REICHSARCHIV BAND 94, VON SEITE  94 BIS 107

Ein Dankeschön an unseren Freund Herrn Jacques Lemarié aus Deutschland, der uns diesen Text übermittelt hat.

Falls jemand anders uns auch helfen will, entweder mit Übersetzungen oder Übermittlung von Dokumenten, welche die 2. Marneschlacht betreffen, so ist er herzlich willkommen. Vielen Dank im voraus.

Die Ereignisse an der Süd- und Südostfront der 7. Armee.

An der über die Marne vorspringenden Südfront sowie an dem

zwischen der Marne und dem Becken von Reims gelegenen, nach

Südosten gerichteten Frontabschnitt der 7. Armee konnte am 18. Juli

fast mit Bestimmtheit mit einer Fortsetzung der feindlichen Gegen-

angriffe gerechnet werden. Die Lage der auf dem Südufer der Marne

stehenden deutschen Divisionen war bei der geringen Tiefe des Kampf-

feldes, der verhältnismäßig schwachen und überdies nur unzureichend

munitionierten Artillerie, dem in unveränderter Stärke anhaltenden,

überaus wirkungsvollen Feuer der feindlichen Batterien und Flieger auf

die Marnebrücken und den dadurch hervorgerufenen Nachschubschwierig-

keiten sehr gespannt. Diese Spannung mußte in dem gleichen Verhältnis

wachsen, in dem die Vorbereitungen zur Räumung fortschritten, mit

denen auf eine in der Nacht vom 17./18. ausgegebene Weisung

des A.O.K. hin bereits begonnen worden war. Sie mußte ihren Höhepunkt

erreichen, wenn erst die Räumung tatsächlich begann und dabei die Masse

der Artillerie auf das Nordufer der Marne gezogen war, während die

Infanterie, lediglich von Begleitbatterien und ihren eigenen Hilfswaffen

unterstützt, dem weit überlegenen Feind gegenüber auf sich allein an-

gewiesen blieb. Alles kam jetzt darauf an, ob die brave Truppe auch

diese gewaltige Belastung noch aushielt.

Wider Erwarten blieb es aber an der Front der Gruppen K a t h e n

(XXIII. Res.K.) und W i c h u r a (VIII. Res.K.) während des ganzen

18. Juli, abgesehen von zeitweiligen Artilleriekämpfen und Patrouillen-

vorstößen, ruhig. Die auf dem linken Flügel des XXIII. Res.K.

Ruhiger Tagesverlauf an der Front der Gruppen Kathen und Wichura. 95

stehende 36. Inf.Div. schuf sich noch einige Übergangsstellen über die

dicht hinter Ihrem Rücken fließende Marne, in der im übrigen -- ein

drastisches Beispiel für den schnellen Wechsel der Bilder im Kriege! --

die Offiziere und Mannschaften des Gren.Regts. 5, welches hier zwei

Tage zuvor so schwere Blutopfer hatte bringen müssen, vergnügt badeten.

Bei der 23. Inf.Div. half die Flieger-Abt. 262 in opferwilligem Einsatz,

die vordere Linie mit der nötigen Verpflegung zu versehen. Hier sowohl

wie auch bei der 200. und 1. Garde-Inf.Div. bereitete der Verwundeten-

abschub ernste Sorge. Die Dörfer Sauvigny, Courthiézy und Soilly füll-

ten sich mehr und mehr mit Verwundeten, welche z. T. bereits seit Tagen

auf den Rücktransport über die Marne warteten. Die Divisionen bildeten

kleine Wagenkolonnen unter Führung von besonders bewährten Offi-

zieren, welche am Nordufer hielten und den Augenblick abwarteten, in

dem eine Brücke notdürftig wiederhergestellt war, um dann eiligst im

feindlichen Feuer die Bergung der Verwundeten vorzunehmen.

Die Tätigkeit der feindlichen Batterien und Fliegergeschwader gegen

die Marne-Übergänge im Bereich der Gruppen Kathen und Wichura

hielt unvermindert an.

Die als Heeresgruppen. bzw. Armeereserve hinter der Gruppe

Kathen stehende 51. Res.- und 10. Inf.Div. wurden am Morgen alar-

miert und zur Westfront der 7. Armee in Marsch gesetzt (vgl. S.98).

Auch die 33. Inf.Div. , bisher Korpsreserve der Gruppe Wichura,

erhielt Befehl, mit ihren beiden nördlich der Marne stehenden Kampf-

gruppen über Beuvardes abzurücken, die auf dem Südufer stehende

dritte Gruppe sollte in der Nacht vom 18./19. folgen; die Division wurde

Armeereserve.

Bei der Gruppe C o n t a (IV. Res.K.) war das feindliche Störungsfeuer

auf die vorderen Linien sowie besonders auf die Marne-Übergänge wäh-

rend der Nacht vom 17./18. sehr rege gewesen; von der schweren Kolonnen-

brücke bei Vincelles waren neun, von der westlich davon gelegenen leichten

drei Pontons versackt. Der Verkehr bei der 37. Inf.Div. hatte dadurch auf

beiden Ufern längere Zeit hindurch vollkommen stillgelegen. Schließlich

war mit den noch vorhandenen zehn Pontons eine leichte Kolonnenbrücke

gebaut worden, welche die unermüdlichen Pioniere später für schwere

Fahrzeuge verstärkt hatten.

