegriffen. Im ganzen Divisions-
abschnitt ging die Besatzung des stellenweise über 2 km tiefen Vorfeldes
kämpfend auf die Hauptwiderstandslinie zurück, um welche erbittert ge-
fochten wurde. Das von der Vorfeldbesatzung angeforderte Sperrfeuer
setzte schnell ein und lag gut. Der Feind, der auch hier von zahlreichen
Tanks unterstützt wurde, hatte schon in diesem Kampfabschnitt starke Ver-
luste. Immerhin gelang es ihm allmählich, besonders im Allandtal und
bei Höhe 172, -- hier hauptsächlich durch seine Kampfwagen! -- auch in die
Hauptwiderstandslinie einzubrechen und in den Streifen zwischen dieser
und der Artillerieschutzstellung vorzudringen. Besonders schwer hatte
es das auf dem rechten Flügel stehende Res.Inf.Regt. 258, da der Feind
bei der rechts anschließenden 10. bayer. Inf.Div. ziemlich schnell vor-
drang*) Teile des Gegners schwenkten dort nach Süden ein und nahmen
Monnes sowie den östlich dieses Dorfes gelegenen Wald und Talgrund.
Auch nachdem das Res.Inf.Regt. 258 bis in die Artl.Schutzstellung zu-
rückgegangen war, hatte es unter den feindlichen Vorstößen von rechts
her sehr zu leiden. Ein Tankangriff aus Richtung Macogny -- Lessart Fe.
gegen Höhe 167 (1 km nördlich Breuil) zwang die Res. 258er, ihren
rechten Flügel um weitere 800 m zurückzubiegen. Der Anschluß an die
10. bayer. Inf.Div. ging dabei verloren. Im übrigen aber kam auf der
ganzen Divisionsfront der feindliche Angriff vor der Artl.Schutzstellung
zum Stehen. Auf dem linken Flügel in Gegend der Höhe 175 (Orme
Sal.) stellte nach einem Tankvorstoß ein Gegenangriff des Res.Inf.-
Regts. 260 die Lage wieder her.
Hauptsächlich infolge des raschen Vordringens des Gegners aus
nordwestlicher Richtung gelang es nicht, die bei Cointicourt stehenden
Teile der Artillerie rechtzeitig zurückzubringen, sie gerieten, großenteils
durch feindliche Einwirkung oder Rohrkrepierer bereits zerstört, in
Feindeshand. Im übrigen hatte im ganzen Divisionsabschnitt gerade die
Artillerie ausgezeichnet gewirkt. Mindestens 12 bis 14 Tanks waren zer-
schossen liegengeblieben, eine auf der Chevillonhöhe auffahrende Be-
gleitbatterie des Gegners war zusammengeschossen worden.
Der Eindruck, den das Gruppenkdo. Winckler auf Grund der bei
____________
*) Die Angaben der 78. Res.Div. und des aus dem linken Flügel der
10. bayer. Inf.Div. stehenden 16. Inf.Regts. widersprechen sich. Das 16. Inf.-
Regt. behauptet, seine bis zum Westrand von Monnes zurückgegangenen Teile
hätten sich dort nicht halten können, da der Feind bei der 78. Res.Div. schon
weiter vorgedrungen gewesen sei.
84 Die Kampfereignisse bei Gruppe Winckler.
ihm eingehenden Meldungen von der Lage an der Front hatte, war ein
sehr. ungünstiger. In schneller Folge wurden fast alle in der Vorfel-
zone liegenden Ortschaften als verloren gemeldet, zahlreiche Tanks --
über 80 vor der Korpsfront - waren an dem Stoß beteiligt. Der
10. bayer. Inf.Div., bei welcher der feindliche Angriff besonders weit
vorgedrungen zu sein schien, waren daher nacheinander zwei Eingreif-
gruppen der 45.Res.Div. zugeteilt worden (vgl. S. 75 u. 82). Noch schlimmer
als an der eigenen Front schien es aber bei der rechten Nachbargruppe
zu stehen. Dort war der Gegner offenbar bereits vollständig durchge-
brochen, er hatte schon die Gegend von Villers Hèlon erreicht und be-
drohte somit die rechte Flanke des XXV. Res.K. stark. Unter diesen Um-
ständen schien es General v. W i n ck 1 e r doch nötig, die eigenen Divi-
sionen schrittweise unter möglichster Mitnahme der Artillerie zurück-
zunehmen. Die besonders gefährdete 40. Inf.Div. erhielt daher 8.40 vorm.
