REICHSARCHIV BAND 35, VON SEITE  134 BIS 151

Ein Dankeschön an unseren Freund Herrn Jacques Lemarié aus Deutschland, der uns diesen Text übermittelt hat.

Falls jemand anders uns auch helfen will, entweder mit Übersetzungen oder Übermittlung von Dokumenten, welche die 2. Marneschlacht betreffen, so ist er herzlich willkommen. Vielen Dank im voraus.

134 Die Fortsetzung des Angriffs am 19. Juli.

Regt. 212 den Befehl übernommen, als Kampfbataillon wurde sein

I. Batl. nördlich Maubry eingesetzt. Das abgelöste 16. bayer. Inf.Regt.

sammelte sich bei Rozet-St. Albin.

Von etwa 930 vorm. ab drängten neue Angriffe die Front auf der

Höhe nördlich Neuilly, vor allem beim II./bayer. Res. 8, weiter zurück.

Auch das auf dem äußersten rechten Flügel stehende 11./bayer. Res. 6

(bei ihm auch die noch 20 Mann starke 1./bayer. 16 mit zwei Maschinen-

gewehren) mußte allmählich unter Flankenfeuer von Norden her über

Station Vichel auf das Nordufer des Ourcq zurückgehen. Östlich

Neuilly konnte sich das III./Res. 211 im allgemeinen halten, zu seiner

Verstärkung wurde das II. Batl. vorgezogen und auch das II./Res. 212

hinter die Front des Res.Inf.Regts. 211 geschoben. I./Res. 212 war zu-

nächst nicht angegriffen worden.

Beim Stabe der 10. bayer. Inf.Div. waren bald nach 10.00 vorm.

Nachrichten über eine Bedrohung der rechten Flanke infolge des Ver-

lustes von Chouy durch die rechts benachbarte 40. Inf.Div. eingelaufen.

Aus diesem Grunde hatte indessen die 20. bayer. Inf.Brig. bereits selb-

ständig das eben abgelöste (s. o.) schwache 16. bayer. Inf.Regt. nach dem

Walde von Rozet in Marsch gesetzt, dessen Westrand gegen 11.50 vorm.

in Verbindung mit Inf.Regt. 104 der 40. Inf.Div. besetzt wurde; nur

das IIL/bayer. 16 blieb südlich Höhe 172 (östlich des Waldes von Rozet)

in Reserve. Auch hatte das Gruppenkommando bereits um 9.00 vorm.

-- beim Divisionsstab ging die Nachricht aber erst um 10.20 ein! -- die

bisher bei le Chêne Fe. stehende Eingreifgruppe der 51. Res.Div. (Res.-

Inf.Regt. 236 mit 5./Res.Felda. 51, vgl. S.89) der 10. bayer. Inf.Div.

zur Verfügung gestellt. Genlt. B e e g wies das Regiment an, die Höhen

nördlich Rozet zu besetzen. Um die Mittagszeit stand die 10. bayer. Inf.-

Div. etwa in der Linie: Westrand des Waldes von Rozet (mit 40. Inf.-

Div.) -- Bhf. Vichel -- nördlich Maubry.

Der gegen die 78. Res.Div. geführte Stoß richtete sich zunächst

hauptsächlich gegen die Mitte und den linken Flügel des Divisions-

abschnitts. Im Grunde des Allandbaches gelang es fünf Tanks, im

Schutze des Nebels und Gefechtslärms unbemerkt den rechten Flügel

des südlich des Grundes stehenden Res.Regts. 260 zu umfassen, so daß

dieses auf Sommelans ausweichen mußte. Neue kräftige Angriffe zwan-

gen dann auch die übrigen Teile der stark geschwächten Infanterie, all-

mählich weiter zurückzugehen, nachdem sich bis gegen 8.30 vorm. die

Front etwa in Höhe von Rassy gehalten hatte. Gegen 10.00 vorm. Stand

Die 33. Inf.Div. wird der Gruppe Winckler zugeteilt. 135

die 78. Res.Div. in der Linie hart westlich Maubry -- 300 m nordwestlich

Punkt 122 -- Höhe 180*).

Bei der außerordentlich geschwächten Kampfkraft der Infanterie der

10. bayer. Inf.- und 78. Res.Div. war die Lage zwischen Ourcq und

Allandbach ernst. Die letzte Reserve, über welche Genlt. v. Winckler hier

noch verfügte, das Res..Inf.Regt. 236, war gerade der 10. bayer. Inf..-

Div. überwiesen worden (vgl. S.134), als das A.O.K. 7 der Gruppe

Winckler die 33. Inf.Div. zur Verfügung stellte.

Die 33. Inf.Div., von welcher zunächst nur die beiden bei Coincy und

Brézy eingetroffenen Marschgruppen in Betracht kamen (vgl. S.114/115),

war 8.05 vorm. alarmiert worden und hatte um 8.45 den Befehl zum Vor-

gehen in Richtung Latilly und zum Gegenstoß gegen den hier durch-

gebrochenen Feind erhalten**). Ein weiterer Befehl (von Gruppe Winck-

ler) trug der Division auf, über Rocourt -- Latilly vorzustoßen und sich

in den Besitz der Höhen südlich Neuilly zu setzen.

Die Inf.Regter. 98 und 130 gingen nebeneinander, vorerst in

Marschkolonne, vor, ihre Anfänge trafen 10.00 vorm. in Höhe von Rocourt

ein. Das Angriffszlel wurde in einem 12.00 mittags eingegangenen Grup-

penbefehl auf die Höhe 180 beschränkt (die aber tatsächlich im Besitz der

78. Res.Div. war!)***); nach gelungenem Angriff sollte die 78. Res.Div.

herausgezogen werden.

Das 12.45 nachm. erfolgte Einschieben des Generalkommandos Etzel

(vgl. S.131) bedeutete für das Gruppenkommando Winkler eine wesent-

liche Entlastung in der Befehlsführung. Diese wurde weiterhin dadurch

erleichtert, daß um 2.00 nachm. die 45. Res.Div. den Befehl über den Ab-

schnitt ihrer beiden Res.Regter. 211 und 212 von der Straßengabel

500 m südlich Bahnhof Vichel bis Maubry (ausschl.) übernahm. Als

Grenze zwischen der 45. und 78. Res.Div. wurde die Linie Rassy (78.) --

Nessons (45.) festgesetzt, jedoch dehnte sich die 45. Res.Div., welche an

Artillerie zunächst nur über sechs Feld- und drei schwere Batterien süd-

______________

*) Infolge der rückwärts nach Nordosten verlaufenden Abschnittsgrenzen

lag Sommelans im Abschnitt der Gruppe Schoeler. Die am Morgen dorthin

geratenen Teile der 78. Res.Div. (vgl. S.134) find wohl allmählich nach

Höhe 180

herangezogen worden.

**) Das A.O.K. 7 sowie das Gruppenkommando Winckler haben zu dieser

Zeit die Lage wohl für gefährlicher angesehen, als sie es tatsächlich war.

***) Die Abgangszeit dieses Befehls ist unbekannt; mittags wußte das

Generalkommando, daß Höhe 180 von der 78. Res.Div. gehalten wurde.

136 Die Fortsetzung des Angriffs am 19. Juli.

lich Montgru verfügte, erst während der Nacht vom 19./20. Juli bis zu

ihrer linken Grenze hin aus.