Auch an der Front der den rechten Flügel der Gruppe Conta bil-

denden 37. Inf.Div. verlief der 18. Juli verhältnismäßig ruhig. Den in

längeren oder kürzeren Abständen niederprasselnden Feuerüberfällen

96 Die Ereignisse an der Süd- und Südostfront der 7. Armee.

konnte ausgewichen werden. Nach mehreren Tagen zum erstenmal

wieder kamen die Feldküchen heran.

Dagegen verstärkte sich bei der 113. Inf.- und 10. Res.Div. das fran-

zösische Artilleriefeuer während der Morgenstunden mehr und mehr. Gegen

6.00 vorm. begann hier eine Folge heftiger, zumeist von Tanks unterstützter

Angriffe, die im wesentlichen abgeschlagen wurden, aber doch zum Verlust

einzelner Geländeteile -- darunter des im Vorfeld gelegenen Ortes Clos

Davaux -- führten. Einen besonders starken Stoß richtete der Gegner,

der hier teilweise frische Kräfte in den Kampf warf, am Nachmittag

gegen die Höhe 235 und das nördlich davon gelegene Bois de Misy, doch

gelang es den tapferen Inf.Regtern. 37 und 155 der 10. Res.Div., in

zähem Ringen ihre Linien zu halten. Allerdings war die Truppe nach

dem Abschluß der Kämpfe aufs äußerste erschöpft und ablösungsbedürf-

tig. Die Kompagniestärken waren durchschnittlich auf 15 bis 20 Mann

gesunken, die Maschinengewehre fast sämtlich außer Gefecht gesetzt.

Stumpf und apathisch drängten sich die Leute um die letzten noch übrig

gebliebenen Führer zusammen. Auch hier stieß der Verwundetenabschub

auf große Schwierigkeiten, besonders in Leuvrigny, das durch die Kämpfe

der letzten Tage in einen Trümmerhaufen verwandelt worden war.

Auch gegen die nördlich der Marne stehende linke Flügeldivision der

Gruppe Conta, die 2. Garde-Inf.Div. sowie gegen die Gruppen

S ch m e t t o w (Genkdo. 65) und B o r n e (VI. Res.K.) richteten die

Franzosen starke Angriffe. Nach mehrstündiger Artillerievorbereitung

brach gegen 10.00 vorm. die frisch eingesetzte 9. franz. Inf.Div. gegen den

linken Flügel der 2. Garde- und die ganze Front der 195. Inf.Div. vor.

Nach hartem Kampf konnte der Stoß aufgefangen werden, die deutschen

Linien waren stellenweise etwas zurückgedrückt worden. Weiter nördlich

wies die 12. bayer. Inf.Div. in den ersten Nachmittagsstunden einen aus

dem Königswalde heraus vorgetragenen feindlichen Teilangriff ab.

Später setzten an der Front der 22. Inf.Div. heftige Kämpfe ein. Der

Gegner konnte im wesentlichen abgeschlagen werden, doch wurde hier

am Abend die vordere Linie zurückgenommen und eine Stellung östlich

Paradis als Hauptwiderstandslinie bestimmt. Obgleich die Franzosen

scharf nachdrängten, gelang es den tapferen hessen-naussauischen Regi-

mentern, sämtliche Verwundete mitzunehmen und alles Gerät zu bergen.

Am Abend erfolgte dann noch ein starker Angriff gegen die 123. (Sächs.)

und 86. Inf.Div. Er führte zum Verlust von Courmas sowie von Teilen

des Bois de Reims, doch konnte der Feind nach heftigem, bis in die

Angriffe gegen die Gruppen Conta, Schmettow und Borne. 97

Nacht hinein währendem Ringen zum Halten gebracht werden. Bei den

Kämpfen der 195. und 12. bayer. Inf.Div. hatten Teile der 28. Res.Div.

eingegriffen, auf dem Südflügel der Gruppe Borne waren vorüber-

gehend zwei Regimenter der 50. Inf.Div. in die Front eingeschoben

worden.

Die höheren Kommandostellen und die O.H.L.

am 18. Juli.

Die ersten Maßnahmen der beiden A.O.Ks. und der Heeresgruppe

auf die Meldungen von dem feindlichen Großangriff hin mußten

sich naturgemäß auf die Alarmierung, Heranziehung und Freigabe der

Armee- bzw. Heeresgruppenreserve beschränken.