folgenden Befehl:
,,40. Inf.Div. geht schrittweise in ungefähre Linie: Punkt 188 (südlich Fon-
taine Alix Fe.)-Fe. d'Edrolle-Westrand des Waldes nordwestlich Rozet-
St Albin zurück. Die bei St. Remy stehende Eingreifgruppe der 45. Res.Div.
(Res.Inf.Regt. 210 mit Begleitbatterie und eine Abteilung Res.Felda.Regts. 45)
wird der Division zur Aufnahme und zum Schutz der rechten Flanke zur
Verfügung gestellt*).
Dieser Befehl wurde 9.10 vorm. wie folgt geändert:
,,40. Inf.Div. geht zurück in die Linie Blanzy -- Punkt 182 nordwestlich
Billy -- Fe. d'Edrolle -- Wald südwestlich Billy; dort Anchluß an 10. bayer.
Inf.Div."
Für die 40. Inf.Div., welche um diese Zeit stellenweise noch um den
Besitz der Hauptwiderstandslinie kämpfte, im übrigen aber die Artl.-
Schutzstellung fest in der Hand hatte, kam dieser Befehl überraschend.
Der Divisionskommandeur, Genlt. Meister, ließ nunmehr durch ein
Bataillon des überwiesenen Eingreifregiments (Res. 210) die Linie
Blanzy -- Wald südwestlich Villy dünn besetzen, die beiden anderen Ba-
*) Das Original dieses Befehls befindet sich nicht In den Akten, der oben
angeführte Wortlaut ist dem Gefechtsbericht der 40. Inf.Div. entnommen. An-
dererseits scheint in diesem Bericht aber nur der die 40. Inf.Div. selbst be-
treffende Teil des Befehls wiedergegeben zu sein. Wie die vom Gruppenkom-
mando befohlene Linie nach Süden hin weiterlaufen sollte, ist daher nicht klar.
S p ä t e r gab -- nach dem K.T.B. des XXV. Res.K. -- General v. Winckler
als ,,äußerste, gegen den scharf nachdrängenden Feind zu haltende Linie" la Fon-
taine Alix Fe. -- Westrand des Waldes nordwestlich Rozet-St. Albin -- Höhe 167 --
Priez an.