Bei der 10. bayer. Inf.Div. war das Res.Inf.Regt. 236 (vgl. S.134)

in den ersten Nachmittagsstunden unter erheblichen Verlusten beim An-

marsch hinter dem Höhenkamm 184 -- 172 (Südöstlich Billy) eingetroffen,

der mit einigen Maschinengewehrtrupps besetzt wurde. Das III. Batl.

bezog eine Stellung zwischen den Höhepunkten 137 und 172, wo inner-

halb der Front der 40. Inf.Div. zu dieser Zeit eine Lücke war,

der Rest des Regiments stellte sich bei Höhe 184 bereit. Angriffe gegen

die Front der 10. bayer. Inf.Div. erfolgten während des Nachmittags

nicht. Aus nicht näher festzustellenden Gründen ordnete das 16. bayer.

Inf.Regt. kurz vor 10 nachm. die Räumung des Waldes von Rozet an,

den aber Teile der 40. Inf.Div. zunächst noch weiter besetzt hielten; bis

2.00 nachm. waren das I. und II./bayer. 16 auf den Höhen nördlich der

Kirche von Rozet eingetroffen. Die Befehlsführung war bei der 10. bayer.

Inf.Div. dadurch außerordentlich erschwert, daß der Divisionskomman-

deur bis zum Abend keine Klarheit -- auch nicht durch Flieger! -- über

den Verlauf der vorderen Linie erlangen konnte. (Tatsächlich standen

gegen 3.00 nachm. noch die 8./bayer. Res. 6 sowie 200 Mann vom Res.-

Regt. 8 -- d. h. wohl der größte noch geschlossene Teil dieses Regi-

ments -- bei Vichel; die Reste des Res.Regts. 6 sammelten sich bei

Gd. Ménil; alle näheren Angaben fehlen aber.) Genlt. B e e g mußte

sich somit auf den Befehl beschränken, die Linie Höhe 172 -- Mühle süd-

östlich Rozet zu halten. Im Laufe des Nachmittags wurde sie durch das

I./16, sechs schwere Maschinengewehre des Res.Regts. 6 und Teile des

Res.Inf.Regts. 8 besetzt; II. und III./16 gingen infolge von Mißverständ-

nissen nach Oulchy-la Ville zurück. Gegen diese Front drängte der Feind

kaum nach, erst gegen 9.00 abds. zeigten sich Patrouillen am Ostrande von

Rozet. Die am Abend bei der 40. Inf.Div. entbrannten Kämpfe (vgl.

S. 132) blieben aber auch auf die 10. bayer. Inf.Div. nicht ohne Ein-

wirkung. Nordöstlich der Höhe 172 -- d. h. schon im Abschnitt der 40.

Inf.Div. -- wies das III./Res. 236 einen starken Angriff (gegen 10.00

abds.) ab. Als der Regimentskommandeur zwischen Höhe 172 und Rozet

rückgängige Bewegungen bemerkte, setzte er sein I. Batl. zum Gegenstoß

an. Die Front der 10. bayer. Inf.Div. von Höhe 172 bis Mühle südöst-

lich Rozet war schließlich -- vielfach vermischt -- durch das I./Res. 236

sowie durch Teile der bayer. Regter. 16, Res. 6 und Res. 8 besetzt, wäh-

rend in Linie Höhen 172 -- 184 das III. und II./Res. 236 die rechte Flanke

Kämpfe der 10. bayer. Inf.- sowie der 45. und 78. Res.Div. 137

deckten. Die bayerischen Regimenter suchten nachts ihre Verbände zu

ordnen*). Die 45. Res.Div. auf den Höhen östlich Neuilly hatte nach-

mittags erheblich unter Artilleriefeuer zu leiden, größere feindliche An-

griffe erfolgten jedoch nicht. Die Kampfbatillone waren abgelöst worden.

Am Abend traf bei der Division das I./Fußa. 20 ein, es ging südlich

Brény in Stellung.

Die 78. Res.Div. konnte in den Nachmittagsstunden wiederholte,

von Tanks unterstützte kräftige Teilvorstöße im wesentlichen durch

das Feuer ihrer Batterien abweisen. Von der 33. Inf.Div. hatte 2.30 nachm.

das über Grisolles vorgegangene Inf.Regt. 130 die Höhe 180 erreicht.

Es besetzte mit dem II. und I. Batl. die Stellung vom Wäldchen am

Nordwesthang der Höhe bis zum Südhang nördlich Sommelans. Das

Vorrücken des Regts. 98 verzögerte sich infolge verschiedener Mißver-

ständnisse, erst nach 5.00 nachm. gingen seine vorderen Teile über den

Wadon-Grund zur Ablösung des rechten Flügels der 78. Res.Div. west-

lich und südwestlich des Bois de Latilly vor. 8.00 abds. übernahm Genmaj.

v. S ch ö n b e r g, der Kommandeur der 33. Inf.Div., den Befehl im

Abschnitt der 78. Res.Div. Als Reserve hatte er das Inf.Regt. 135 ver-

fügbar, das nach fast ununterbrochenem Nachtmarsch und mehrfachen

Verschiebungen bei Tage gegen 6.45 abds. Nanteuil-Notre Dame er-

reicht hatte.

Bei Eintritt der Dunkelheit (zwischen 8.00 und 9.00 abds., aber an-

scheinend nicht gleichzeitig) brach ein Tankangriff gegen die Front von

nördlich Maubry bis Höhe 180 (einschl.) los, der beim Inf.Regt. 98 ge-

rade in die Ablösung hineinstieß. Nördlich Maubry wurde der linke

Flügel des Res.Inf.Regts. 212 etwas zurückgedrückt, sonst aber konnte

der Angriff überall, teilweise allerdings unter erheblichen eigenen Ver-

lusten, abgeschlagen werden. Vor dem Res.Inf.Regt. 258 bei Maubry

und dem Inf.Regt. 130 auf Höhe 180 blieben mehrere Tanks zerschossen

liegen.

Erst in der Nacht übernahm die 45. Res.Div. mit dem II./Res. 212

die Stellung des Res.Inf.Regts. 258 bei Maubry, über das sich der

Feind etwa 300 m hinausgeschoben hatte. Westlich des Bois de Latilly

zog sich die Ablösung der dort eingesetzten Teile der 78. Res.Div. durch

das Regt. 98 bis gegen Mitternacht hin. Die abgelösten Truppen der

78. Res.Div. wurden bei la Croix gesammelt.

_______________

*) Res.Inf.Regt. 6 formierte drei Kompagnien mit zusammen 4

Offizieren,

128 Mann, dazu 10 l. M.G.; außerdem waren etwa 20 schw. M.G. verfügbar.

138 Die Fortsetzung des Angriffs am 19. Juli.

Genlt. v. W i n c k 1 e r hatte am Nachmjttag*) auf Grund eines

Armeebefehls die nächtliche Zurückverlegung des Hauptwiderstandes In

die Linie Höhe 172 (Südlich Billy) -- Ostrand Rozet-St. Albin-Höhe 166

(nordwestlich Ressons) -- Westrand des Bois de Latilly -- Höhe 180 be-

fohlen. Durch die Kampfverhältnisse hatte sich diese Linie am rechten

und linken Flügel der Gruppe tatsächlich bereits gebildet.