Das A.O.K. 9 befahl 8.00 vorm. der bei Laon liegenden 211. Inf.Div.,

sich zur Verfügung der Armee bei Terny-Sorny bereitzustellen*). 8.10

vorm. wurde die 34. Inf.Div. dem Korps Staabs zur Verfügung gestellt,

um nötigenfalls aus Gegend Ploisy zum Gegenstoß zwischen Calvaire

und Chaudun vorzugehen. Schließlich erhielt um 8.32 vorm. Korps Watter

Befehl, die 46. Res.Div. (ohne die beiden der 14. Inf.Div. zugeteilten

Felda.Abteilungen sowie das III./Res.Fußa. 24) auf das südliche Aisne-

Ufer zu ziehen und in Gegend Billy -- Acy zur Verfügung der Armee be-

reitzustellen. (Durch einen Armeebefehl vom 17. Juli war die 46. Res.-

Div. hinsichtlich der Befehlsübermittlung dem Korps Watter zugewiesen

worden.)

Das A.O.K. 7 alarmierte 7.20 vorm. die bei Beuvardes (hinter dem

Abschnitt der Gruppe Kathen) liegende 51. Res.Div. Die Division sollte,

8.00 vorm. ausbrechend, über Coincy bis Armentiéres vorrücken. 8.05 vorm.

erhielt die im Raume Beuvardes -- le Charmel ruhende 10. Inf.Div.

Befehl, sogleich nach Villeneuve-Sur Fére zu marschieren und sich dort in

einzelnen Marschgruppen bereitzustellen. 830 wurde die bei Trigny --

Hermonville und Villers -Franqueux (nordwestlich Reims) liegende

_____________

*) Da sämtliche Batterien der 211. Inf.Div. noch an der Front eingesetzt

waren, verfügte die Division über keinerlei Artillerie.

Inmarschsetzung der Armee- und Heeresgruppenreserven. 99

19. (Sächs.) Ers.Div. alarmiert und in Richtung Fismes in Marsch ge-

setzt. Schließlich erhielt 10.30 vorm. die hinter der Gruppe Wichura

beiderseits der Marne befindliche 33. Inf.Div. Befehl, mit den nördlich

des Flusses stehenden Teilen und der gesamten Artillerie nach Beuvardes

zu rücken und sich dort in zwei Marschgruppen bereitzustellen*).

Wann im einzelnen die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz ihre

Reserven nach der Kampffront hin in Marsch gesetzt hat, ist aus den

Akten nicht zu ersehen. Abgesehen von den bereits verhältnismäßig

nahe hinter dem angegriffenen Frontabschnitt stehenden Divisionen,

über welche die 9. und 7. Armee inzwischen schon verfügt hatten (s.o.!),

kamen zunächst die 20. und 9. Inf.Div. in Frage, welche sich nach Ein-

stellung des Angriffs östlich von Reims bereits auf dem Marsche von

der 3. bzw. 1. zur 7. Armee befanden. Von ihnen lag die 20. im Raume

Bourgagne -- Loivre -- Oranville -- St. Etienne, die 9. bei Boult -- Bazan-

court. Das Heeresgruppenkommando befahl der 1. Armee, die Fuß-

truppen der 20. Inf.Div. mit Autokolonnen nach Braisne, die der 9.

nach Bazoches und Fismes vorzufahren; beide Divisionen blieben

vorläufig Heeresgruppenreserve. Übrigens hatte sich die Heeresgruppe

auch die Verfügung über die 19. Ers.Div. einstweilen noch vorbehalten,

die Division sollte bis Chéry vorgezogen werden.

Als weitere Reserve kam die zur Verfügung der O.H.L. nordöstlich

Guise in Ruhe liegende 5. Inf.Div. in Frage. Ihr Antransport hinter

die Front der 9. Armee in die Gegend südlich Laon wurde auf Antrag

der Heeresgruppe hin von der O.H.L. befohlen, die ersten Züge konnten

3.30 nachm. fahren. Die Division sollte durch die 9. Armee im Raume

Allemand -- Sancy -- Jouy versammelt werden.

Nach der Entwicklung, welche die Lage in den letzten Tagen ge-

nommen hatte, kam die feindliche Offensive für die beiden A.O.K.s und

das Heeresgruppenkommando durchaus überraschend.

,,. . . Der Angriff der Franzosen gegen die Westfront der 9. und

7. Armee in rund 50 km Breite ist", sagt das Kriegstagebuch der Heeres-

gruppe Deutscher Kronprinz, ,,in dieser Ausdehnung und Schwere nicht er-

wartet worden. Man rechnete damit, daß der Feind seine örtlichen Angriffe

____________

*) Die Divisionen, über welche die 9. und 7. Armee hier verfügten, waren

mit Ausnahme der 33. Inf.Div. sämtlich Heeresgruppen-Reserven. Ihre Frei-

gabe im Falle eines feindlichen Angriffs war allerdings wohl schon vorher

zwischen den Armeen und der Heeresgruppe vereinbart worden; vermutlich hat

das Heeresgruppen-Kommando auch, bevor die Armeen über sie verfügten,

telephonisch die Genehmigung hierzu gegeben. Unterlagen hierfür liegen

nicht vor.

100 Die höheren Kommandostellen am 18. Juli

in gleichem Maße und Umfange wie vor unserer Offensive fortsetzen werde,

man hielt ihn aber nicht für so weit erholt, daß er eine Offensive so großen

Umfangs jetzt schon führen konnte.