Befehl zum schrittweisen Zurückgehen. 85
taillone wurden zum Schutze der rechten Flanke der Division in der
Mulde nordöstlich des Remy-Waldes bereitgestellt. Die Felda.Abteilung
der Eingreifgruppe (III./Res. 45) sollte aus den Höhen westlich Coutre-
main in Stellung gehen. Dorthin wurde übrigens bald danach auch die
II./Res.Felda. 40 angesetzt, welche sich nach beendeter Teilnahme an der
Artillerievorbereitung des Marneübergangs am 15. Juli im Anmarsch
zur 40. Inf.Div. befand, der sie zugeteilt worden war. 1.00 nachm. be-
fahl Genlt. Meister, sich nach rechts hin in Linie la Loge Fe.-- Fontaine
Alix Fe. abzuriegeln und im übrigen die Linie Villers-le Petit -- westlich
und südlich Chouy zu halten. Die Division blieb damit nicht unerheblich
v o r der vom Gruppenkommando angegebenen Linie. Immerhin mußte
aber nach dem Divisionsbefehl das auf dem linken Flügel kämpfende
Inf.Regt. 104 noch etwas zurückgehen, ohne daß es die Lage an seiner
eigenen Front verlangt hätte. Tatsächlich hielt das Regiment zunächst
auch noch die Art.Schutzstellung mit dem III. Batl. besetzt. Dieses sollte
erst zurückgehen, wenn das II. sich in der neu festgelegten Stellung süd-
lich Chouy eingerichtet haben würde. III./104 ist dann auch erst, stark
angegriffen und links umfaßt, am Nachmittag auf die inzwischen vom
II. Batl. eingenommene Linie zurückgegangen.
Eine wesentliche Verstärkung erhielt die Gruppe Winckler durch die
51. Res.Div. Diese war am Morgen alarmiert (vgl. S. 74) und 7.30
vorm. nach der Gegend von Armentières, später bis Oulchy-le Chau. in
Marsch gesetzt worden Die Division hatte mehrere Marschgruppen ge-
bildet, deren erste 11.00 vorm. in Armentières eingetroffen war. Um 12.00
mittags wurde die 51. Res.Div., die inzwischen von der Heeresgruppe der
7. Armee zugeteilt worden war, vom A.O.K. der Gruppe Winckler als
Korpsreserve zur Verfügung gestellt. General v. Winckler befahl ihre
Bereitstellung in drei Gruppen: Res.Inf.Regt. 235 mit 4./Res.Felda 51
bei la Bailette Sal.*), Res.Inf.Regt. 236 mit 5./Res.Felda. 51 bei Oulchy-
la Ville und Res.Inf.Regt. 234 mit 6./Res.Felda. 51 bei Oulchy-le Chau.
Von den übrigen zur Division gehörenden Formationen wurde das
Fußa.Batl. 152**) 12.00 mittags der 10. bayer. Inf.Div. zur Verfügung
gestellt. (I. und III./Res.Felda. 51 sowie das kriegsgliederungsgemäß zur
___________
*) So nach dem ursprünglichen Div.Befehl. Durch einen weiteren, nicht
festzustellenden Befehl ist diese Gruppe gleich nach le Plessier-Huleu vorgeführt
worden.
**) Fußa.Batl. 152 gehörte nicht kriegsgliederungsgemäß zur 51. Res.Div.,
sondern war ihr wenige Tage zuvor nur für den Fall eines Einsatzes zugeteilt
worden.
86 Die Kampfereignisse bei Gruppe Winckler.
51. Res.Div. gehörende I./Res.Fußa. 11 kamen erst im Laufe des Nach-
mittags von der Marnefront der 7. Armee zurück.)
Inzwischen hatte sich die Lage an der gesamten Front der Gruppe
Winckler wesentlich gebessert. Der feindliche Angriff war überall zum
Stehen gekommen, großenteils war die Truppe aus eigenem Antrieb
noch westlich der befohlenen Ausnahmestellungen halten geblieben, an ein-
zelnen Stellen lag sie sogar noch in der Artl.Schutzstellung oder sie war
im Begriff, diese im Gegenstoß wieder zu gewinnen. Auch bei der rechts
benachbarten Gruppe Watter schien die Krise überwunden und der feind-
liche Stoß zum Stillstand gekommen zu sein. General v. Winckler ent-
schloß sich, diese Lage auszunutzen. Ein Gruppenbefehl von 3.00 nachm.
bestimmte, daß die Divisionen, soweit das nicht schon der Fall war,
sich wieder bis zur Artl.Schutzstellung vorzuarbeiten hätten, die im allge-
meinen als vorderste Linie des Vorfeldes gelten sollte. Es sei beabsichtigt,
sodann die Linie la Fontaine Alix Fe. -- Westrand Chouy -- Höhe westlich
Neuilly -- Höhe 167 -- Priez als Hauptwiderstandslinie, die Linie Höhe
dicht nördlich Remy -- Höhe 182 (nordwestlich Billy) -- Westrand des Wal-
des nordwestlich Rozet-St. Albin -- Höhe östlich Neuilly -- Höhe 180 (nörd-
lich Sommelans) als Artl.-Schutzstellung zu beziehen. General v. Winck-
1er ,,erwartete, daß die Divisionen sich wieder in den Besitz ihrer ge-
samten Artillerie setzten". Der Befehl wiederholte dann noch die Unter-
stellung des Res.Inf.Regts. 210 und der III./Res.Felda. 45 unter die 40.