Die Gruppe S ch ö 1 e r verteidigte sich südlich des Clignon-Baches

noch in ihrer alten Hauptwiderstandslinie, nur nördlich des Baches

waren am 18. Juli die Regter. 361 und 362 der 4. Ers.Div. etwas zu-

rückgedrückt worden. Zwischen Courchamps und Station Bouresches

hatte sich der Feind ziemlich nahe an die Hauptwiderstandslinie heran-

geschoben, weiter südöstlich hielten der linke Flügel der 87. Sowie die

201. Inf.Div. noch ihr altes -- westlich Château-Thierry allerdings sehr

schmales -- Vorfeld besetzt.

In den ersten Morgenstunden des 19. Juli waren östlich von Licy-

Clignon und Belleau verschiedene Patrouillenvorstöße abgewiesen wor-

den. Beim Hellwerden wurde die Bereitstellung starker, offenbar im

Laufe der Nacht neu herangeführter Kräfte bei Courchamps und Licy-

Clignon erkannt und von den deutschen Batterien unter Vernichtungs-

feuer genommen. In der Besetzung der Front der 4. Ers.- sowie der 87.

und 201. Inf.Div. hatte sich seit dem Abend des 18. Juli nichts mehr

geändert. Von der 5. Garde-Inf.Div. waren das 3. Garde-Regt. z. F.

(1. hart westlich Sommelans, II. und III. bei Bonnes) sowie die gesamte

Artillerie der 4.Ers.Div., das F./Elisabeth (bei Buire) der 87. Inf.Div.

unterstellt. Als Gruppenreserve standen das Regt. Elisabeth (ohne F.)

im Bois de Lanone und südlich, das Inf.Regt. 20 im Westteil des Bois

de Bonnes; bei jedem Regiment befand sich eine Begleitbatterie der

III./4. G.Felda.

Nach kräftiger Artillerievorbereitung gegen die Stellungen der

4. Ers.Div. nördlich des Clignon-Baches entwickelten sich hier von 5.30

vorm. ab starke, von Tanks unterstützte Angriffe. Südlich Priez be-

hauptete das Inf.Regt. 361 zunächst seine Hauptwiderstandslinie, doch

drängten neue Anstürme das Regiment gegen 640 vorm. auf die Höhen

westlich von Sommelans sowie auf Höhe 184 (2 km westlich Bonnes)

zurück. (Offenbar hat wohl auch die Umfassung des linken Flügels der

78. Res.Div. aus dem Alland-Grunde heraus [vgl. S.134]diese Rück-

______________

*) 3.20 nachm., vorher wohl schon telephonisch besprochen.

Feindliche Angriffe gegen Gruppe Schoeler. 139

wärtsbewegung des Regts. 361 beeinflußt.) Mit besonderer Wucht

stürmte der Feind gegen den auf Höhe 169 (östlich Courchamps) stehen-

den rechten Flügel des Inf.Regts. 362 an, doch brach der Angriff

im Feuer zusammen, vier Tanks, welche die französischen Sturm-

kolonnen unterstützten, wurden die Beute der 1. und 7./Felda. 70. Aus

dem Wäldchen von Pétret wurde der Feind im Gegenstoß wieder

herausgeworfen.

Gegen 8.00 vorm. griffen die Angriffe auf den rechten Flügel der

87. Inf.Div. südlich Monthiers über; im Gegenstoß wurde der in die

Hauptwiderstandslinie eingedrungene Feind zurückgeworfen. Auch eine

Wiederholung des Angriffs nach erneuter kräftiger Artillerievorbereitung

brachte dem Gegner nur vorübergehende Erfolge, gegen 10.00 vorm.

waren seine Vorstöße zum Stehen gebracht. Zwischen 11.00 vorm.

und 12.00 mittags konnte auch an der Naht zwischen der 4. Ers.- und der

87. Inf.Div. die Lage wiederhergestellt werden, südlich des Schloßparkes

von Monthiers gelang es Teilen der Inf.Regter. 347 und 360, sich wieder

in den Besitz der im Vorfeld liegenden Hänge des Monthiers-Berges

zu setzen.

Gegen 5.00 nachm. brach ein durch kurzes Artilleriefeuer vorbereiteter

neuer feindlicher Angriff zwischen dem Alland-Bach und Givry (einschl.)

vor. Am rechten Flügel der 87. Inf.Div. vor dem Regt. 347 blieb der

Gegner im Sperr- und Vernichtungsfeuer sehr bald liegen, auch der

linke Flügel und die Mitte der 4. Ers.Div. wiesen den Feind teils durch

das zusammengefaßte Feuer, teils im Nahkampf ab. Dagegen wurde

das Inf.Regt. 361, vor dessen Front sechs Tanks die feindliche Infanterie

unterstützten, auf Sommelans gedrückt*); Schnelle Gegenstöße warfen

jedoch den Feind großenteils wieder zurück. Das I./3. G. behauptete in

schwerem Ringen den Anschluß an den auf Höhe 180 stehenden linken

Flügel der Gruppe Winckler. Schließlich aber drückte ein erneuter, um-

fassender Angriff gegen 9.00 abds. den rechten Flügel der 4. Ers.-Div.

endgültig auf Sommelans zurück. Bei Abschluß der Kämpfe verlief die

Front der Division von 200 m westlich Sommelans aus etwa zum

Ostrand von Licy-Clignon. (Von hier ab nach Süden hin unverändert.)

Bei der Mitte und dem linken Flügel der 87. Sowie bei der

201. Inf.Div. - also etwa auf der Front les Brusses Fe. -- Château-

Thierry - blieb die beiderseitige Gefechtstätigkeit auf Artilleriekampf

beschränkt.

______________

*) Bei der Tankbekämpfunq zeichnete sich besonders ein

Infanterieflieger

aus, der aus 25 m Höhe das Artilleriefeuer leitete.

140 Die Fortsetzung des Angriffs am 19. Juli.

An der Südfront der 7. Armee hatte die befohlene Räumung des

südlichen Marneufers in der Nacht vom 18./19. Juli ihren Anfang ge-

nommen. Bis zum Morgen war die Masse der Artillerie und der

Truppenfahrzeuge über den Fluß gegangen und der größte Teil der auf

dem Südufer eingerichteten Depots, Sammelstellen usw. zurückgebracht*).

Auch während des ganzen 19. Juli wurde die Rückführung, soweit nur

irgend möglich, fortgesetzt; vor allem galt es, die Verbandplätze zu leeren

und den Verwundetenabschub durchzuführen. Mit äußerster Kraftan-

spannung waren Ärzte und Krankenträger sowie die hierfür besonders

zur Verfügung gestellten Hilfskräfte tätig, um diese wichtige Aufgabe

möglichst restlos zu lösen. Offiziere der Stäbe durchsuchten die Ort-

schaften und Waldungen des Südufers nach etwa noch liegengebliebenem

Material und sorgten für dessen Zurückführung. Obgleich das Feuer der

feindlichen Batterien gegen die Brückenstellen und das gesamte Marne-

tal während der ganzen Nacht vom 18./19 fast ohne Unterbrechungen

anhielt und auch der 19. Juli reich an Feuerüberfällen und Luftangriffen

gegen die Übergangsstellen war, gelang doch die Durchführung der

Räumung ohne allzu erhebliche Verluste. Die verhältnismäßig stärksten

Ausfälle hatten die Pioniere, auf deren Schultern, wie an den Angriffs-

tagen, so auch jetzt wieder die Hauptlast und -verantwortung für das

Gelingen des Uferwechsels lag. Um die Rückführung der auf dem

Südufer stehenden Bataillone in der kommenden Nacht auch bei

etwaigem Nachdrängen des Gegners sicherzustellen, wurden hinter sämt-

lichen Divisionen zahlreiche weitere Übergänge (Laufbrücken, Brücken-

stege, Fähren usw.) angelegt, so daß z. B. am Abend des 19. Juli auf

der Strecke halbwegs Treloup-Dormans und Vincelles (einschl.) vier

Kolonnenbrücken, neun Laufbrücken und eine Fähre benutzbar waren.