Die Meldungen über Gefangenenaussagen, über Ansammlung von Tanks

und Truppen im Walde von Villers-Cotterêts wurden nur mit der Fort-

führung der örtlichen Angriffe in Verbindung gebracht, ein Großangriff für

nicht bevorstehend gehalten. . . . . "

Aus den in den Vormittagsstunden eingehenden Meldungen war

zu entnehmen, daß sich der Feind an der ganzen Angriffsfront im

schnellen Vordringen befand. Sehr bald bestand kein Zweifel mehr, daß

die Mehrzahl der hier eingesetzten deutschen Stellungsdivisionen nahezu

vernichtet war. Auch die Eingreifdivisionen befanden sich bereits überall

im Kampf, ein Teil von ihnen hatte anscheinend sogar schon erheblich

gelitten. Gelang es dem Angreifer, bei seinem Vordringen das gleiche

Zeitmaß wie bisher beizubehalten, so mußte es zu einer schweren Krise

kommen, denn auf deutscher Seite waren zunächst keinerlei weitere

Kräfte vorhanden, die dem Feinde entgegengeworfen werden konnten.

Am bedrohlichsten schien das Vordringen der Franzosen auf Soissons.

Glückte es ihnen, die Stadt zu nehmen und auf die östlich vorgelagerten

Höhen vorzustoßen, so waren nicht nur die in den Stellungsbogen hin-

einführenden rückwärtigen Verbindungen der 9. und 7. Armee ausge-

schaltet, sondern die dort kämpfenden Truppen standen in Gefahr, ab-

geschnürt zu werden. Für die 7. Armee war die Lage ohnehin schon

denkbar kritisch. An ihrer Südfront lagen starke Kräfte im schweren

Kampf um die im Verlauf der eigenen Offensive erreichte Linie mit

einem Feind, der alles daransetzte, die auf das Südufer der Marne vor-

gedrungenen deutschen Divisionen über den Fluß zurückzuwerfen. Die

geringe Tiefe des Schlachtfeldes und die außerordentlichen Nachschubs-

chwierigkeiten beeinflußten diesen Kampf noch dazu aufs ungünstigste.

Schließlich mußte jeden Augenblick damit gerechnet werden, daß auch an

der Ostfront der 7. Armee, zwischen der Marne und dem Reimser

Becken, ein einheitlicher starker Angriff des Feindes vorbrach, dem

außer den hier eingesetzten, durch die schweren Kämpfe der letzten Tage

bereits stark mitgenommenen deutschen Divisionen nur noch schwache

Kräfte (28. Res.- und 50. Inf.Div.) entgegengeworfen werden konnten.

Es kam somit vor allem daraus an, die angegriffene Westfront des

Stellungsbogens, insbesondere den Abschnitt westlich von Soissons, zu

stützen, sowie baldmöglichst die südlich der Marne kämpfenden Kräfte auf

das Nordufer zurückzunehmen, vom Feinde abzusetzen und damit

zugleich auch neue Reserven zu gewinnen. Die Räumung des südlichen

Der Befehl zur Räumung des südlichen Marneufers. 101

Marne-Ufers wurde -- nach vorhergegangenen vorbereitenden Wei-

sungen -- um 12.45 nachm. vom K r o n p r i n z e n Wilhelm end-

gültig befohlen. Dagegen war eine wirkungsvolle Stützung der Angriffs-

front natürlich nur entsprechend dem Eintreffen der in Marsch gesetzten

bzw. weiterer, neu herangeführter Reserven möglich. Bis dahin mußten

die Armeen bzw. Gruppen sich mit eigener Kraft halten. Ein Heeres-

befehl von 11.54 vorm. bestimmte demgemäß, daß ,,der Widerstand in der

allgemeinen Linie Soissons -- Belleu -- Noyant -- Hartennes -- le Plessier-

Huleu -- Gd. Ménil -- Latilly -- Epaux -- Höhen nördlich Château-Thierry

erneut organisiert" werden sollte. Die Heeresgruppe betonte aber aus-

drücklich, daß ein Zurückgehen in diese Linie für die im Kampf einge-

setzten Teile nicht in Frage käme. Im übrigen sei die angegebene Linie

(Soissons -- Hartennes -- Latilly -- Höhen nördlich Chau. Thierry) die Linie

des äußersten Widerstandes, die unter allen Umständen gehalten werden

müsse. Eine zweite rückwärtige Stellung war in der allgemeinen Linie:

nördliches Aisne-Ufer bis Bucy-le Long -- Höhen westlich Acy -- Droizy --

Beugneux -- Nanteuil-Notre Dame -- Coincy -- Epieds -- Chartèves festzu-

legen. Beide rückwärtigen Stellungen sollten stark mit Maschinengeweh-

ren besetzt werden.