Sowie der Res.Inf.Regter. 211 und 212 mit der I./Res.Felda. 45 unter
die 10. bayer. Inf.Div. Die Eingreifgruppe ,,Res. 210" sollte in der kom-
menden Nacht durch die bei le Plessier-Huleu stehende Eingreifgruppe
der 51. Res.Div. abgelöst werden und danach der 45. Res.Div. wieder zur
Verfügung stehen. Dafür hatte dann die Eingreifgruppe ,,Oulchy-le
Chau." der 51. Res.Div. in die Mulde hart nordöstlich le Plessier-Huleu
zu rücken. Die 10. bayer. Inf.Div. sollte ihre Verbände so gliedern, daß
die 45. Res.Div. einen Teil ihres Abschnittes übernehmen konnte.
Bei der 40. Inf.Div. kam es zu diesem Angriff nicht, obgleich sich
auch hier alle drei Inf.Regimenter nicht mehr im Besitze der bisherigen
Artl.Schutzstellung befanden. Tatsächlich hätte aber ein Gegenstoß
der Sachsen nur dann Aussicht auf Erfolg gehabt, wenn gleichzeitig der linke
Flügel der Gruppe Watter mit vorgegangen wäre, was indessen nach
Lage der Dinge dort nicht in Frage kam. Eine Wiedereroberung ver-
lorener Batterien war hier nicht nötig, da die gesamte Artillerie der
Division bis auf wenige vorgeschobene und meist völlig zusammenge-
schossene Tank- und Vorfeldabwehrzüge auf die Höhen nördlich und süd-
Befehl zur Zurückgewinnung der Artl.Schutzstellung. 87
lich der Fe. d'Edrolle hatte zurückgebracht werden können*). Bei der
40. Inf.Div. verlief daher der Nachmittag verhältnismäßig ruhig. Teil-
angriffe gegen die Regter. 181 und 104 konnten abgeschlagen werden.
Von dem Eingreifregiment (Res.Inf.Regt. 210) war 2.15 nachm. das
I. Batl. auf die Höhe etwa 400 m nordwestlich St. Remy, das II. in Ge-
gend nordöstlich Fontaine Alix Fe., später noch das III. in Gegend Fon-
taine Alix Fe. -- Ia Loge Fe. vorgeschoben worden; das III./Res. 210 hatte
die Division der 88. Inf.Brig. zur Verfügung gestellt. III./Res.Felda. 45
ging im Walde östlich St. Remy in Stellung.
Die Ruhepause, welche bei der 10. bayer. Inf.Div. während der
letzten Vormittagstunden in dem feindlichen Angriff eingetreten war und
stellenweise zu einer Nichtbefolgung des Befehls zum Zurückgehen über
den Neuilly-Grund geführt hatte (vgl. S. 79 u. 81), war vom Divi-
sionskommandeur bald erkannt und dem Gruppenkommando gemeldet
worden. Auf einen entsprechenden Vorschlag der 10. bayer. Inf.Div. hin
hatte General v. Winckler bereits um 2.35 nachm. befohlen, die Lage zur
Wiedergewinnung der Artl.Schutzstellung auszunutzen. Durch den
Gruppenbefehl von 3.00 nachm. (vgl. 5.86) war dann diese erste Weisung
ergänzt worden.
Der Gegenangriff kam indessen auf dem rechten Flügel (Res.Inf..
Regt. 6) nicht zur Ausführung. Einmal traf der Angriffsbefehl aus nicht
auszuklärenden Gründen erst sehr spät (gegen 5.00 nachm.) ein, dann wur-
den als Vorbereitung zunächst mehrere Streifabteilungen feindwärts ge-
schickt. Diese kamen erst zurück, als es für den Angriff bereits zu spät
war. Aber auch beim Res.Inf.Regt. 8 und dem 16. Inf.Regt. kam es
zu einem eigentlichen Gegenstoß nicht. Das Res.Inf.Regt. 8 zog für den
Angriff erst das ihm zugeteilte II./Res. 211 vor, um es rechts von seinem
II. Batl. einzusetzen und dadurch auch die Lücke zum Res.Inf.Regt. 6 zu
schließen. Sodann wartete es darauf, daß das letztere seinerseits den
__________
*) Möglicherweise ist ein Gegenstoß auch deshalb unterblieben, weil beim
Divisionskommando unzutreffende Ansichten über den Verlauf der vordersten
Linie bestanden. Noch in einem Divisionsbefehl vom Abend des 18. wird diese
als ,,östlich Lionval Fe. (frei vom Feind) -- östlich Noroy -- Marizy-St. Mard"
laufend angegeben. Danach wäre die bisherige Artillerie-Schutzstellung in der
Tat noch völlig gehalten gewesen und ein deutscher Angriff zu ihrer Wieder-
gewinnung gar nicht in Frage gekommen. Nach den Darstellungen der Regi-
menter ist die vorderste Linie aber schon am Nachmittag etwa von la Fontalne
Alix Fe. -- südlich la Loge Fe. -- Westrand Chouy nach dem Ourcq-Bogen nord-
östlich Marizy-St. Mard gelaufen. Auch die noch westlich dieser Linie befind-
lichen Postierungen lagen östlich der bisherigen Artillerie-Schutzstellung.