Für die 1. Garde-Inf.Div. waren bis zur gleichen Zeit 20 neue Stege, für

die 37. Inf.Div. 12 Schnellbrücken, für die 113. Inf.Div. eine Ponton-

brücke und fünf Brückenstege hergestellt, die 10. Res.Div. konnte außer

den bisherigen Übergangsmöglichkeiten eine Kolonnenbrücke und zwei

Stege westlich, eine Tonnenbrücke östlich Port à Binson benutzen. Um-

gekehrt war auf dem rechten Flügel hinter der 36. Inf.Div. die am

18. Juli durch drei Volltreffer zerstörte Pontonbrücke abgebrochen wor-

den, aus dem geborgenen Material hatten die Pioniere unterhalb der

Brückenstelle neun Fähren gebaut.

Zu wesentlichen Kampfereignissen kam es während des ganzen

_____________

*) Teilweise konnten sogar die während der Kämpfe vom 15.-17. Juli

er-

beuteten feindlichen Geschütze zurückgebracht werden; der Rest wurde

zerstört.

Ruhiger Tagesverlauf zwischen Chau. Thierry und Reims. 141

19. Juli an der Südfront der 7. Armee nicht, nur gegen die Divisionen

der G r u p p e C o n t a rannte der Feind mehrfach vergeblich an, bei

einem Vorstoß gegen 1.00 nachm. wurden auch Tanks eingesetzt. Mit

gespannter Erwartung sah die Truppe der kommenden Nacht entgegen,

in der die Räumung des Südufers vollendet und auch die Kampf-

truppen über die Marne zurückgenommen werden sollten.

Auch an der Südostfront der 7. Armee sowie bei der um Mitter-

nacht vom 18./19. Juli zur 1. Armee übergetretenen Gruppe Borne ver-

lief der Tag ohne größere Kämpfe. Es wurde damit begonnen, die noch

immer stark vermischten Verbände zu ordnen und nach der Tiefe zu

gliedern.

* *

*

Nach Zuteilung der 211. Inf.Div. an die Gruppe Staabs (vgl.

S.114) verfügte der Oberbefehlshaber der 9. Armee, General d. Inf.

v. E b e n, über keinerlei Reserven mehr; auch die ursprünglich der

9. Armee zugesagte, teilweise noch im Antransport befindliche 5. Inf.Div.,

deren Versammlung übrigens in die Gegend von Chivres -- Celles vor-

verlegt wurde, hatte das Heeresgruppenkommando inzwischen der

7. Armee in Aussicht gestellt (vgl. S. 105). Im Etappengebiet der

9. Armee begann im Laufe des Vormittags die Ausladung der 50. Res.-

Div. bei Chauny sowie der 76. Res.Div. bei La Fère. Mit einem Ein-

greifen der ersten Teile dieser von der Heeresgruppe der 9. Armee zur

Verfügung gestellten Divisionen konnte aber günstigstenfalls für den

späten Abend gerechnet werden, besonders da im Antransport der

50. Res.Div. erhebliche Verzögerungen eintraten. Andererseits glaubte

General v. Eben auf Grund von Gefangenenaussagen und nach der

Gesamtlage mit der Möglichkeit eines Überraschungsangriffs nördlich

der Aisne rechnen zu müssen, er ordnete für die Gruppen Woyna und

Hofmann entsprechende Abwehrmaßnahmen an. Auf seinen Antrag hin

befahl das Heeresgruppenkommando um 7.43 nachm., daß eine Kampf-

gruppe der als Eingreifdivision hinter dem linken Flügel der 18. Armee

stehenden 222. Inf.Div. hinter die Front der Gruppe Woyna rückte.

(Später wurde das A.O.K. 18 noch angewiesen, den Rest der Division

bis zum Morgen des 20. Juli Im Raume Noyon -- Apilly nördlich der

Oise zu versammeln.)

Eine Einwirkung in die Kämpfe westlich von Soissons, die seit den

Morgenstunden des 19. entbrannt waren, war dem A.O.K. 9 auch an

diesem Tage kaum möglich. Es blieb dort auch heute nichts anderes

142 Die Fortsetzung des Angriffs am 19. Juli.

übrig, als dem Gegner jeden Fußbreit Bodens streitig zu machen und

die Höhen zwischen Saconin-und Crise-Grund unter allen Umständen

au halten. schon verhältnismäßig bald zeigte es sich, daß der Brennpunkt

des Kampfes an diesem Frontabschnitt auf dem Südflügel der Gruppe

Staabs lag, gegen den der Feind immer wieder mit frischen Kräften

und unter Einsatz zahlreicher Tanks anrannte. Am Abend kam es hier

zu einer schweren Krise. Der Gegner stieß an der Armeegrenze durch

und begann die Stellung des linken Flügels der Gruppe Staabs auf-

zurollen. Damit schienen auch die Höhen westlich Soissons verloren. Erst

im letzten Moment gelang es, den feindlichen Stoß aufzufangen und

den Einbruch abzuriegeln (vgl. S.118).

Generaloberst v. B o e h n hatte den Morgenmeldungen der an der

Südfront seiner Armee eingesetzten Gruppenkommandos entnehmen

können, daß die Räumung des südlichen Marneufers dort überall ein-

geleitet worden war, und daß insbesondere die Masse der Artillerie

planmäßig den Uferwechsel vollzogen hatte. Selbstverständlich war die

Abgabe von Sperrfeuer vor die deutschen Linien südlich des Flusses

durch die auf dem Nordufer stehenden Batterien sorgfältig vorbereitet,

immerhin aber mußte bei den Schwierigkeiten der Verbindung die

Lage der Infanterie hier sehr bedenklich werden, wenn der Feind ernst-

haft angriff. Zunächst schien dies aber nicht der Fall zu sein.

Dagegen hatte an der Westfront der Gegner seinen Angriff der

Erwartung entsprechend wieder aufgenommen, wuchtig brandeten die

Wogen seiner durch Panzerwagen unterstützten Sturmdivisionen gegen

die schwachen deutschen Linien an, deren Abwehrkraft von Stunde zu

Stunde zusammenschmolz. Jetzt hing alles davon ab, ob es gelingen

würde, die schwachen Reserven rechtzeitig zur Stelle zu haben, um die

Löcher zu stopfen, die der Stoß des Feindes in die Abwehrlinien riß.

Unter diesen Umständen kam der beabsichtigte, einheitlich geleitete Gegen-

angriff (vgl. 5.104) zum mindesten vorläufig nicht in Frage. General-

oberst v. Boehn entschloß sich, das dadurch verfügbare Generalkommando

des XVII. A.K. zwischen den Gruppen Watter und Winckler einzu-

schieben, um die Einheitlichkeit der Kampfführung auf den entscheiden-

den Höhen von Hartennes sicherzustellen; der entsprechende Befehl wurde

10.15 vorm. gegeben.