Bei der 9. Armee hatte General v. E b e n um 10.00 vorm. den Ein-

satz der 6. und 34. Inf.Div. bei der Gruppe Staabs von der Aisne ab

am Saconin-Grunde entlang bis Chaudun befohlen. Diese Linie sollte

gehalten werden. Anschließend daran hatte Gruppe Watter mit der

28. Inf.- und 3. Res.Div. die Stellung: Ostrand der Chaudun-Mulde --

Höhe 195 (östlich Villers Hèlon) zu besetzen und nachhaltig zu verteidi-

gen. Die 46. Res.Div. erhielt Befehl, sich als Armeereserve bei Belleu --

Noyant und östlich Buzancy in zwei Gruppen bereitzustellen. Ein

Armeebefehl von 11.35 vorm. bestimmte, daß nördlich der Aisne die alte

Linie sowie anschließend das Nordufer des Flusses bis Soissons, südlich

der Aisne der Westrand von Soissons und die Höhen von Bellen und

Noyant gehalten werden sollten. Teile der 46. Res.Div. wurden den

Gruppen Staabs und Watter unterstellt.

Schließlich erhielt um 2.10 nachm. die von Gruppe Staabs östlich der

53. Res.Div. eingeschobene 14. Inf.Div. zwei Bataillone der Gruppe

Woyna zugeteilt.

Etwa seit Mittag bestand der Eindruck, daß in dem feindlichen An-

griff ein Stillstand eingetreten sei, der nach Lage der Dinge allerdings

nur ein vorübergehender sein konnte. Immerhin wurde damit die Mög-

102 Die höheren Kommandostellen am 18. Juli.

lichkeit zu einem notdürftigen Ordnen der Verbände, Herstellen der An-

schlüsse und geordnetem Einsatz der noch verfügbaren Reserven gegeben.

Bei der 7. Armee gab Generaloberst v. B o e h n um 10.40 vorm.

-- also noch vor Eintreffen des diesbezüglichen Heeresbefehls -- an die

Korps Kathen, Wichura und Conta die Weisung, sofort alle Vorberei-

tungen zur Verlegung der deutschen Front auf das nördliche Marne-

Ufer zu treffen. Es war beabsichtigt, in der Nacht vom 18./19. Juli die

gesamte Artillerie mit Ausnahme der Begleitbatterien zurückzuführen

sowie alle zu einem Verteidigungskampf am 19. Juli nicht benötigten

Teile abzuschieben. Gleichzeitig sollte auf dem Nordufer eine Aufnahme-

stellung mit Artillerie und Infanterie, besonders mit Maschinengeweh-

ren, aufgebaut werden. Am 19. Juli hatte sich die ganze Südfront ab-

wehrbereit zu halten, Vorstöße sollten den Gegner täuschen und die

eigene Front verbessern. Um 10.00 abds. war dann mit der eigentlichen

Räumung zu beginnen, für das Zurückgehen der Bereitschaften, Kampf-

reserven sowie der vorderen Linie wurden die Zeiten einheitlich fest-

gesetzt. Am Morgen des 20. Juli sollte -- bei planmäßigem Verlauf --

die Rückwärtsbewegung beendet sein; das A.O.K. wies jedoch darauf

hin, daß ,,der Gang der Bewegung in der Nacht vom 18./19. die Lage

um 24 Stunden verlängern" könnte. Die Räumung würde dann erst

am Morgen des 21. ihren Abschluß finden. Nach Beendigung der Be-

wegung sollten sogleich die 36. Inf.Div. sowie zwei Divisionen der

Gruppe Wichura und eine Division der Gruppe Conta aus der

Front gezogen und als Korpsreserve gesammelt werden, ihnen hatte später je

eine weitere Division der Gruppen Wichura und Conta zu folgen. Bei

Übermittlung dieses Befehls wurde den Gruppen mitgeteilt, daß die

Entscheidung über seine Ausführung noch ausstände. Nachdem dann der

endgültige Heeresbefehl eingegangen war, erging um 1.40 nachm. an die

Gruppenkommandos die Nachricht, daß der Räumungsbefehl in Kraft

träte. Die Bewegung wäre in der Nacht vom 18./l9. zu beginnen und

in der Nacht vom 19./20. durchzuführen.

Hinsichtlich der Kämpfe an der Westfront der Armee ergab sich bis

zu den ersten Nachmittagsstunden keine Gelegenheit zum Eingreifen.

1.40 nachm. erhielt die 33. Inf.Div. Befehl, eine Kampfgruppe nach

Coincy vorzuschieben, das letzte Drittel der Division sollte In der kom-

menden Nacht nachfolgen. Zur Abwehr des mit Bestimmtheit erwar-

teten feindlichen Großangriffs zwischen Marne und Reims wurden

gegen 4.00 nachm. der Gruppe Schmettow die 28. Res.-, der Gruppe

Vorne die 50. Inf.Div. zur Verfügung gestellt.