88 Die Kampfereignisse bei Gruppe Winckler.
Angriff begänne und zunächst bis auf gleiche Höhe mit dem Res.Inf.-
Regt. 8 vorkäme. Dies trat aber nicht ein. Schließlich setzten von 5.45
nachm. ab neue französische, von Tanks unterstützte Vorstöße ein, die
zwar im wesentlichen abgeschlagen wurden, die Linien des Regiments
aber eher noch etwas zurückdrückten, als vorwärtskommen ließen.
Beim 16. Inf.Regt. ging das I. Batl. um 6.00 nachm. bis auf den
Hang der Höhe westlich Neuilly vor. Es kam gerade rechtzeitig, um
dem III./Res. 211 einen Halt zu geben. Dieses hatte seit den letzten Vor-
mittagstunden an der Straße Dammard -- Neuilly ausgehalten (vgl. S.82),
wurde aber durch den eben erwähnten französischen Vorstoß von 5.45
nachm. langsam zurückgedrückt. I./16 ging jetzt links von III./211 mit
drei Kompagnien in vorderer Linie in Stellung. Der Anschluß an das
Res.Inf.Regt. 258 der 78. Res.Div. war zunächst vorhanden, ging aber
verloren, als gegen 8.00 abds. ein heftiger französischer Angriff gegen
Höhe 167 (1500 m nördlich Breuil) stattfand. Zu einem weiteren Vor-
gehen kam es auch beim 16. Regt. nicht.
An der Front der 78. Res.Div. war es seit den späten Vormittags-
stunden verhältnismäßig ruhig geblieben und zu keiner wesentlichen Ver-
änderung der Lage gekommen. Die Division lag mit dem Res.Inf.-
Regt. 258 etwa 500 m hinter, mit den beiden anderen Regimentern in
der Artl.Schutzstellung. Der erwähnte feindliche Tankangriff gegen das
Res.Inf.Regt. 258 führte zum Verlust der Höhe 167, welche der Gegner
bis zu ihrem Ostrand hin besetzte.
Der Verlauf der Kämpfe am Nachmittag und Abend bei der
10. bayer. Inf.- und der 78. Res.Div. gaben General v. Winckler Ver-
anlassung, in einem Gruppenbefehl von 9.00 abds. den Verlauf der vor-
dersten Vorfeld- sowie der Hauptwiderstandslinie neu festzulegen. Die
vorderste Vorfeldlinie sollte nunmehr von la Loge Fe. über Lionval Fe. --
Min. Lecomte -- Ostrand des Höhenzuges westlich Neuilly -- halbwegs zwi-
schen Rassy und Höhe 167 -- Breuil nach Höhe 175 (nordwestlich Cour-
champs) verlaufen, als Hauptwiderstandslinie wurde die Linie Fontaine
Alix Fe. -- Westrand Chouy -- Min. des Croütes -- Höhe östlich Neuilly --
Rassy -- Priez bestimmt. Dahinter sollte die Artl.Schutzstellung vom
Westrand St. Remy über Höhe 182 (nordwestlich Billy) -- Westrand des
Waldes von Rozet-St. Albin zum Westrand des B. de Latilly laufen.
Die 51. Res.Div. hatte ihre südlichste Eingreifgruppe nach le Chène Fe.
(2 km nördlich Latilly) zur Verfügung der 78. Rc5.Div. zu schieben, ein
Die 51. Res.Div. übernimmt die Sicherung der rechten Flanke. 89
Einsatz sollte aber nur mit Genehmigung des Generalkommandos er-
folgen.