Inzwischen hatte das A.O.K. auch auf seine letzte im Augenblick ver-

fügbare Reserve, die 33. Inf.Div., zurückgreifen müssen, sie war gegen

8.00 vorm. der Gruppe Winckler zum Gegenstoß gegen den anscheinend

Kritische Lage der 7. Armee. 143

südlich Neuilly-St. Front durchgebrochenen Feind zur Verfügung ge-

stellt worden. Bis sich ihr Eingreifen bemerkbar machen würde, mußten

allerdings Stunden vergehen. Von den weiter rückwärts im Anmarsch

befindlichen Reserven wurde die 9. Inf.Div. (vgl. S.115) um 10.30 vorm.

in den Raum Loupeigne -- Mont Notre Dame befohlen. Die 19. (sächs.)

Ers.Div. befand sich z. Zt. im Vormarsch über Fère-en Tardenois (vgl.

S.115).

Die Lage der 7. Armee war kritisch. Noch immer war die zahlen-

mäßige Überlegenheit des mit großer Entschlossenheit angreifenden Geg-

ners erdrückend. Wenn bei seinen weiteren Stößen auch das Über-

raschungsmoment wegfiel und wenn auch die eigene Truppe den ,,Tank-

schrecken", der sie am 18. stellenweise erfaßt zu haben schien, allmählich

verloren hatte, so bestand doch die Gefahr eines feindlichen Durchbruchs

nach wie vor in hohem Maße. Aber selbst wenn es gelang, den Stoß

des Gegners aufzufangen, so mußte der Druck, den er schon jetzt auf die

einzige Lebensader des gesamten zur Marne hin vorspringenden

Stellungsbogens, die Bahnstrecke Fère-en Tardenois -- Bazoches -- Ser-

moise -- Missy -- Aisnetal-Bahn*), ausübte, bald unerträglich werden. Ein

Aufgeben dieses Bogens schien daher schon jetzt unvermeidlich. Um aber

überhaupt ein einigermaßen geordnetes Abfließen der hier eingesetzten

Truppen mit allen ihren Kolonnen, Vorräten und Beständen möglich zu

machen, blieb nur eine Verstärkung der Widerstandskraft durch all-

mähliche Verengung des Bogens und staffelweises Absetzen vom Gegner

möglich. In diesem Sinne erteilte Generaloberst v. Boehn gegen 11.45

vorm. den Gruppen Schoeler und Kathen den Befehl, die Rückverlegung

ihrer Hauptwiderstandslinie in die Linie Wald von Bonnes -- nördlich

Epaux -- Clignon-Bach -- Brasles einzuleiten. Die Ausführung dieser Be-

wegung wurde allerdings zunächst aufgeschoben**), da sich schon vor

dem Eingreifen der 33. Inf.Div. die Lage am Südflügel der Gruppe

Winckler etwas besserte. Dafür war aber in den letzten Vormittags-

stunden eine neue Krise eingetreten: in der Mitte der Gruppe Watter

______________

*) Die Karte 2 gibt den Stand des Bahnnetzes östlich von Soissons

nicht

genau wieder. Tatsächlich war die Kleinbahn im Aisnetal bereits von den

Franzosen zur Vollbahn ausgebaut worden. Mitte Juni hatten die deutschen

Eisenbahntruppen mit dem Bau von Verbindungskurven zwischen den Strecken

Laon -- Soissons -- Missy bei Crouy und zwischen Aisne- und Vesletalbahn

bei

Missy -- Sermoise begonnen. Diese Bauten waren Anfang Juli fertig geworden.

**) Der Aufschub war aber von vornherein nur als ein kurzer gedacht;

grundsätzlich blieb das A.O.K. 7 von der Notwendigkeit der Räumung des zur

Marne vorspringenden Stellungsbogens überzeugt.

144 Die Fortsetzung des Angriffs am 19. Juli.

drohte ein Durchbruch bei Villemontoire. Nachdem hier bereits von

General Frhr. v. Watter die 20. Inf.Div. zum Gegenstoß angesetzt wor-

den war, erübrigte sich ein Eingreifen des Armee-Oberkommandos.

Dieses teilte aber nunmehr von den anrückenden Reserven die 9. Inf.Div.

dem Korps Watter, die 19. Ers.Div. dem Korps Etzel als Korpsreserven

zu; dabei wurde als Aufgabe der 9. Inf.Div. die ,,Sicherung des Rückens

von Mont de Soissons Fe. und der Aisnetalspalte", als die der 19. Ers.-

Div. die ,,Sicherung der Korpsnaht Watter -- Etzel, besonders im Raume

Hartennes -- St. Rémy", bezeichnet.

Das Heeresgruppenkommando hatte in Einzelbefehlen von 1.10 bzw.

1.50 nachm. die im Antransport befindliche 50. und 76. Res.Div. der 9.,

die 5. Inf.Div., deren Eintreffen am 20. Juli beendet sein sollte, der

7. Armee zur Verfügung gestellt, doch wurde die Überlassung der 5. Inf.-

Div. am Nachmittag zunächst wieder rückgängig gemacht, die Division

blieb einstweilen noch weiter Heeresgruppenreserve. Der Antransport

der bayer. Ers.Div. -- die Fußtruppen mit Laftkraftwagenkolonnen! --

von der 1. zur 7. Armee nahm seinen Fortgang, die 7. Armee wurde

angewiesen, die Division über Fismes hinaus bis Braisne zu leiten.

Weiterhin sollte die 8. bayer. Res.Div. von der 1. Armee zur 7. rücken

und zur Verfügung der Heeresgruppe bei Magneux (im Vesle-Tal,

östlich Fismes) versammelt, die von der 3. Armee kommende 240. Inf.-

Div. hinter der Gruppe Borne bereitgestellt werden. Alle diese Ver-

schiebungen waren noch im Laufe des 19. Juli durchzuführen. Von vier

weiteren aus der Front der 1. Armee herausgezogenen Divisionen sollte

die Garde-Ers.Div. am Morgen des 20. hinter den Abschnitt der 7. Armee

geführt werden.

Auch beim Heeresgruppenkommando war man sich über den Ernst

der Lage nicht im unklaren. Das Vordringen des Feindes am 18. Juli

hatte den Divisionen große Einbußen an Menschen und Gerät gebracht

und auch der heutige Tag war verlustreich verlaufen. Der Einsatz der

wenigen rückwärtigen Divisionen, die nach dem schnellen Verbrauch der

Eingreifdivisionen zunächst verfügbar gewesen waren, hatte zwar an den

Brennpunkten der Schlacht die Front für den Augenblick stützen können.

Aber ganz abgesehen davon, daß ihr Hereinwerfen in einzelnen Kampf-

gruppen eine höchst unliebsame Vermischung der Verbände und damit

eine große Erschwerung der Führung zur Folge gehabt hatte, waren

zur Zeit weitere einsatzbereite Reserven kaum noch vorhanden. Die

Heeresgruppe mußte jetzt auf die Divisionen zurückgreifen, die bei der

Befehl zur Crtundung rückwärtiger Stellungen. 145

1. und 3. Armee an der ,,Reims"-Offensive in vorderer Linie beteiligt

gewesen waren. Um sie einigermaßen rechtzeitig heranzubekommen,

blieb nur übrig, sie soweit als möglich mit Kraftwagenkolonnen dem

Schlachtfeld zuzuführen; das hatte freilich wieder den Nachteil, daß dann

beim Einsatz der Infanterie die Artillerie zumeist noch gar nicht heran

war. Es konnte nicht mit Bestimmtheit damit gerechnet werden, daß es

den unter so ungünstigen Verhältnissen in den Kampf geworfenen Ver-

bänden immer gelingen würde, den gewaltigen Einbruch des Gegners

einzudämmen.