Übertritt der Gruppe Watter zur 7., der Gruppe Borne zur 1. Armee. 103

Der Heeresbefehl von 11.54 vorm. betr. Festlegung rückwärtiger

Stellungen (vgl. S.101) wurde von beiden A.O.Ks. gegen 3.00 nachm. an

die unterstellten Gruppen weitergegeben. Die 7. Armee bestimmte dabei,

daß sich die Führung der 51. Res.Div. und 33. Inf.Div. in großen Zügen

über den Verlauf der vorderen der beiden in dem Heeresbefehl ange-

gebenen Linien zu unterrichten habe. Diese Linie sollte sofort mit ver-

fügbarer rückwärtiger Artillerie und Maschinengewehren besetzt werden.

Nach den in den ersten Nachmittagsstunden vorliegenden Meldungen

schienen sich im allgemeinen Rahmen der feindlichen Offensive zwischen

Aisne und Marne zwei Brennpunkte gebildet zu haben, von denen der

eine westlich Soissons, der andere in der Mitte und auf dem linken

Flügel der Gruppe Watter, d. h. etwa an der Grenze der 9. und 7.

Armee, lag. Um die Einheitlichkeit der Kampfführung an diesem süd-

lichen Brennpunkt sicherzustellen, befahl Kronprinz Wilhelm -- nach

Einholung von Vorschlägen über Grenzführung usw. von den beiden

A.O.Ks. -- um 6.00 nachm. den Übertritt der Gruppe Watter zur 7. Ar-

mee. Um andererseits auch die beabsichtigte Operation gegen den Reim-

ser Bogen (vgl. S. 31) in e i n e Hand zu legen, wurde 8.00 abds. der

Übertritt der Gruppe Borne von der 7. zur 1. Armee angeordnet.

Bei der 9. Armee hielt die Gefechtspause, die seit Mittag in dem

Kampf um Soissons herrschte, auch im weiteren Verlauf des Nach-

mittags an. Nach Lage der Dinge war hier nur eine rein defensive

Abwehr möglich, auf den Höhen westlich der Stadt mußte jeder Fuß-

breit Boden aufs äußerste festgehalten werden*). Dagegen erwog die

____________

*) Welche Bedeutung das Heeresgruppenkommando dem Halten von

Soissons beimaß geht aus einem Fernschreiben hervor, welches der Chef des

Generalstabes des Heeresgruppenkommandos, Generalmajor Gr. v. der

S ch u l e n b u r g, am Abend des 18. Juli an den Verbindungsoffizier der

Heeresgruppe beim A.O.K. 9 sandte:

,,Ich bitte, bei der 9. Armee keinen Zweifel darüber zu lassen, daß das

Festhalten von Soissons und der Höhen von Belleu von entscheidender Be-

deutung für den Ausgang der Schlacht ist. Die Aufgabe der Armee, die

Stadt Soissons und das Plateau von Belleu zu halten, ist nicht besonders

groß. Die Kräfte dazu sind in der 211., Teilen der 46. Res.Div. und den

zurückgenommenen Truppen durchaus vorhanden. Ich erblicke die Mittel zum

Halten der Stellung darin, daß 1.) die Verteidigung der Stadt in einer festen

Hand liegt. Die Stadtränder und das Stadtinnere sind tief gegliedert mit

M.G. zu besetzen. 2.) Einem anderen Divisionskommandeur wird die Ver-

teidigung der Belleu-Höhen zu übertragen sein; dazu muß er Reserven haben,

u. U. von der 211. Inf.Div. Aufgabe des Korps Staabs ist es, mit fester

Hand und durchgreifend die Aufgaben seiner klar abgezeichneten drei Ab-

schnitte -- sofort -- zu organisieren. 1.) Nördliches Aisne-Ufer und Aisne-

Tal mit flankierender Artillerie nach Süden. 2.) Die zähe Verteidigung der

Stadt mit Sicherheitsbesatzungen an der Aisne, die mit den Verteidigern des

Belleu-Plateaus enge Fühlung haben müssen. 3.) Verteidigung des Belleu-

Plateaus mit Artilleriewirkung vor die Stadt und enge Fühlung mit der

7. Armee. -- Ich bitte, dem Chef der 9. Armee zu sagen, daß ohne jede

Rücksicht auf etwaige Weichheiten der unteren Führung eine straffe Organi-

sation der Verteidigung beim Korps Staabs unbedingt durchgesetzt werden

muß. Zertrümmerte Verbände sind herauszulösen und nach hinten zu

sammeln, sie wirken nur schädigend auf die Moral der Truppen.

Auf tiefe Gliederung der Artillerie und Maschinengewehre bitte ich be-

sonders hinzuweisen."