Die 51. Res.Div. setzte demgemäß 11.00 abds. das Res.Inf.Regt. 236
mit 5./Res.Felda. 51 nach le Chène Fe. in Marsch. Bei der Division
war inzwischen von 5.00 nachm. ab die noch fehlende Artillerie ein-
getroffen (vgl. S.85/86). I./Res. 51 hatte Befehl erhalten, Stellungen süd-
lich la Croix zu erkunden, III./Res. 51 war mit dem Res.Inf.Regt. 235
zu einer Eingreifgruppe vereinigt und auf Grund des Gruppenbefehls
von 3.00 nachm. der 40. Inf.Div. zugeführt worden. 11.00 abds. erhielten
Schließlich noch die I./Res. 51 und I./Res.Fußa. 11 Anweisung, während
der Nacht im Bois de St. Jean in Stellung zu gehen.
Die in den späten Abendstunden neuerdings einsetzenden schweren.
Kämpfe bei Gruppe Watter, die dort zu einem örtlichen Durchbruch
führten, bedrohten die rechte Flanke des Korps Winckler stark. Infolge-
dessen wurde die Ablösung der Eingreifgruppen bei der 40. Inf.Div. auf
Befehl des Gruppenkommandos unterbrochen und zunächst beide dieser
Division unterstellt. 11.30 abds. erhielt dann die 51. Res.Div. den Befehl,
die Flankensicherung der Gruppe in der Linie Hartennes -- Fontaine
Alix Fe. zu übernehmen. Ihr standen dazu von eigenen Truppen die Re-
gimenter Res. 234 und 235, I. und III./Res.Felda. 51 sowie I./Res.Fußa.11,
außerdem noch das Res.Inf.Regt. 210 (mit 6./Res.Felda. 45) und III./Res.
Felda. 45 der 45. Res.Div. sowie das II. und IV./3. Garde-Fußa.Regts..
(5 Mrs.Battn., 1 lg. 15 cm-Kan.Battr.) zur Verfügung.
Der Kommandeur der 51. Res.Div., Genmaj. v. F ö r st e r, ordnete
eine offensive Verteidigung an und befahl hierzu die Bereitstellung der
Res.Regter. 234 und 210 im Bois de St. Jean und im Bois du Plessier
mit Sicherung in Linie Hartennes -- Blanzy. Res.Inf.Regt. 235 sollte mit
der Masse in die Gegend von St. Remy rücken mit dem Auftrag, den
Abschnitt von Blanzy (einschl.) bis Alix Fe. zu besetzen und zu hatten.
Beim Gruppenkommando war 3.30 nachm. ein Fernspruch) des
A.O.K. 7 eingegangen, daß die 10. Inf.Div., bisher Armeereserve hinter
dem XXIII. Res.K. bei Beuvardes, mit Lastkraftwagen antransportiert
werde, um sich bei Nampteuil-Sous-Muret -- Muret-et-Crouttes -- Droizy
bereitzustellen. Die Division sollte, wie ein weiterer Fernspruch
des A.O.K. besagte, der neu zu bildenden Kampfgruppe Etzel (XVII. A.K.)
unterstellt werden, die nach) beendeter Versammlung zu einem Gegenstoß
gegen den bei den Gruppen Watter und Winckler eingedrungenen Feind
angesetzt werden sollte (vgl. S.104).
90 Die Kampfereignisse bei Gruppe Winckler.
Die 10. Inf.Div.*) stellte sich nach beendetem Antransport gegen
10.00 abds. mit dem Inf.Regt. 398 in Bataillonsgruppen zwischen Fe.
l'Epitaphe (1200 m nördlich Nampteuil) und Droizy (ausschl.), mit dem
Inf.Regt. 47 bataillonsweise nordwestlich Droizy (Gren.Batl. 6), Neu-
ville St. Jean, bei Hartennes und im Nordteil des Waldes von Har-
tennes, mit dem Pionier-Batl. (Divisionsreserve) im Wäldchen hart süd-
östlich Nampteuil bereit. Das der Division an Stelle des noch an der
Marne eingesetzten eigenen Feldartillerie-Regiments zugeteilte 6. bayer.