Auch K r o n p r i n z W i 1 h e 1 m verhehlte sich daher nicht, daß

u. U.

schon in kürzester Zeit die Möglichkeit eintreten konnte, die Front zwi-

schen Soissons und Reims unter dem Druck des feindlichen Flanken-

angriffs zurücknehmen zu müssen, falls dieser Raum gewann. Im Hin-

blick auf die große Schwierigkeit dieser Operation mußten alle Maß-

nahmen so getroffen sein, daß die Rückverlegung der Front jederzeit auf

Befehl ohne Reibung und in klar umrissenen Linien durchgeführt werden

konnte. Das Heeresgruppenkommando befahl hierzu um 4.10 nachm.

dem A.O.K. 7, eine Reihe rückwärtiger Stellungen zu erkunden und

festzulegen. Die Armee sollte hinter ihrem rechten Flügel eine starke,

bespannte Artilleriereserve bereithalten. Entsprechend dem Eintreffen

neuer Divisionen waren die beiden vordersten rückwärtigen Stellungen

mit starken Sicherheitsbesatzungen, insbesondere mit Maschinengewehren

und Artillerie, zu besetzen.

Im übrigen aber betonte Kronprinz Wilhelm in seinem Befehl, daß

es bei der tagszuvor erteilten Anordnung, die augenblicklichen vorder-

sten Stellungen zu halten, bliebe und daß jede freiwillige Räumung von

Stellungsteilen der Genehmigung der Heeresgruppe bedürfe.

Die Oberste Heeresleitung teilte dem Heeresgruppenkommando mit,

daß sie von ihren Reserven drei hinter der 1. und 3. Armee stehende

Divisionen, außerdem noch die 24. Res.Div. von der Heeresgruppe

Rupprecht her der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz zuführen werde.

Hatte der 19. Juli auch einige unter den obwaltenden Verhältnissen

ganz unvermeidliche Krisen gebracht, so war er doch alles in allem als

ein deutscher Erfolg anzusehen. Von der Aisne bis Monthiers hin hatten

die Massenstöße der Franzosen und Amerikaner den erstrebten Durch-

bruch nicht erzwingen können, der örtliche Bodengewinn, den der Gegner

unter schweren Verlusten in wechselvollen, erbitterten Kämpfen erreicht

hatte, war für den Ausgang der Schlacht nicht von ausschlaggebender

Bedeutung. Daß der Feind weitere Anstrengungen machen werde, um

146 Die Fortsetzung des Angriffs am 19. Juli.

sein Ziel, die Abschnürung des Stellungsbogens, doch noch zu erreichen,

war gewiß, mit einer Fortsetzung der Schlacht, wahrscheinlich sogar in

verschärfter Form und unter Ausdehnung auf die Süd- und Südwestfront

der 7. Armee, mußte unbedingt gerechnet werden. Die Oberste Heeres-

leitung war der Überzeugung, daß dieser Kampf erst ausgefochten sein

mußte, ehe sie hinsichtlich der Fortsetzung der Operationen neue Ent-

schlüsse fassen konnte.

* *

*

Der 19. Juli, ein herrlicher, strahlender Sommertag mit wolken-

losem, blauem Himmel, war zu Ende gegangen, die Tageshitze begann

allmählich einer abendlichen Kühle zu weichen. Langsam senkte sich die

Dämmerung über die kampfdurchtobten Gefilde zwischen Soissons, Châ-

teau-Thierry und Reims.

Hinter den deutschen Linien südlich der Marne setzt jetzt Bewegung

ein. Aus Waldrändern, Ortschaften und Farmhöfen lösen sich im

letzten Abendlicht kurze Kolonnen: Es sind die Protzen und Staffeln

der noch auf dem Südufer gebliebenen Batterien sowie die Gefechts-

fahrzeuge der Infanterie, die zu ihrer Truppe vorrücken. Bald sind die

Feuerstellungen erreicht. Dort ist bereits eifrig gearbeitet worden, alles

zum Abrücken fertig gemacht. Der größere Teil der bei den Batterien

oder in ihrer Nähe liegenden Munition ist während des Tages ver-

schossen, der Rest, soweit er nicht in den Protzen und den Munitions-

wagen Platz findet, vergraben oder unbrauchbar gemacht worden.

,,Dann wird", so schildert der Führer der 1./Felda. 22 diese Stunde*),

,,alles verpackt und fertig gemacht. Es ist die höchste Zeit. Noch sind wir

damit beschäftigt, da kommt Wachtmeister S. mit den Protzen. Jetzt höchste

Anstrengung und höchste Eile! Ich habe alles genau durchdacht und so ein-

gerichtet, daß wir durch Verschieben der Geschütze und staffelweises Auf-

protzen möglichst keine Verluste haben. Es ist nach 10.00. Die Dunkelheit

bricht

herein. Mitten sind wir dabei, da prasselt ein Feuerüberfall dazwischen. Es

sind nur Feldgranaten, aber sie sitzen! Ich stehe halb betäubt dazwischen.

Überall blühen die kleinen schwarzen Rauchwölkchen aus dem Boden auf, und

das Krachen macht mir gar keinen Eindruck. Schließlich fasse ich mich an

den

Kopf und springe in das nächste Loch. Nach 15 Sekunden ist alles vorbei.

Furchtbare Verwirrung, zwei Pferde tot, mehrere verwundet, mehrere Leute

verwundet, auch Lt. J. Dann sofort heran, Umspannen, Ordnen. Nur fort

mit den Gespannen! Eine Protze ist zu wenig gekommen, aber es gelingt, die

Sachen noch auf den drei anderen Geschützen zu verpacken. Höchst ungern

drücke ich Lt. L. die drei Geschütze in die Hand -- durchgesprochen hatte

ich

_______________

*) Aus der Regimentegeschichte des Felda.Regts. 22.

Die Räumung des südlichen Marneufers. 147

schon alles mit ihm für die Möglichkeit des eigenen Ausfalls -- und schicke

ihn los. ,,Gute Reise! Bringen Sie mir die Batterie heil über die Marne!"

Sie fahren ab. Im letzten Augenblick ruft noch ein Kanonier, ,,Da liegt

noch

ein Toter!" Niemand hatte sein Fallen bemerkt.

Es ist 11.15 abds. . . . . . Ich bin mit einem energischen

Unteroffizier und

einer gut ausgewählten Geschützbedienung allein zurückgeblieben. . . . . .