104 Die höheren Kommandostellen am 18. Juli.

7. Armee -- im Einvernehmen mit dem Heeresgruppenkommando --

die Lage an ihrer Westfront u. U. angriffsweise wiederherzu-

stellen. Ein gegen 7.00 abds. erlassener Armeebefehl besagte, daß ,,zur

Stärkung und Stützung der schwer angegriffenen Fronten Watter und

Winckler" die Kampfgruppe E tz e 1 gebildet würde, die sich im Raume

Sermoise -- Hartenne -- Loupeigne -- Fismes sammeln sollte. (Der Füh-

rer der Kampfgruppe, Genlt. v. Etzel, war der Kommandierende Gene-

ral des XVII. A.K. Das Generalkommando dieses Korps war der

7. Armee vom Heeresgruppenkommando vor Beginn der ,,Reims" --

,,Marneschutz"-Offensive zur Verfügung gestellt worden, um -- bei fort-

schreitendem Angriff und entsprechender Verbreiterung der Front --

zwischen zwei anderen Gruppenkommandos der Armee eingeschoben zu

werden.) Bis zur Versammlung der Gruppe Etzel sollten die einzeln ein-

treffenden Teile vom Gruppenkommando angesetzt werden, um in der

Rückhaltlinie Venizel -- Ecuiry -- Droizy und im Riegel Chacrise -- Har-

tennes als rückwärtiges Verteidigungstreffen sich aufzustellen und ein-

zurichten. Nach beendeter Versammlung war eine angriffsweise Ver-

wendung vorgesehen. Es kam dabei in Frage, die Kampfgruppe sich

aus dem Raume der Gruppe Winckler entwickeln zu lassen und zum

Gegenangriff nach Nordwesten -- je nach der Lage gegen Villers Hélon

oder Vierzy -- anzusetzen. Die Gruppe Etzel sollte im Laufe des 19. Juli

,auf und nahe dem Schlachtfeld" versammelt werden. Es war beabsich-

tigt, neben einigen kleineren Formationen die 10. Inf.Div. (7 Batlne.

ohne Artl.), 4 schwere Batlne., 2 Heeresfelda.Regter. sowie die 19. Ers.-

Div.*) mit 6 Battn. zu ihr treten zu lassen.

___________________

(Da sich inzwischen die Lage bei Soissons etwas gebessert hatte, wurde

der Verbindungsoffizier unmittelbar nach erfolgter Zuleitung des Fern-

schreibens angewiesen, seinen Inhalt dem A.O.K. 9 n i ch t zu übermitteln.)

*) Sie war inzwischen der 7. Armee zur Verfügung gestellt worden und

sollte gegen Abend im Raume Tannières-Bazoches eintreffen.

Erwägungen über einen Gegenangriff. 105

Die Entwicklung der Schlacht zwang jedoch sehr bald zu Abände-

rungen dieses Befehls. Der Feind nahm in der Mitte und vor dem

linken Flügel der Gruppe Watter seine Angriffe am späten Nachmittag

mit großer Wucht wieder auf, an der Naht der Gruppen Watter und

Winckler entstand dadurch eine sehr schwierige Lage. Generaloberst

v. Boehn sah sich daher gezwungen, in der Nacht vom 18./19. Juli die

mit Lastkraftwagen in die Gegend von Droizy anbeförderte 10. Inf.Div.

der Gruppe Winckler zum Schutze ihrer rechten Flanke zuzuweisen (vgl.

S.90).

Am späten Abend waren der 7. Armee dann noch die 20. und 9.

Inf.Div. zur Verfügung, die 5. Inf.Div. in Aussicht gestellt worden; von

ihnen waren die Fußtruppen der 20. Inf.Div. noch im Antransport auf

Lastkraftwagen; die der 9. trafen abends im Raume Fismes -- St. Gilles

ein. Die Ausladung der 5. Inf.Div. südlich Laon hatte begonnen. 9.35

abds. war vom Heeresgruppenkommando mitgeteilt worden, daß am

19. Juli die Fußtruppen der bayer. Ers.Div., von der 1. Armee her auf

Lastkraftwagenkolonnen kommend, in Fismes eintreffen würden.

Der 9. Armee hatte die Heeresgruppe 5.15 nachm. das General-

kommando des XXXVIII. Res.K. zugeteilt. General v. Eben ordnete

8.50 nachm. seinen Einsatz zwischen den Korps Woyna und Staabs an;

dem Kommandierenden General, Genlt. H o f m a n n, wurden die

53. Res.Div., 14. Inf.Div. und 211. Inf.Div. mit allen in ihren Ab-

schnitten eingesetzten Truppen unterstellt. Gruppenkommando Hofmann

übernahm um 11.00 abds. das Kommando; die 211. Inf.Div. trat jedoch

auf Grund eines abändernden Armeebefehls zur Gruppe Staabs.

Während am Nachmittag des 18. Juli an der gesamten Angriffs-

front zwischen Aisne und Marne eine Befestigung der Lage eingetreten

zu sein schien, hatten die starken feindlichen Angriffe am Abend eine

neue Krise herbeigeführt. Beim Heeresgruppenkommando entstand der

Eindruck, daß bei der unteren und mittleren Führung sowie in der

Truppe selbst stellenweise eine gewisse Unsicherheit entstanden sei, die

vielleicht auch auf den Heeresbefehl von 11.54 vorm. bzw. die Besetzung

der in ihm angegebenen rückwärtigen Stellungen mit Sicherheits-

besatzungen zurückzuführen war. Kronprinz Wilhelm sah sich daher um

10.20 abds. veranlaßt, in einem an beide A.O.Ks. gerichteten Fernspruch

zu betonen, daß ein freiwilliges Zurückverlegen der Hauptwiderstands-

linie südlich der Aisne zunächst nicht in Frage komme. Bei allen Füh-

rern und bei der Truppe müsse hierüber volle Klarheit herrschen. So-

lange der Feind noch nicht die Masse seiner Artillerie herangezogen

106 Die O.H.L am 18. Juli.

Habe, solle er über den Grund bei Saconin und Vauxcastille sowie von

der Höhe südöstlich Villers Hélon wieder geworfen werden.