Felda.Regt. war noch im Anmarsch. Als schweres Bataillon trat jetzt das
II./Res.Fußa. 3 zur 10. Inf.Div.
Ein neuer feindlicher Nachtangriff gegen den linken Flügel der
Gruppe Watter (vgl. S.70) führte dort vorübergehend zu rückgängigen
Bewegungen der Reserven. Auch die beiden Regimenter der 10. Inf.Div.
wurden in diese Bewegung verwickelt. Energischem Eingreifen gelang
es jedoch bald, die Truppe wieder zum Stehen zu bringen. Inf.Regt. 47
besetzte wieder die alten Plätze, Regt. 398 blieb etwas zurückgenommen.
Im Laufe der Nacht wurde die Division schließlich noch der Gruppe
Winckler zum Schutz ihrer rechten Flanke zur Verfügung gestellt; die
rechte Gruppengrenze wurde entsprechend nach Norden verschoben.
_____________
*) Die 10. Inf.Div. hatte bei dem Marneübergang am 15. Juli schwer
gelitten. Die Gefechtsstärke des Inf.Regts. 398 betrug 18 Offiziere, 634 Mann.
Gren.Regt. 6 war zu einem Bataillon (Gefechtsstärke: 14 Offiziere, 234 Mann)
formiert und dem Inf.Regt. 47 angegliedert worden.
Die Kämpfe der Gruppe Schoeler.
Nachdem an der ganzen Front der Gruppe Schoeler während der
Nacht vom 17./18. Juli das feindliche Störungsfeuer ziemlich leb-
haft gewesen war, setzte 5.30 vorm. in den Abschnitten der 4. Ers.- und
87. Inf.Div. Trommelfeuer ein, bei der ersteren wurden auch mehrere
Gefechtsstände vergast und die Hauptwiderstandslinie vernebelt. Bei der
201. Inf.Div. blieb es zunächst völlig ruhig, hier setzte erst später
Störungsfeuer in gewöhnlicher Stärke ein.
Bei der 4. Ers.Div. folgte dem Trommelfeuer schon nach wenigen
Minuten der Infanterie-Angriff. Der Feind drang in mehreren, dicht
aufeinander folgenden Wellen vor, die vor den Abschnitten des rechten
und linken Regiments (361 und 360) durch Tanks unterstützt wurden.
Die Vorfeldbesatzung zog sich im ganzen Divisionsabschnitt unter An-
forderung von Sperrfeuer befehlsgemäß auf die Hauptwiderstandslinie
zurück, um welche heftig gekämpft wurde. Die feindlichen Tanks mußten,
durch das Feuer der deutschen Artillerie -- insbesondere der Tank-
geschütze -- gezwungen, größtenteils nach Norden ausbiegen.
Gegen 6.45 vorm. ging beim Inf.Regt. 361 die Hauptwlierstandslinie
verloren, angeblich, da der Feind beim rechten Nachbarregiment (Res.-
Inf.Regt. 260) schon weiter eingedrungen war und nun die 361er von
rechts her aufrollte. Der rechte Flügel wurde darauf bis Höhe 175
(OrmeSal.) zurückgebogen, einige Minenwerfer fielen dabei in die Hand des
Gegners. Beim mittleren Regiment (Inf.Regt. 362) wurde der feindliche
Angriff zunächst nur als Patrouillenvorstoß angesprochen. Es entwickelte
sich dann in diesem Regimentsabschnitt ein erbittertes Ringen, bei dem
das Kampfbataillon nahezu aufgerieben wurde. Teile des Bereitschafts-
92 Die Kämpfe der Gruppe Schoeler.
und Ruhebataillons brachten den Angriff, der schließlich auf dem rechten
Flügel über die Hauptwiderstandslinie hinwegging und zum Verlust
zweier vorgeschobener Batterien des Felda.Regts. 41 führte, zum Halten.
Auf dem linken Flügel des mittleren Regimentsabschnittes und beim
Regt. 360 wurde die Hauptwiderstandslinie behauptet. Die hier an-
greifenden Amerikaner hatten anscheinend sehr schwere Verluste.