. Wir

setzen uns in ein Loch, öffnen den Waffenrock, um uns abzukühlen und ich

überlege. Ich habe Lt. L. den Befehl gegeben, mir eine Protze

zurückzuschicken,

Sobald er die Marne überschritten habe. Vermutlich ist an den Brücken ein

großes Gedränge, und es wird viel Zeit kosten, dem Strom der abrückenden

Truppen entgegen, zurückzukommen. Jetzt ist's halb zwölf. Um zwölf soll

die letzte Artillerie, um drei die letzte Infanterie hinüber sein*). Es

wird eine

knappe Sache, wenn es überhaupt was wird. Da kommt mir der Gedanke,

das Geschütz mit Menschenkraft den Berg hinunter und wenn möglich, über

die Marne zu schieben. Versuchen! Ich nehme die Leute zusammen. ,, Die

königliche Erste läßt kein Geschütz in Feindeshand fallen!" Die Leute sind

wieder prächtig. Alles entbehrliche wird abgepackt und vergraben. Dann wird

zugefaßt und die beschwerliche Reise geht los. Wir kommen wirklich besser

weiter, als ich gehofft hatte. schon sind wir auf der Straße nach Soilly

und

ein gutes Stück bergab. Da kommt die 7. Batterie an, uns überholend. Die

haben sich schön verspätet! Ich bitte den Führer um zwei Pferde. Er hat

selbst zu wenig. Na, wir kommen schon allein weiter. Alles zieht und mar-

schiert an uns vorüber und hat nur mitleidige oder gar keine Blicke für

uns.

Da treffe ich an der Straßengabel auf einen Offizier der 5. Batterie, der

mit

Gespannen die 4. erreichen soll, sie aber nicht gefunden hat, -- sie war

allein

fortgekommen -- und mir sofort sechs Pferde anbietet. Ich greife zu. Schon

will ich die Lafette schleifen lassen, da finden wir auf der Suche nach

einem

Hebebaum einen zerschossenen Fußartillerie-Munitionswagen, dessen Protze

noch unversehrt ist. Wir fallen sofort über sie her. Zwar fehlt die Vorder-

bracke, aber wir können wenigstens zwei Pferde davorspannen. Mit denen

gelange ich nach Soilly. Hier halten wir einen Augenblick und saufen an

einem Brunnen wie das Vieh. Die Hauptstraße können wir nicht ziehen:

da ist Munition in Brand geraten. Aber man kennt hier allmählich ja jeden

Schleichweg und wir ziehen anders herum ins Marnetal und auf die Heer-

straße nach Osten. Die Gardebrücke ist zerstört: Zwei Divisionen auf dem

Rückzug ohne Brücke! Also weiter. Durch das brennende Dormans. Bei

Vincelles an die Brücke. Sie schießen gerade hin. Aber schlecht. Ich hatte

ein großes Gedränge erwartet. Aber es floß nur ein dünnlicher Menschen-

Strom mit Abständen hinüber. Sehr angenehm. Um 12.30 überschritten wir

die Marne in nördlicher Richtung, ich diesmal als letzter der Batterie und

wohl des Regiments. Der helle Mond schien auf den blanken Strom und das

Gebüsch am Ufer. Trümmer und Zerstörung sahen malerisch aus. Ein

tragischer Augenblick" **).

________________

*) Ein Irrtum!

**) Die Verluste dieser Batterie seit dem 15. Juli betrugen 31 von

120 Mann, von denen aber höchstens etwa 80 ins Gefecht gekommen waren,

da die anderen abkommandiert, auf Urlaub oder bei der Bagage waren. Unter

den 31 waren aber nur zwei Tote, die meisten leicht verwundet, einer

vermißt.

Von ihren 83 Pferden verlor die Batterie 33, davon 17 tot.

148 Die Fortsetzung des Angriffs am 19. Juli.

Im allgemeinen aber vollzog sich der Rückmarsch und Uferwechsel

dieser letzten Batterien unter günstigeren Umständen und mit verhältnis-

mäßig geringen Verlusten.

Inzwischen hatten um 10.00 abds., z. T. schon vorher, die Bereit-

schaften überall eine an den hinteren Hängen der Höhen des Südufers

gelegene, in sich geschlossene Aufnahmelinie besetzt. Gleichzeitig gingen

die Reservebataillone auf das Nordufer der Marne zurück, wo sie unter

Belassung starker Sicherungen unmittelbar am Fluß eine vorher er-

kundete Stellung -- im allgemeinen die am 15. Juli verlassene! -- be-

zogen. Um 11.00 abds. lösten sich die Vorfeldbesatzungen und die in der

Hauptwiderstandslinie stehenden Teile der Kampfbataillone vom Gegner.

Durch die Aufnahmelinie der Bereitschaften hindurch gingen sie bis an

die Marne, wo sie den Damm der hart südlich des Flusses laufenden

Eisenbahn besetzten. Das Zurückgehen der Vorfeldbesatzungen wurde

durch Patrouillen verschleiert. Um 3.00 vorm. räumten die Bereitschaften

die Aufnahmelinie, um die Marne zu überschreiten und dort hinter den

inzwischen auf dem Nordufer in Stellung gegangenen bisherigen Re-

serven neue Bereitschaftsplätze einzunehmen. Auch von ihnen blieben zu-

nächst noch stärkere Offizierpatrouillen mit Maschinengewehren zurück,

die den Befehl hatten, dem etwa nachdrängenden Feind zähesten Wider-

stand zu leisten. Es kam indessen nirgends zu wesentlichen Gefechten,

der Gegner verhielt sich wider Erwarten ziemlich ruhig; sein Störungs-

feuer lag zwar in wechselnder Stärke in dem ganzen Gelände südlich der

Marne, besonders im Marnetal selbst und auf den Brückenstellen, seine

Infanterie blieb aber völlig untätig. So konnten sich denn auch die

Offizierpatrouillen überall schon bald vom Feinde lösen und ihren

Bataillonen folgen. Nachdem auch sie das Nordufer erreicht hatten, ging

auch die Besatzung des Bahndamms zurück; auf dem Südufer blieben

jetzt nur noch kleinere Postierungen, die den Abbau bzw. die Zerstörung

der Brücken und Übergänge, mit der die Pioniere nun überall begannen,

abzuwarten hatten.

Ohne Hast und in guter Ordnung bewegen sich die deutschen Ba-

taillone, die sich nach erfolgter Loslösung vom Feind in Marschkolonnen

gesetzt haben, überall zu den Brücken und Übergangsstellen hin. Schwei-

gen liegt auf den Kolonnen. Soweit die Müdigkeit, die jeden einzelnen

beherrscht, überhaupt Gedanken aufkommen läßt, weilen diese vor allem

Die Räumung des südlichen Marneufers.  149

bei den vielen, vielen Kameraden, die man, hastig und notdürftig be-

erdigt, hier zurücklassen muß, oder die, verwundet bereits vorher im

Krankenwagen oder auf einem leeren Munitionswagen oder auch zu

Fuß, sich mit den letzten Kräften weiterschleppend, den Schreckensweg

über die ständig im feindlichen Feuer liegenden Brücken angetreten

haben. Rückzug! Rückzug! Ein bitteres Gefühl überkommt die Mar-

schierenden. Das ist also das Ende einer groß angelegten Offensive, das

Ergebnis unerhörter Mühen, Anstrengungen und Opfer! Das Herz zieht

sich zusammen bei diesem Gedanken. Dann taucht aber doch auch die Er-

wägung auf, daß die Lösung der zuletzt völlig unhaltbar gewordenen

Lage, das Herauskommen aus dieser wüsten ,,Schweinerei" in jenem

Hexenkessel südlich der Marne eigentlich gar nicht unangenehm, auf

jeden Fall aber eine unbedingte Notwendigkeit ist. Fast schämt man sich

solcher, dem Selbsterhaltungstrieb entsprossener Gedanken, aber sie wer-

den doch stärker und stärker.