Der Erste Generalquartiermeister, General d. Inf. Ludendorff,

erhielt die ersten Meldungen von dem feindlichen Angriff in Mons, dem

Hauptquartier der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht, wohin er sich in

der Nacht von 17./18. Juli zu einer Besprechung über die geplante

"Hagen"-Offensive begeben hatte. General Ludendorff gab sogleich die

erforderlichen Weisungen zu dem von der Heeresgruppe Deutscher Kron-

prinz beantragten Antransport der 5. Inf.Div. in die Gegend südlich

Laon und fuhr dann, nachdem er seine Besprechungen zu Ende geführt

hatte, zum Quartier der Operationsabteilung nach Avesnes zurück, wo

er um 2.00 nachm. eintraf*). Die inzwischen eingegangenen näheren Mel-

dungen zeigten, daß an der Westfront der Heeresgruppe Deutscher Kron-

prinz eine ernste Lage entstanden war: Zwischen Aisne und Ourcq war

der Gegner in erheblicher Breite in die deutschen Stellungen einge-

brochen, er hatte, besonders in Richtung auf Soissons, rasch Boden ge-

wonnen. Auch südlich des Ourcq war ein Einbruch erfolgt, der aber

wesentlich schmaler und weniger tief war; immerhin hatten auch hier

die deutschen Linien zurückgenommen werden müssen. Durch das Herein-

werfen der Eingreifdivisionen war der feindliche Vorstoß auf den Höhen

südwestlich Soissons und westlich Parcy-Tigny vorläufig zum halten

gebracht worden, es schien jetzt eine Kampfpause eingetreten zu sein.

Gegen die Süd- und Südostfront der 7. Armee hatte der Gegner seine

Angriffe bis zu dieser Stunde zwar noch nicht wieder aufgenommen,

doch mußte nach Lage der Dinge auch hier mit einer Fortsetzung der

feindlichen Anstrengungen gerechnet werden. Das Bild einer großange-

legten Offensive gegen die Flanken des über die Marne vorspringenden

Stellungsbogens trat klar hervor.

Ein Eingreifen in die auf voller Höhe stehende Schlacht war für die

O.H.L. zunächst nicht möglich. Die erforderlichen Maßnahmen für die

Heranführung der zunächst greifbaren Reserven hatten die A.O.Ks. bzw.

das Kommando der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz bereits getroffen,

und auch bezüglich der Zurücknahme der südlich der Marne stehenden

Teile der 7. Armee waren die Befehle schon erteilt. Eine Beschleunigung

dieser Bewegung mußte Unruhe in die Truppe bringen und schien daher

nicht ratsam. Es blieb jetzt nichts anderes übrig, als zunächst die Ent-

wicklung der Lage abzuwarten. Auch für weitgehende operative Ent-

______________

*) Ludendorff, Meine Kriegserinnerungen.

Vorläufiges Felthalten am "Hagen"-Angriff 107

Schlüsse war es noch zu früh. Die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht

hatte die Angriffsvorbereitungen für "Hagen" planmäßig fortzuführen;

allerdings mußte sie damit rechnen, daß ihr einige Divisionen genommen

wurden, doch schien der O.H.L. der Angriff auch dann noch möglich.

Außer der Heranführung der 5. Inf.Div. (vgl. S. 106), bisher O.H.L.-

Reserve bei Guise, war auch die der 76. Res.Div. von der Heeresgruppe

Gallwitz bereits am Vormittag von der O.H.L. angeordnet worden. Um

2.30 nachm. erhielt die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht die Nachricht,

daß die 50. Res.Div. -- eine der für "Hagen" bereitgestellten "Mob."-

Divisionen! -- durch den Feldeisenbahnchef zur Heeresgruppe Deutscher

Kronprinz abbefördert werden würde. Außerdem wurde die Heeres-

gruppe Kronprinz Rupprecht angewiesen, die 24. (sächs.) Res.Div. der-

art bereitzuhalten, daß sie innerhalb sechs Stunden abfahrbereit wäre.

Schließlich besagte ein um 2.40 nachm. an die Heeresgruppen Kronprinz

Rupprecht und Deutscher Kronprinz sowie an das A.O.K. 7 ausgegebener

Befehl, daß alle für "Hagen" bestimmten Tansporte der 7. Armee

(ausschl.. schwerster Artillerie und Minenwerfern) einzustellen waren.

die betr. Truppen standen zur freien Verfügung der 7.Armee. Die

Fortsetzung des "Reims"-Angriffs hatte zunächst zu unterbleiben.

UM ZUR MENU REICHSARCHIV BAND 35

UM ZUR DEUTSCH MENU