Bei der 87. Inf.Div. erfolgte der feindliche Angriff erst gegen 9.00
vorm. Es gelang dem Feind, stellenweise in das Vorfeld einzudringen,
im Gegenstoß wurde er größtenteils wieder zurückgeworfen.
Es dauerte geraume Zeit, bis bei den Divisionskommandos und dem
Gruppenkommando nähere Nachrichten über die Hergänge an der Front
eintrafen. Der Gesamteindruck war, daß es sich hier nur um einen ver-
hältnismäßig schwächeren Angriff handelte, dessen Schwergewicht weiter
nördlich lag. Als sich dann aus den bis gegen 8.15 vorm. beim Gruppen-
kommando eingegangenen Meldungen ergab, daß der Feind bei der
4. Ers.Div. doch die Hauptwiderstandslinie erreicht und genommen habe,
gab General v. Schoeler der 5. Garde-Inf.Div. (Eingreifdivision) Be-
fehl, die Eingreifstaffel ,,Tauentzien" (Inf.Regt. Graf Tauentzien Nr.20;
dabei 9./4. Garde-Felda. und 3./M.G.Ss.Abt. 75) nach Grisolles vorzu-
ziehen. 8.40 vorm. wurde das 3. Garde-Regt. (dabei 8./4. Garde-Felda.
und 1./M.G.Ss.Abt. 75) der 4. Ers.Div. zur Verfügung gestellt.
Inzwischen war auf dem rechten Flügel der 4. Ers.Div. der feind-
liche Angriff weitergegangen. Die Reste des I. und III./361 (Kampf- und
Bereitschaftsbataillon) hatten sich auf Höhe 175 und in Courchamps noch
eine Stunde lang gegen die andringenden Franzosen gehalten, dann
aber, von rechts überflügelt, weiter zurückgehen müssen. In der Linie
Priez-Höhe 184 wurden sie von dem inzwischen hier eingesetzten Ruhe-
bataillon (II./361) und der Pi.Komp. 304 aufgenommen. Ein Gegen-
stoß glückte, die Höhe 175 (,,Orme Sal.") kam wieder in deutschen Besitz.
Auch das Res.Inf.Regt. 260 der 78. Res.Div. gelangte wieder bis auf
gleiche Höhe vor, der Anschluß konnte hergestellt werden. Courchamps
dagegen wurde nicht wieder genommen. Am Abend verlief die Haupt-
widerstandslinie der Division vom Schnittpunkt der Straße Priez --
Courchamps mit der Divisionsgrenze über das ,,la" von ,,la Remise" --
Höhe 169 -- Obstgärten nördlich Licy-Clignon -- zwischen ,,c" und ,,y"
von ,,Licy" (Karte 1 : 80 000) in die bisherige Hauptwiderstandslinie.
Das Gruppenkommando hatte gegen 2.00 nachm. vom A.O.K. 7 Nach-
richt erhalten, daß die 33. Inf.Div., bisher Armeereserve hinter dem Ab-
schnitt der Gruppe Wichura (VIII. Res.K.) östlich Dormans, am Vor-
Die Kämpfe der Gruppe Schoeler. 93
mittag mit zwei Kampfgruppen -- (die dritte war zunächst noch bei
Gr. Wlchura geblieben!) -- in die Gegend von Beuvardes gezogen
worden Sei und jetzt eine Kampfgruppe bis in Gegend Coincy vor-
schiebe. Die Division, deren Rest in der kommenden Nacht von der Gruppe
Wichura her folgen werde, sollte Armeereserve bleiben.
In den späten Abendstunden machten sich bei der 4. Ers.- und 87.
Inf.Div. Anzeichen für ein Wiederaufleben der feindlichen Angriffe be-
merkbar. Vor dem rechten Flügel der 4. Ers.Div. verstärkte der Gegner
sich sehr, vor dem der 87. Inf.Div. bereitete er einen Angriff auf die
Monthiers-Höhe vor. Die 87. Div. erhielt daher 10.00 abds. auf einen ent-
sprechenden Antrag hin ein Bataillon des Regiments Elisabeth der
5. Garde-Inf.Div. unterstellt, das nach Buire vorgezogen wurde. Es kam
jedoch nur zu unbedeutenden Vorstößen des Gegners, die überall im
wesentlichen abgewiesen wurden.
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