,,. . . Um 11.0 abds. lösten sich auch die zur Sicherung des Abzuges

bis

zuletzt am Feinde verbliebene 2. und 4. Komp. unbemerkt vom Gegner los

und gingen zusammen mit dem Regimentsstab auf den wenigen noch vor-

handenen und jetzt schon recht unsicher gewordenen Schwimmstegen über. Wie

Diebe in der Nacht schlichen wir uns davon! Wie anders, erfaßt von der mit-

reißenden Begeisterung des losbrechenden Angriffs, umbrüllt vom Donner der

Schlacht, war doch das Übersetzen vor nur wenigen Tagen gewesen!. . . ."*).

,,. . . Zur Verschleierung der Rückwärtsbewegung hatten starke Offi-

zierpatrouillen am Feinde zu bleiben und ihn durch lebhafte Tätigkeit zu

täuschen. Die unbemerkte Loslösung vom Gegner glückt vollständig. Nach

Einbruch der Dunkelheit verlassen die Jäger truppweise die blutdurchtränkte

Wahlstatt. Lautlos wird der Rückzug angetreten. Im milden Glanze des

Mondes liegt das Marnetal. Wie ein Leichentuch breitet sich mitleidig ein

Nebelschleier über Wald und Flur. Silberhell glänzt der Schicksalsfluß.

Um 12.00 mitternachts hatten die Trümmer des Regiments aus der noch

einzigen Brücke, die in der Mitte schon knietief im Wasser lag, und auf

schwankenden Brückenstegen die Marne trotz schwerer Beschießung glücklich

überschritten. Auch den Nachhuten gelang es, mit geringen Verlusten das

Nordufer zu erreichen.

Als um 5.00 vorm. der letzte Jäger den Fluß hinter sich hatte,

sprengten

Pioniere die Brücke in die Luft . . . . .**).

Wieder hatte überall die emsige Tätigkeit der Pioniere begonnen.

Was vor kurzer Zeit in schwerer Arbeit gebaut, was während der letzten

Tage unter unerhörten Opfern und in den schwierigsten Verhältnissen

mühevoll erhalten worden war, das galt es jetzt so schnell wie möglich

______________

*) Geschichte des 2. Ermländischen Infanterie-Regiments Nr.151.

**) Geschichte des Jäger-Regiments Nr. 3.

150 Die Fortsetzung des Angriffs am 19. Juli.

auszubauen und zu vernichten. Kein Übergang durfte dem Gegner in

die Hand fallen, den Triumpf, auf den Brücken der Deutschen den Fluß

überschritten zu haben, sollte er nicht haben! Rastlos sind die Männer

der schwarzen Waffe tätig. Hatte der 15. Juli den Ruhm des Tages

von Alsen erneuert, so sollten die Taten dieser Nacht neue, unvergäng-

liche Lorbeeren bringen.

Nach genau vorbereitetem Plan, dessen Innehaltung fast überall

möglich war, wurde gearbeitet. Teilweise konnten die Brücken zurück-

gebaut und das Material geborgen werden. Sonst wurden überall die

Pontons versenkt, die Stege und Behelfsbrücken gesprengt. Aus einem

letzten schwankenden Steg oder einer bis dahin übrig gelassenen Fähre

gingen schließlich noch die letzten Postierungen und Sicherungen der In-

fanterie über die Marne. Dann flogen im Morgengrauen auch diese

Übergänge in die Luft, das Südufer war geräumt.

* *

*

Die Ausgabe des den linken Flügel der Angriffsfront der fran-

zösischen 10. Armee bildenden 1. A.K. bestand am 19. Juli in der Deckung

der linken Armeeflanke. Das Korps, hinter welches die 69. Inf.Div. als

Reserve gezogen wurde (vgl. S. 109), beteiligte sich hierzu südlich der

Aisne an dem allgemeinen Angriff; der rechte Flügel kämpfte am Abend

in Gegend Courmelles Fe. -- la Roche. Von den Divisionen des südwärts

anschließenden XX. A.K. konnte die Marok. Div. auf den Höhen östlich

der Schluchten von Chazelle und Léchelle Fuß fassen; aus der Armee-

reserve mußte dem Korps die 58. Inf.Div. zur Ablösung der 2. amer.

Inf.Div. unterstellt werden, die in den Kämpfen um Vierzy hart mit-

genommen worden war*). Beim XXX. A.K. war die 48. Inf.Div. zurück-

gezogen und durch die 19.**) und 1. Inf.Div. ersetzt worden; der Angriff

dieser Divisionen, dem sich auf dem linken Flügel auch die 38. anschloß,

führte schließlich zur Fortnahme des Bois de Mauloy, das Korps er-

reichte die Linie Parcy-Tigny -- Blanzy. Das XI. A.K. (nur noch 5. und

41. Inf.Div., vgl. S.109) nahm die Höhen von Chouy.

Bei der 6. Armee nahm das II. A.K. die Höhen von Neuilly- St.

Front. Das VII. franz. und I. amer. A.K. gewannen durchschnittlich

_____________

*) Die 2. amer. Inf.Div. hatte am 18. und 19. Juli 2500 Mann

verloren.

**) Der Einsatz der 19. Inf.Div. hatte am Abend des 18. Juli

begonnen.

Die Ereignisse auf der Feindseite. 151

1500 m Raum*), der linke Flügel des amerikanischen Korps (167. franz.

Inf.Div.) drang vorübergehend in Monthiers ein.

Gegen Mittag machten sich bei der 9. Armee Anzeichen bemerkbar,

daß die Deutschen versuchten, sich dem geplanten Angriff zu entziehen

und auf das Nordufer der Marne auszuweichen. Als diese Anzeichen

sich am Nachmittag mehrten, erhielt die Artillerie der 9. Armee Befehl,

einen Feuerwall auf die Marne zu legen; Flieger hatten zu prüfen,

daß alle Übergänge tatsächlich unter Feuer lagen.

Für die Fortsetzung der Offensive waren von General Foch im An-

chluß an eine Besprechung, die er am Morgen mit Pétain gehabt hatte,

folgende Direktiven gegeben worden: ,,Ziel der im Gange befindlichen

Schlacht ist die Vernichtung der deutschen Kräfte südlich der Aisne und

Vesle; den Hauptstoß führen 10. und 6. Armee weiter in Richtung auf

Fère-en Tardenois. Baldiger kräftiger Angriff der 9. und 5. Armee!

Die 9. Armee wirft den Feind über die Marne, die 5. gewinnt zunächst

die Linie Chatillon sur Marne -- Bligny, dann die Straße Verneuil --

Bille-en Tardenois".

Die Heeresgruppe ,,Reserve" konnte es im allgemeinen bei ihrem

am Abend des 18. gegebenen Angriffsbefehl (vgl. S.112) belassen; aus

Besorgnis vor deutschen Gegenangriffen ordnete sie die Schaffung einer

Widerstandslinie hinter der Angriffsfront zum Schutz der Artillerie an.

Bei der Heeresgruppe ,,Mitte" hatte sich dagegen die Lage insofern

-- im günstigen Sinne! -- verändert, als jetzt die 5. Armee bis

zum 20. Juli früh angriffsbereit sein konnte; wider Erwarten ließ sich

nämlich der Einsatz des XXII. brit. A.K. schon bis zu diesem Zeitpunkt

durchführen. Am 20. Juli konnten also zum erstenmal die 10., 6., 9. und

5.Armee einheitlich angreifen.

_____________

*) Tatsächlich hat nur das VII. A.K. etwas Gelände gewonnen, das

I. amer. A.K. hatte keine Erfolge.

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